Blaumachen

In vielen Handwerksbetrieben war der Montag traditionell der Tag, an dem nur mit halber Kraft oder gar nicht gearbeitet wurde. Dass man vom «blauen Montag» sprach, geht aber auf das Handwerk der Färber zurück. Am Sonntag tauchten die Färbergesellen Leinen oder Wolle in eine Lösung aus Färberwaid, einer Pflanze aus der Familie der Kreuzblütler. Das Kraut wird bis zu eineinhalb Meter hoch und enthält sogenanntes Indican. Man tat dies am Sonntag, damit die Farbe in Ruhe einziehen konnte; am Montag wurde der Stoff dann zum Trocken aufgehängt. An der Luft begann das Indican zu oxidieren; das Tuch wurde gelb, grün und schliesslich indigoblau. Das dauerte Stunden, und während dieser Zeit hatten die Färber nichts zu tun. Sie vertrieben sich die Zeit mit Essen und Trinken – von daher kommt das Sprichwort

Blauer Montag, volle Kröpfe, leere Beutel, tolle Köpfe.

Aus diesem «blauen Montag», so nimmt man an, wurde unser Ausdruck «blaumachen».

Blau machte lange Zeit auch die katholische Kirche: Je nach Fest und Zeit im Kirchenjahr haben die liturgischen Gewänder und Tücher, die sogenannten Paramente, eine andere Farbe – Weiss als Zeichen für Reinheit etwa an Ostern und Weihnachten. Auch Blau spielte eine wichtige Rolle, als Farbe der heiligen Maria, bis Papst Pius V 1570 Blau aus der liturgischen Palette strich. Blau wird heute nur noch in der anglikanischen Kirche getragen, und auch in Spanien und Südamerika: Hier gilt eine Ausnahmeregelung – für Marienfeste und an Marienwallfahrtsorten.

Viertel, akademisches

Zeitangaben an der Uni waren keine einfache Sache. Im Vorlesungsverzeichnis waren zwar Ort und Uhrzeit angegeben, zum Beispiel 9 Uhr. Nur hiess das eben nicht 9.00 Uhr, sondern vielmehr 9.15 – eine alte akademische Tradition, das sogenannte «akademische Viertel». Und das ging auf die Gründung der ersten Universitäten im Mittelalter zurück. Dozenten unterrichteten nicht auf einem Campus, sondern in ihren Wohnhäusern, die über die ganze Stadt verteilt waren. So bürgerte sich die Regel ein, dass eine Vorlesung spätestens zur vollen Stunde endete und die nächste eine Viertelstunde später begann. Das gab den Studenten Zeit für den Fussweg.

In alten Verzeichnissen hiess das akademische Viertel auf Lateinisch cum tempore, abgekürzt «c. t.» und auf Deutsch «mit Zeit». Um das Ganze noch komplizierter zu machen, gab es auch die Zeitangabe magno cum tempore, «m. c. t.», eine halbe Stunde später; in seltenen Fällen sogar maximo cum tempore, «mm. c. t.», eine Dreiviertelstunde später. Sine tempore dagegen, wörtlich «ohne Zeit», hiess sinngemäss «genau zur vollen Stunde».

Das akademische Viertel ist aus der Mode gekommen; an der Uni Zürich etwa wurde es im Wintersemester 2006/2007 abgeschafft. Heute heisst 9 Uhr meistens tatsächlich neun Uhr. Um allerdings nach dieser jahrhundertelangen Zeitenverwirrung Klarheit zu schaffen, sagt man dann zur Sicherheit und auf Englisch «9 Uhr sharp».