Medien

Warum die 1000-Franken-Note so beliebt ist

«Oft kaum mehr als eine Doppelseite umfassen die Miniaturen von Bare Münze, einem vergnüglich-erhellenden Streifzug durch die Geschichte des Geldes. Thomas Weibel, Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Chur, fängt beim Tauschhandel in der Steinzeit an: Beeren gegen Baumnüsse, Brennholz gegen Bärenfell. Vier Absätze weiter sind wir bei den Bitcoins und beim ‹bartering›, was auf Deutsch nichts anders als Tauschhandel bedeutet.

Das Kapitel ‹Die Füße voran in siedendes Öl› führt in die Welt der Falschmünzer und besucht etwa den Münchner Grafiker Günter Hopfinger, der als ‹Blütenrembrandt› 1973 aufflog. Per Tuschefüller und von Hand zeichnete er seine Tausendmarkscheine, acht Stunden brauchte er für ein Exemplar. Eigentlich kein schlechter Stundenlohn, erklärte er den Polizeibeamten. Ebenso flott geht die Reise zu Begriffen wie Bankrott oder Blüten, zu Falschmünzern, Verkaufsautomaten, Banknoten, Weihnachtsgeld, Gutscheinen und Boni, zu der im KZ entwickelten Liliput-Rechenmaschine ‹Curta› von Curt Herzstark, zu Andy Warhols ‹One Dollar Bill›, die 2015 bei Sotheby’s 32,8 Mio. $ erzielte, zu David Bowies Anleihe für ‹The Man Who Sold the World› oder zur Frage, warum Flugtickets einmal wie teure Banknoten ausgesehen haben.

Es gibt eine kleine Geschichte des Verschließens, schön illustriert wie überhaupt all die Miniaturen, sowie Betrachtungen darüber, was für Kriminelle die besten Währungen sind, um in wenigen großen Scheinen viel Geld hinwegzutragen. Am beliebtesten weltweit: die Schweizer 1000-Franken-Note, 60 Prozent des gesamten Notenumlaufs der Schweiz besteht aus solchen Scheinen. Zehn Mio. Dollar passen damit leicht in eine Aktentasche und wiegen weniger als zwölf Kilogramm, für 500-Euro-Scheine bräuchte es hier bereits zwei Geldkoffer. Und in 100-Dollar-Scheine aufgeteilt, die größte aktuelle Banknote der USA, wären für die zehn Millionen schon einige Koffer notwendig, um gut 100 Kilo Papiergeld zu schleppen. Kein Wunder, dass in Wallace Strobys Räuberinnen-Romanen mit Crissa Stone so ausgiebig Dollars gezählt werden müssen. Schon Karl Valentin wusste: ‹Rechnen ist schön, macht aber viel Arbeit.›»

Alf Mayer, Culturmag, 19. September 2017

 

Bare Münze

«Dieses Buch hatte ich schon etwas länger auf dem Stapel ungelesener Bücher liegen. Ein Leseexemplar vom Verlag Johannes Petri, für das ich irgendwie nie den richtigen Moment fand. Weil ein Buch über Geld, darauf muss man sich konzentieren, das liest sich nicht so nebenbei. Dachte ich.

Ich hätte es schon viel früher zur Hand nehmen sollen!

Thomas Weibel erzählt in kurzen, sehr schön bebilderten Kapiteln über die Geschichte des Geldes von der Frühzeit bis heute. Unterhaltsam und informativ liest man nicht nur vom Ursprung des Geldes und seine weitere Entwicklung, sondern auch kleine Anekdoten um Geld und alles, was damit zusammenhängt. Ich habe immer mal wieder ein paar Kapitel gelesen und es sehr genossen. Spontan fielen mir auch gleich mehrere Leute ein, für die dieses Buch ein tolles Geschenk wäre. Durch seine hochwertige Ausstattung und Gestaltung bietet es sich geradezu dafür an. Und das Thema dürfte für ziemlich jedermann interessant sein.

Wer ein etwas anderes Geschenk sucht oder aber selbst etwas über Geld erfahren möchte, in gut verdaulichen, unterhaltsamen Häppchen, ist hier goldrichtig.»

Anja Bayer, Anjas Insel, 5. August 2017

 

Was es über Geld zu wissen gibt

«Der Autor, Professor an der HTW Chur, hat eine hübsche Geschichte über das liebe Geld zusammengestellt. Angefangen bei den römischen Münzen bis zu den umstrittenen Boni, ein Buch mit Geschichte und Geschichten über etwas, das wir so oft brauchen und worüber wir uns im Alltag kaum Gedanken machen. Amüsantes, Nützliches, Erstaunliches aus der Welt der Finanzen: «Bare Münze» bietet überraschende Einblicke in Notenbanken, Schatullen, Tresore und Portemonnaies. Geld regiert eben die Welt!»

Stadtbibliothek Olten, 26. Juli 2017

 

Geld ist geil

«Die beliebteste von allen ist die 1000-Franken-Note. Sie ist die grösste und die verlässlichste. Rund 42 Millionen Scheine sind im Umlauf, ein Grossteil wohl in Banktresoren. Denn nur die 10 000-Dollar-Note des Sultanats Brunei und die – seit 2014 nicht mehr ausgegebene – 10 000-Dollar-Note aus Singapur sind noch wertvoller. Darum ist der 1000-Fränkler der Liebling aller Schmuggler und sonstigen Bargeld-Liebhaber. Grosse Noten bedeuten weniger Gewicht: 10 Millionen Dollar wiegen in 1000-Franken-Noten kaum zwölf Kilo und passen bequem in einen Durchschnittskoffer; in 500-Euro-Scheinen würde das zwanzig Kilo wiegen und zwei Koffer benötigen. Der Frankenschein kann einem Geldschmuggler Nerven und Muskeln sparen, und beides braucht er beim Schmuggeln dringend.

Thomas Weibels kleines Büchlein ‹Bare Münze› richtet sich aber nicht nur an Schmuggler oder Freunde abseitigen Wissens, sondern versammelt Geschichten ums Geld, um Münzen oder Noten, Währungen und Mechanismen, die damit zusammenhängen. Sicher, Geld ist beliebt und begehrt, darum werden Kriege geführt, dafür Freundschaften aufs Spiel gesetzt und Leben riskiert. Doch dem Wirtschaftsjournalisten Weibel, der heute auch an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Chur lehrt, geht es nicht um Gier oder Ehrgeiz oder was Geld mit den Menschen macht.

‹Seit ich über Geld schreibe, hat sich mein Verhältnis zum Geld als Wert nicht geändert›, sagt er. ‹Aber Banknoten, die ich im Supermarkt bekomme, die schaue ich mir jetzt immer genau an.› So beschreibt er etwa, welche Sicherheitsmerkmale die neuen Schweizer Banknoten aufweisen: der dreidimensional scheinende Globus, der sich von Zehner- bis Tausendernote einmal um die eigene Achse dreht, Sicherheitsstreifen und Spezialdrucke, Bilder, die nur bei Infrarotlicht erscheinen, Druckfarben, die auf normalem Papier Spuren hinterlassen, und Symbole, Sicherheitsfäden, Lochungen und Mikro­texte.

Wissen dieser Art schreibt Weibel für den Finanzblog der LGT-Bank und übernimmt sie auf seine eigene Webseite. ‹Am Anfang stand die Freude daran, dass die Wurzel vieler Dinge, die wir heute als neu bestaunen, weiter zurückreicht als vermutet›, erzählt Weibel, ‹und der Wunsch, für den Wirtschaftsteil der Zeitung eine Sprache zu finden, die nicht nur Kenner und Insider verstehen.› 49 dieser Blogbeiträge sind jetzt im Buch ‹Bare Münze› versammelt, das den Untertitel trägt: ‹Gallier und heilige Gänse: Was es über Geld zu wissen gibt›.

Die Gallier und die Gänse hängen mit der römischen Göttin Juno Moneta zusammen, deren Name ursprünglich Mahnerin oder Warnerin bedeutete, weil sie mit ihren heiligen Tieren, den Gänsen, den Fall Roms verhindern konnte. Die Rettung kostete die Römer immerhin 1000 Pfund Gold, auch damals schon eine stolze Summe. Aber ihre Stadt war gerettet, das war die Sache wert. Als der Juno-Tempel auf dem Kapitol durch einen Neubau ersetzt wurde, errichtete man dort eine Münzanstalt und prägte auf die Münzen Junos Porträt und ihren Namen, Juno Moneta. Juno war fortan nicht mehr nur die Göttin mit den Gänsen, sondern auch die Schirmherrin über die Münzerei.

Nur selten geht es so tierisch zu, wenn Weibel erzählt. Vielmehr steckt oft auch hartes Geschäft dahinter, etwa wenn Charles Dow mit seinem Kollegen Edward Jones den Dow Jones Index einführt. Oder wenn der Lebensmittel- und Spielehersteller General Mills die Rechte an Monopoly durchsetzen will, die er von Erfinder Charles Darrow erworben hat – und vor Gericht düpiert feststellen muss, dass Monopoly selbst eine Kopie war einer Version, die als antikapitalistisches Spiel erdacht und patentiert worden war. (…)

Ein langer Weg von den Problemen des Tauschhandels – wie viele Kaninchen kostet eine Ziegenhaut? – zu den Entwicklungen des 21. Jahrhunderts. Da wird das Ende des Bargeldes vorausgesehen und mit Bitcoins bezahlt: Geld, das man nur als Code besitzt, nur mühsam und mit grossem technischen Wissen im Internet kaufen oder noch komplizierter selbst herstellen kann; ein Prozess, der sich ‹mining›, schürfen, nennt – und der doch mit dieser dreckigen, handwerklichen Tätigkeit so wenig zu tun hat wie – ja, was? Wie die 1000-Franken-Note mit den heiligen Gänsen der Göttin Juno.»

Valeria Heintges, St. Galler Tagblatt, Luzerner Zeitung, Thurgauer Zeitung, Bote der Urschweiz, 18. Juli 2017

 

Podcasts brauchen Bühnen

«Auch bei den Sendern selbst wird das Potenzial von Podcasts unzureichend genutzt: Viele attraktive Angebote der Radiosender werden nicht übersichtlich gesammelt und sind nicht auf Podcast-Plattformen zu finden. Wie es besser geht, zeigte der Journalist Thomas Weibel in einem Lightning Talk. Er hat seine Sendung 100 Sekunden Wissen des Schweizer Senders SRF 2 in Form eines Lexikons online gestellt – zum Lesen und zum Hören. Die Seite ist durchsuchbar und mit Stichwortlinks ausgestattet. Zustande kam das Projekt allerdings nur, weil Weibel in Eigeninitiative die Seite aufgebaut hat. Die Marketingverantwortlichen seines Senders hielten das Vorhaben für eine Schnapsidee: Nicht mit der Corporate Website vereinbar, zu wenig Publikum, kein Potenzial. Weibel kritisiert die Unflexibilität vieler großer Sender und rät: Im Zweifel einfach mal selber machen. Sein Podcast ist über iTunes und Google zu finden.»

Christina Spitzmüller, re:publica, 23. Mai 2017

 

Franken und Rappen sind Ausländer

«Mit der Bank verhält es sich einfach: Im Althochdeutschen war damit der Tisch eines Geldwechslers gemeint. Der Tisch stand ursprünglich nicht in einer Filiale, sondern im Freien. Auf ihm stapelten sich die zum Tausch bereiten Münzen, wie Thomas Weibel in seinem jüngst erschienenen Büchlein ‹Bare Münze› schreibt. Der frühere ‹Bund›-Redaktor und heutige Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Chur erzählt in 49 Episoden verschiedene Geschichten rund um das Geld. Zur Urform der Bank gibt es noch anzufügen, dass die Gläubiger diese im Falle eines Bankrotts zu Kleinholz schlugen. Davon zeugt die italienische Wortschöpfung banca rotta, die vom italienischen Verb rompere (zerbrechen oder zerschlagen) abgeleitet ist.

Nachdem mit dem Römischen Reich auch das einheitliche Währungssystem untergegangen war, kam es in Europa zum Münz-Wildwuchs. Karl der Grosse wollte dem ein Ende bereiten. Er ordnete im Jahr 739 ein neues System an: 12 Silberpfennige ergeben einen Schilling, 20 Schillinge wiederum ein Pfund. Der Name war Programm: Aus einem damaligen Pfund Silber wurden genau 20 Schillinge bzw. 240 Pfennige geschlagen. Autor Weibel nennt die Währung den ‹Euro des Mittelalters›. Mit der Zeit wurde sie jedoch von Währungen im Dezimalsystem abgelöst – nur in Grossbritannien konnte sich das umständliche System bis 1971 halten. Das Pfund lebt bis heute weiter, und auch mit Schillingen wird in Kenia, Somalia, Tansania und Uganda immer noch bezahlt.

Wenn es in den Medien heisst, ein Unternehmen verkaufe sein Tafelsilber, dann ist das ein Sprachbild. Gemeint sind etwa Immobilien, die zu Geld gemacht werden können. Den Ausdruck konnte man früher aber auch wörtlich verstehen: So musste der römisch-deutsche König Maximilian I. im Jahr 1496 sein silbernes Besteck aus Geldnot verpfänden. Der preussische König Wilhelm I. wiederum liess aus seinem Tafelsilber Münzen prägen, wenn die Staatskasse leer war.

War Napoleon Bonaparte ein Tyrann oder ein Modernisierer? In Falle der Währung trifft Letzteres zu: Nach der Eroberung der Eidgenossenschaft 1798 sollten die kantonalen Währungen wie Batzen oder Taler durch den Franken ersetzt werden. Doch das Projekt scheiterte, weil zu wenig Silber für die neuen Münzen vorhanden war. Erst nach der Gründung des Bundesstaats 1848 wurde die Schweizer Einheitswährung Realität. Den Rappen gab es hierzulande bereits länger. Das kam so: In Freiburg im Breisgau wurden Pfennigmünzen mit Adlerkopf geprägt. Das Volk bezeichnete den Adler aber als Raben, woraus der Rappen entstand. 1387 beteiligten sich verschiedene Schweizer Kantone, darunter auch Bern, am Rappenmünzbund. Dieser sollte den Handel erleichtern. ‹Der Franken aus Frankreich, der Rappen aus Süddeutschland – die Schweizer Währung ist eine Ausländerin›, schreibt Weibel.»

Adrian Sulc, Der Bund, 2. Mai 2017

 

Von Blechmünzen zu Bitcoins

«Fast alle halten es täglich in den Händen, doch kaum jemand weiss etwas darüber: Geld. Thomas Weibel gibt Einblicke in historische Handelssysteme, Portemonnaies und Bankdaten auf ­Serversystemen. Seine anekdotische globale ­Geschichte des Geldes gewinnt in Zeiten ökonomischer ­Unruhen an Aktualität.

Dabei fängt der Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Chur beim Tauschhandel in der Steinzeit an. Er klärt auf über die ­Währungsreform des Frankenkönigs Karl des Grossen, die ersten Banknoten in der Schweiz 1825 und den Stellenwert von Wertpapieren. Die knappen Erforschungen der Vergangenheit und Ausblicke in die Zukunft helfen, die Wirtschaftsgeschichte der Gegenwart zu verstehen.»

Cigdem Akyol, Saldo, 25. April 2017

 

Nerdcore: ein Konversationslexikon für Nerds und alle, die es werden wollen

«Der Nerd ist ein unterschätzter Zeitgenosse. Als Nerd bezeichnen wir den Computerfreak und Fachidioten, jenen blassen, pickligen Milchbart, der seine Zeit vor Computer und Spielkonsole verbringt, bei dem eine unterbrochene Internetverbindung schiere Existenzangst auslöst und der ohne Pizzalieferdienst dem Hungertod anheim fiele. Dabei vergessen wir nur allzu gern, dass wir ohne die Nerds dieser Welt nicht wären, wer wir sind: kein Web, kein Computer, keine Software, keine Games. Die Vorstellung vom asozialen Nerd ist nichts als eine Mär.»

HES-SO Valais-Wallis, Mediathek Soziales, Wirtschaft & Tourismus, 29. Januar 2016

 

Jassen mit Steve Jobs

«Wer hätte das gedacht: Das Bild, das wir uns vom Nerd machen, ist nichts als eine Mär. Der Computerfreak, picklig und blass, schwerstabhängig von Internetanschluss und Pizzaservice – ein Klischee! Der Nerd ein durchwegs unterschätzter Zeitgenosse. Für Thomas Weibel ist der Nerd weit mehr, nämlich schlichtweg der Inbegriff des Erfinders, quer durch die Jahrtausende: Forscher, Künstler, Unternehmer, Ingenieur, Schriftsteller, Journalist, voller Neugier, Wissensdurst und Gestaltungsdrang. Und all das, was wir diesen ‹Nerds› zu verdanken haben, spannt sich bei Weibel zu einem Bogen von der Zahl Pi des Archimedes bis zu den iGadgets von Apple, nebst allem, was vorher schon erdacht und in Zukunft noch ausgetüftelt wird.

Diese Geistesblitze aus der Geschichte des menschlichen Fortschritts wurden bereits in der Reihe ‹100 Sekunden Wissen› von SRF 2 Kultur ausgestrahlt. Nun hat Weibel sie zu einem kurzweiligen Kompendium zusammengestellt, Wissenshäppchen von jeweils etwa einer Seite, die bestens ins Zeitalter von SMS und Twitter passen – ein kunterbuntes, von A bis Z aufgereihtes Sammelsurium.

Natürlich liegt das Schwergewicht auf allerlei rund um die Ära von PC und World Wide Web. Das geht von Akku und Browser, Copy & Paste und E-Mail, Google, mp3 und MS-DOS bis zu Open Source, SMS, Tetris, Wikipedia und zip. Auch der Nerd selber darf nicht fehlen. Daneben findet sich aber so manches, was den Blick über das typisch Nerdige hinaus erweitert: Bleistift und Bostitch, Diderot und Gutenberg, Mahjongg, Museum und Post-it, Sekunde, Würfel oder einfach nur das X. Das Reich der Tüftler und Genies, der Düsentriebs und Qs, ist halt weit und enger verbandelt als gedacht. Kein Wunder, wenn sich da unter J recht unvermutet Jassen und Steve Jobs gegenüberstehen.

Das zu lesen hat Unterhaltungswert, ist bestes Infotainment, das ein bisschen süchtig macht, auf eine Weise, die einem bekannt vorkommt. Ach ja! Wie das nerdige Klicken durchs World Wide Web.»

Christopher Zimmer, Surprise, 5. Juni 2015

 

Interview: «Ich wollte nie im Leben einen Computer anfassen»

«Der gebürtige Seeländer Thomas Weibel hat mit «Nerdcore» ein kurzweiliges Lexikon für Technikfans verfasst. Im Interview erklärt der Nerd, wie es dazu kam.

Thomas Weibel, Sie bezeichnen sich ja selber als Nerd. Was genau ist denn Ihrer Ansicht nach ein Nerd?

Thomas Weibel: Ein Nerd, so sehen es die meisten, ist ein Computerfreak und Fachidiot, ein asozialer, pickliger Milchbart, dessen PC ein Hausaltar ist und der ohne Pizzadienst verhungern würde. Das ist bloss ein einfältiges Klischee. Nerds sind wissbegierig, erfinderisch und kreativ. Ein Nerd interessiert sich schlechterdings für alles, womit sich Menschen beschäftigen. Nerds haben das Feuerschlagen und das Rad erfunden, und ohne sie würden wir noch heute in Höhlen hausen.

Sind Sie stolz, ein Nerd zu sein?

Auf jeden Fall wäre ich das gern. Auch wenn Nicht-Nerds das nicht immer nachvollziehen können.

Wann in Ihrem Alltag fühlen Sie sich besonders als Nerd?

Wenn ich für einen Artikel, eine Radiosendung oder einen Blogpost recherchiere. Und ganz besonders wenn ich programmiere. In die strenge Logik von Programmiersprachen kann ich regelrecht eintauchen und jedes Zeitgefühl verlieren. Dann nimmt mein Nerdsein für Aussenstehende leicht autistische Züge an.

Ist das Nerd-Sein momentan nicht gerade einfach nur total hip und angesagt, quasi eine modische Erscheinung?

Eine Modeerscheinung? Höchstens das Kokettieren mit dem Wort. Echte Nerds, diese genialen Abenteurer und Entdecker, sind selten genug. Eigentlich wäre das der Welt zu wünschen: Nerds, Forscher, Erfinder, die sich mit Problemlösungen beschäftigen, haben wir dringend nötig.

Wie kommt man dazu, ein Buch über Nerds zu schreiben?

Auf ziemlichen Umwegen. Als junger Literaturstudent habe ich beschlossen, nie im Leben einen Computer anzufassen. Zum Glück hatte dieser Entschluss nur ein paar Wochen Bestand. Meine Abschlussarbeit wäre ohne PC nicht zu bewältigen gewesen. So stand das Ding also da, und für mich stand bald einmal fest, dass der PC das universellste Werkzeug war, das ich mir vorstellen konnte. Als vor 25 Jahren dann noch das World Wide Web dazukam, war es endgültig um mich geschehen. Als Politik-, Wirtschafts- und Kulturjournalist haben mich Computerthemen immer beschäftigt und vor einem Jahr schliesslich habe ich damit begonnen, Beiträge zusammenzustellen, die ich in den letzten Jahren fürs Radio gemacht hatte. Am Ende kam dabei ein kleines Lexikon heraus.

Für wen ist das Buch eigentlich gedacht? Nerds kennen die Inhalte bereits sicher schon.

Oh, weit gefehlt! Hand aufs Herz: Hätten Sie gewusst, dass Archimedes von Syrakus, der Entdecker der Hebelgesetze und des Archimedischen Prinzips, schon im dritten Jahrhundert v. Chr. analoge Computer gebaut hat? Oder dass der Erfinder der ersten Kurzschrift, mit der man Reden in Echtzeit protokollieren konnte, ein Sklave im alten Rom war? Vieles von dem, was wir heute als modern betrachten, hat eine viel längere Geschichte, als wir glauben mögen. Und weil es Nerds gibt, die so etwas wissen wollen, habe ich das Buch geschrieben.

Stimmt, ich muss zugeben, das wusste ich vorher nicht. Das Buch «Nerdcore» ist aber ja etwas gar schmal geworden und es gibt mit Sicherheit noch viele weitere interessante Inhalte. Planen Sie eine Fortsetzung?

Im Augenblick nicht. Aber wenn «Nerdcore» auf Interesse stösst, dann fällt mir ganz bestimmt noch was ein.

Machen Sie eigentlich auch mal gelegentlich Medienfasten und schalten alle Ihre Geräte aus?

Fasten, ich gebe es zu, ist nicht so mein Ding, und Medienfasten schon gar nicht. Dazu bin ich viel zu sehr Journalist. Und viel zu sehr Nerd.»

Simon Dick, Bieler Tagblatt, 5. Juni 2015

 

Kulturgeschichte der Neuen Medien von A bis Z

«Das soeben erschienene Buch „Nerdcore“ versammelt 100 Miniaturen aus der Welt der Neuen Medien. Damit möchte der Schweizer Journalist, Produzent und Dozent Thomas Weibel sogenannten ‹Nerds› und ‹Digital Natives› kulturelles Hintergrundwissen vermitteln und zeigen, dass diese neue Welt der Multimedien auf historischem Humus gewachsen ist. Und er versucht Wege aufzuzeigen, die multimediale mit der alten Welt zu verbinden.

Die hier veröffentlichten Texte sind erstmals für die Radiorubrik „100 Sekunden Wissen“ bei SFR 2 gesendet worden. Weibel möchte, dass auch konventionelle Mediennutzer einen Überblick über aktuelle Technologien und ihre Begrifflichkeiten erhalten. Mit Verweisen, handgezeichneten Illustrationen und manchmal mit einem Augenzwinkern.»

Buchkultur – Leben mit Literatur, 1. April 2015

 

Konversationslexikon für Nerds

«Thomas Weibel ist Multimedia-Produzent, Internetaktivist und Universitätsdozent – und seit kurzem nun auch Autor des Konversationslexikons ‹Nerdcore›. Gemäss Eigenangabe ist das Buch gedacht für Nerds und solche, die es werden wollen – in seinem Buch versammelt Weibel 100 kurze Texte ‹aus der Welt des Wissenswerten und kulturell Relevanten im Digitalzeitalter›: In Summe ergibt das eine (umfassend illustrierte) humoristische, kulturgeschichtliche Betrachtung unserer neuen, digitalen Welt – keineswegs nur für selbst- oder fremdernannte Nerds, sondern zumindest für alle den ‹digital natives› zugerechneten Generationen mit geschichtlichem Interesse.»

Lesen 21 – Leseförderung und Medienpädagogik im 21. Jahrhundert, 5. Mai 2015

 

Lexikon: Kulturgeschichte der Neuen Medien von
A bis Z

«Das soeben erschienene Buch ‹Nerdcore› versammelt 100 Miniaturen aus der Welt der Neuen Medien. Damit möchte der Schweizer Journalist, Produzent und Dozent Thomas Weibel sogenannten Nerds und ‹Digital Natives› kulturelles Hintergrundwissen vermitteln und zeigen, dass diese neue Welt der Multimedien auf historischem Humus gewachsen ist. Und er versucht Wege aufzuzeigen, die multimediale mit der alten Welt zu verbinden.

Die hier veröffentlichten Texte sind erstmals für die Radiorubrik ‹100 Sekunden Wissen› bei SRF 2 gesendet worden. Weibel möchte, dass auch konventionelle Mediennutzer einen Überblick über aktuelle Technologien und ihre Begrifflichkeiten erhalten. Mit Verweisen, handgezeichneten Illustrationen und manchmal mit einem Augenzwinkern.»

Buchkultur – Leben mit Literatur, 1. April 2015

 

Interview: Lorenz «Lopetz» Gianfreda, Grafiker und
Illustrator

Sie illustrieren das Buch «Nerdcore». Wie gehen Sie dabei vor?

«Zuerst lese ich mir die Texte durch, spreche mit dem Autor, Nerd und Freund Thomas Weibel. Nachdem ich ein Bild, ein Gefühl für das Projekt und Produkt entwickelt habe, suche ich nach der passenden Umsetzung – in diesem Fall den gewünschten Illustrationsstil. Sobald ich dies eingegrenzt habe, entwerfe ich die ersten Illustrationen. Im Fall von ‹Nerdcore› entschied ich mich für illustrative Umsetzungen direkt am Computer, wie es sich für einen Nerd gehört. Der Nerd war auch die Ausgangsillustration, eine Art Selbstbildnis, das den Umschlag ziert, aber auch die Messlatte und den Duktus für alle folgenden Illustrationen des Inhalts vorgibt.»

Was ist Ihr Lieblingstext im Buch und warum?

«‹Bleistift›, weil der Name ein Irrtum ist und weil der Begriff irgendwie so unpassend zum ganzen eher technischen Kontext steht.»

Schwabe Magazin, Ausgabe 1 2015

 

100 Sekunden Wissen

«Ein Fachausdruck, eine Abkürzung, ein Musikstil, ein Modewort – man kennt es und weiss doch kaum etwas darüber. Erklärungen zu solchen Dingen bringen uns oft zum Staunen, sie sind Aha-Erlebnisse und Lichtblicke. ‹100 Sekunden Wissen› von Schweizer Radio DRS2 verhilft den Hörerinnen und Hörern zu solchen Aha-Erlebnissen. Seit Jahren, jeden Morgen von Montag bis Freitag um 7 Uhr. Und nun gibt es ‹100 Sekunden Wissen› auch zwischen Buchdeckeln. 100 ausgewählte 100-Sekunden-Sendungen enthält das kleine Buch mit dem Titel ‹Takeaway›. Es beginnt mit dem Begriff Akronym und endet bei Zirkus. Auch die Begriffe Autor, Copy & Paste, Gratis, http://, Obolus und siebter Himmel werden auf jeweils knapp einer Seite erklärt. Vieles ist so überraschend, dass man beim Lesen oder Zuhören plötzlich vor sich hinlächelt.»

Schweizer Revue, Ausgabe Dezember 2012

 

Häppchen-Kultur

«Bei Recherchen in einem Lexikon oder im Netz lässt man sich gerne auf Nebenwege locken. Und manchmal sind die Zufalls-Informationen, die beim ‹Fremdgehen› gewonnen werden, brauchbarer als das ursprünglich Gesuchte oder ergänzen dieses um neue Aspekte. Der Wissenszuwachs löst Staunen, vielleicht gar ein Glücksgefühl aus. Dieses Aha-Erlebnis vermittelt auch eine Sendung auf Schweizer Radio DRS 2, die frühmorgens ausgestrahlt wird und keine Zigarettenlänge dauert: ‹100 Sekunden Wissen›. Die Rubrik wird von verschiedenen Mitarbeitenden der Redaktion nach Lust und Laune ‹gefüttert› und besteht somit aus einer bunten Mischung von Stichwörtern, die genauer unter die Lupe genommen werden. Daraus entstehen kleine Geschichten und Reflexionen, die mal ernst, mal heiter dazu verhelfen, eigenes Know-how aufzufrischen und nicht selten die Neugier anstacheln, noch mehr zu erfahren. Nun wurden 100 solcher Wissenskonzentrate in einem Bändchen mit dem Titel ‹Takeaway› versammelt. In Kürze und mit Würze beleuchtet es Begriffe, Namen, Abkürzungen usw. von Akronym bis Zirkus

Programmzeitung, Ausgabe November 2012

 

Takeaway: 100 x 100 Sekunden Wissen

«Wer hundert Mal ‹100 Sekunden Wissen› auf Radio DRS 2 gehört hat, verfügt immerhin über 10 000 Sekunden Wissen – aber wahrscheinlich nicht zuverlässig im Kopf gespeichert. Nun kann man diese Ration gedruckt nach Hause tragen – als ‹Takeaway›, wie eine der Kolumnen und nun auch die Sammlung aus der Feder von Thomas Weibel heisst, dem Initianten und Mitautor der Sendereihe. Eine Enzyklopädie entsteht so nicht, wohl aber ein vergnügliches Sammelsurium von seriös zusammengetragenen, aber auch anekdotischen informationen aus den verschiedensten Wissensgebieten. Zum Beispiel der Buchstabe P illustriert die Breite der Interessen: Papier, Paternoster, Pixel, Post, Post-it, Pyramide. Besonders gut vertreten ist die Informatik; auch für Geschichte und Spiele hat der Autor eine Vorliebe.»

Doppelpunkt, November 2012

 

Das perfekte Geschenk: 100 x 100 Sekunden Wissen
als Buch

«Das perfekte Geschenk: Takeaway: 100 X 100 Sekunden Wissen ist ein Buch, welches auf der Radiosendung ‹100 Sekunden Wissen› basiert. Diese hochkonzentrierten Wissensrationen für den Alltag gibt es nun auch in Buchform. Ich werde es mir zu Weihnachten wünschen. Viel Erfolg, Thomas Weibel, mit diesem wunderbaren Projekt.»

Visualblog, 22. September 2012

 

Takeaway Book Illustrations Drawn in 100 Seconds

«22 illustrations, each of them drawn in exactly 100 seconds for the ‹100 Sekunden Wissen› Takeaway book of author Thomas Weibel. The book compiles 100 entertaining explanations of terms like Arial, Nylon, Post-it, Enigma from the weekly broadcasts on Swiss Radio SRF 2.»

Büro Destruct News, 21. Juli 2012

 

Grossartiges Social Web: Blogisch, 100 Sekunden Wissen

«Es gibt so grossartige Projekte da draussen im Social Web. Immer mehr Menschen mit herrlichen Ideen bringen sich ein. Werden zu Produzenten (statt wie bisher zu passiven Konsumenten). Immer mehr Menschen entdecken die Möglichkeiten des Social Web und laden Videos, Fotos, Kommentare und Textbeiträge hoch. Eines dieser wunderbaren Projekte ist ‹Blogisch› von Thomas Weibel aus der Schweiz. ‹100 Sekunden Wissen› ist sein Anliegen. Seit kurzem nicht nur in Textform, sondern auch als Audioblog. (…) Ich kann es jedem nur empfehlen, regelmässig reinzuschauen bei ‹Blogisch›.»

Social Media Strategien, 25. November 2010

 

100 Sekunden Wissen: World Wide Web

«Wer dieses Blog regelmässig liest, kennt meine Vorliebe für die 100-Sekunden-Wissens-Beiträge von Radio DRS 2. Diesmal gehts um nichts geringeres als das World Wide Web! Wissen Sie beispielsweise wie viele Seiten es weltweit gibt? Es sind 51 Milliarden! Unvorstellbare Zahl, genauso unvorstellbare ‹Rechnungen› haben sich – laut Autor Thomas Weibel – auch schon die mittelalterlichen Mönche gestellt, als sie wissen wollten, wie viele Engel auf einer Nadelspitze Platz haben…»

Bildungsfutter, 15. Dezember 2008