RFID

RFID ist die Abkürzung für radio frequency identification, «Funkfrequenzerkennung». RFID besteht aus einem Lesegerät mit einem Sender und einem sogenannten Transponder, der ein Funksignal empfangen und automatisch beantworten kann. Dieser Transponder ist passiv: Er benötigt keine Stromversorgung, denn die Energie, die er zum Funken braucht, bezieht er aus dem elektromagnetischen Feld des Senders. Daher kann er geradezu winzig sein: In Fingernagelgrösse sitzt er auf Kreditkarten, klein wie ein Reiskorn lässt er sich implantieren, und flach wie eine Briefmarke wird er auf Produkte geklebt. Türschliessanlage, Wareninventar, Hundesteuer, Buchausleihe, Passkontrolle: Nichts, was sich mit RFID nicht eindeutig identifizieren liesse. Der Vater von RFID waren der Elektroingenieur Charles Walton und seine Firma im Silicon Valley. Walton war nicht der erste, aber wohl der geschäftstüchtigste Forscher auf diesem Gebiet, und 1983 wurde sein Funkprinzip patentiert.

RFID hat die Welt erobert. Kontaktlos zahlen wir heute im Supermarkt, an der Tankstelle, im Café. Wir halten unsere Bank– oder Kreditkarte, das Handy oder gar die Armbanduhr an den Leser – und die Rechnung ist beglichen. Weil das Funksignal verschlüsselt ist, weil der integrierte Transponder nur auf eine Entfernung von wenigen Zentimetern funktioniert und sich aus der Ferne nicht hacken lässt, gilt RFID als sehr sicher; bei kleineren Beträgen ist in der Regel nicht einmal mehr ein PIN notwendig.

Die RFID-Patente sind längst abgelaufen, und Erfinder Walton starb 2011. Seine Erfindung aber ist lebendig wie nie.

Riesenrad

Chicago, 1892. Die Vorbereitungen für die Weltausstellung laufen auf Hochtouren. Der Eisenbahningenieur George Washington Gale Ferris aus Illinois hat einen kühnen Plan: Seine Erfindung soll das bekannteste Bauwerk der Zeit, den Pariser Eiffelturm, in den Schatten stellen. Einen Turm hat Ferris nicht im Sinn. Er denkt an ein Rad, eine Art «hochkant gestelltes Karussell», über 80 Meter hoch, mit 36 Gondeln, gross wie Eisenbahnwaggons, die über 2000 Passagiere aufnehmen können.

Vom Organisationskomitee wird der schlaksige Ingenieur erst einmal ausgelacht: Zu fragil, zu unsicher, viel zu teuer. Doch Ferris ist zäh. Wieder und wieder spricht er vor, und als dem Komitee am Ende die Zeit davonläuft – eine Attraktion à la Eiffelturm ist nicht in Sicht –, erhält Ferris grünes Licht.

In den wenigen Monaten bis zur Eröffnung begeistert Ferris Investoren, gründet die «Ferris Wheel Company» und baut zusammen mit neun Stahlbaufirmen das grösste Rad seit dessen Erfindung. Als die Weltausstellung 1893 ihre Tore öffnet, dreht sich das Riesenrad, von Dampfmaschinen angetrieben, um eine Stahlachse, die allein 56 Tonnen wiegt. Die Presse bejubelt den Triumph amerikanischer Ingenieurskunst, Millionen Besucher steigen mit dem Riesenrad in luftige Höhen.

Doch dann geht es bergab. Im November ist die Weltausstellung zu Ende, das Rad wird abgebaut und eingemottet. Ferris, gesundheitlich angeschlagen, sucht fieberhaft nach neuen Möglichkeiten. Vergeblich. Ein Börsencrash lähmt die Wirtschaft, Patentjäger bauen das Rad in grossem Stil nach, Ferris stirbt, erst 37-jährig und vereinsamt, an Typhus. Den Ruhm des Erfinders aber kann ihm keiner nehmen: Auf Englisch heisst «Riesenrad» bis heute Ferris wheel.

Roboter

Roboter sind High-Tech-Maschinen, die uns die Arbeit abnehmen sollen, und manchmal gleichen sie uns mehr als uns lieb sein kann:

Es ist eben nicht so, als ob man Roboter nur in den Fabriken fände; und es braucht nur ein wenig Nachdenken über den Rahmen, in welchem sich das Leben des modernen Städters abpielt, um zu der Schlussfolgerung zu gelangen, dass wir alle in irgendeiner Hinsicht Roboter sind,

schrieb schon 1951 der belgische Sozialist und Sozialpsychologe Hendrik de Man.

Roboter
Wozu unser technisches alter ego eigentlich gut sein soll, weiss die Wortgeschichte: «Roboter» kommt von robota, dem tschechischen Wort für «Arbeit». Der wenige Wochen vor Ende des Zweiten Weltkriegs im Konzentrationslager Bergen-Belsen umgebrachte Künstler Josef Čapek erfand das Wort 1920 für seinen Bruder. Der nämlich hatte das Stück «R.U.R» geschrieben, eine Parabel über das Unternehmen «Rossums Universalroboter», das künstliche Menschen produziert. Als rechtlose Billigarbeiter versehen sie ihren Dienst und verändern nach und nach die gesamte Weltwirtschaft, bis sie sich schliesslich gegen die Menschheit richten, die sie erschaffen hat.

Die Vorstellung von der Mensch-Maschine aber ist noch viel älter. Sie geht auf den alten jüdischen Mythos vom Golem zurück, eine aus Lehm geschaffene Gestalt mit übermenschlichen Kräften, die durch Magie zum Leben erweckt wird und die gehorchen, aber nicht sprechen kann. Auch dem Talmud zufolge sind wir alle ein bisschen Roboter: Die Erschaffung Adams wird hier beschrieben wie die eines Golems: aus einem formlosen Klumpen Lehm.

Rolltreppe

Der Weg der Rolltreppe war ziemlich holprig. Einen ersten Anlauf nahm 1859 Nathan Ames, ein Patentanwalt, der zwar visionär, aber nicht sonderlich praktisch veranlagt war. Ames hatte wenig Ahnung, wer seine Rolltreppe dereinst benutzen sollte, und gar keine, wie sich seine Erfindung dereinst antreiben liesse. Und weil seine Mechanik ausserordentlich kompliziert war, wurde keine seiner Rolltreppen je gebaut. Das änderte sich 1892 mit dem «endlosen Förderband», wie der Ingenieur Jesse W. Reno seine Erfindung nannte. Eine Rolltreppe war zwar auch das noch nicht – eher ein breites Gummiband auf Rollen, mit schrägen, starren Holzlatten –, aber immerhin wurden diese stufenlosen Förderbänder in den USA dreissig Jahre lang gebaut.

Den weltweiten Durchbruch schaffte die Rolltreppe aber erst mit den Stufen, auf denen man ganz normal stehen konnte, mit dem Kamm am Ende, der verhinderte, dass sich die Schuhsohlen säumiger Passagiere verklemmten – und mit der Weltausstellung von 1900 in Paris, wo die Rolltreppe des Erfinders Charles Seeberger und der Otis Elevator Company als Sensation gefeiert wurde und prompt einen Grossen Preis und Gold gewann, was bei den Zehntausenden vergebener Preise und Medaillen zwar nicht so viel bedeutete, aber immerhin viel Publicity brachte.

Bequem ist sie ohne Zweifel, die Rolltreppe. Gesünder allerdings wäre es, auf sie zu verzichten. Treppensteigen ist nämlich eine erstaunlich effektive Fitnessübung für den Alltag. 400 Treppenstufen zu Fuss, sagen Fachleute, entsprechen einer Viertelstunde Jogging.

Rubinstein, Jon

Wie jedes Jahr lud Apple Ende Februar 2001 zur Kultmesse, auf der der oberste Apple-Chef Steve Jobs jeweils seine neuesten Gadgets vorstellt. Der Konferenzsaal an der «Macworld» in Tokio war restlos ausgebucht, und Jobs sprach: Digitalkameras und Organizer hätten längst ihren Siegeszug angetreten, nur die Musikplayer, das wohl wichtigste Requisit des modernen Menschen, seien nach wie vor «gross und sperrig oder aber klein und nutzlos», ihre Software «unglaublich hässlich». Das Publikum hörte gebannt hin – volle 12 Minuten lang unterbrach kein Applaus das Evangelium des Steve Jobs, bis dato ein Rekord.

Nur einer fehlte im Saal: der Apple-Entwicklungschef Jon Rubinstein. Der nutzte die Messe für eine Stippvisite bei den Ingenieuren von Toshiba. Die führten ihm voller Stolz ihre neueste Errungenschaft vor: eine nur viereinhalb Zentimeter kleine Computerfestplatte mit einer Kapazität von 5 Gigabyte. Auf Rubinsteins verblüffte Frage, wozu dieser Winzling denn dienen sollte, herrschte betretenes Schweigen: Toshiba hatte schlicht keine Ahnung.

Jon Rubinstein dagegen schon. Kurzerhand lieh er sich das Minilaufwerk aus, führte es seinem Chef Steve Jobs vor und machte sich ans Werk. Nur acht Monate später war er geboren: der allererste iPod von der Grösse einer Handseife, mit gerundeten Kanten, elegant verchromtem Rücken, blau leuchtendem Display und Platz für 1000 Songs.

Ein Wunderding. Zusammen mit der Musiksoftware iTunes und dem Music Store machte der iPod Apple zum Giganten: Bis heute sind gegen 300 Millionen Stück verkauft, und das laufende Geschäftsjahr wird für Apple ein glänzendes sein: mit einem Gewinn von über 20 Milliarden Dollar.