Gutenberg, Johannes

Kennen Sie Henne Gensfleisch? Natürlich kennen Sie ihn. Nur vielleicht nicht unter diesem Namen, sondern als Johannes Gutenberg. Und «kennen» ist womöglich ein etwas starkes Wort, denn die Geschichte des Johannes Gutenberg liegt über weite Strecken im Dunkeln.

Alle wissen wir, dass Gutenberg ums Jahr 1450 den modernen Buchdruck erfunden hat. Nur ist das nicht ganz richtig. Das Verbreiten von Schrift mittels Hochdruck – mit einer Art von Stempeln aus Holz – gab es in China schon lange vor Christi Geburt. Was Gutenberg aber erfand, war das Drucken mit beweglichen Lettern, von der Legierung aus Zinn, Blei und Antimon bis hin zur Druckerpresse. Gutenberg war der Erfinder des modernen Druckprozesses, der, zum ersten Mal in der Geschichte, eine industrielle Herstellung von Büchern möglich machte.

Das ist sozusagen die öffentliche Seite Gutenbergs. Seine Person, sein Leben allerdings liegen weitgehend im Dunkeln; vieles ist Spekulation und Legende. Zum Beispiel sein Porträt: Der Kupferstich zeigt einen Herrn in mittleren Jahren, mit gepflegtem Kinnbart und strengem Blick. Das Porträt indes entstand erst lange nach Gutenbergs Tod – und ist pure Erfindung. Von seiner Kindheit in Mainz ist nichts bekannt, ein Studium in Erfurt wird vage vermutet. Belegt sind sein Beruf als Goldschmied und Spiegelmacher und – ganz im Verborgenen, weil Geschäftsgeheimnis – erste Drucke in Strassburg. Zurück in Mainz, entstand sein wichtigstes Werk: der Druck der Bibel, die ihn auf einen Schlag berühmt machte. Die Druckerei aber hatte Unsummen verschlungen – Geld, das sich Gutenberg vom reichen Kaufmann Johann Fust geliehen hatte. Skrupellose Rückforderungen und ein verlorener Prozess sollten Gutenberg bis zu seinem Tod 1468 ruinieren.

Johannes Gutenberg hinterliess Bücher, Schriften, Typen – und eine Erfindung, ohne die die moderne Geistesgeschichte nicht denkbar wäre.

Heinrich, süsser

Heinrich Wilhelm Kurz, gelernter Sattler aus dem hessischen Nidderau, war ein leidenschaftlicher Erfinder. Von ihm stammen Skizzen für eine Waschmaschine, einen Pfannkuchenwender, Stehaufmännchen, eine Auflaufbremse, eine Einzelradaufhängung für Fuhrwerke und einen Toilettenaufsatz für Kleinkinder. Und für einen Gegenstand, den wir noch heute täglich benutzen: den Zuckerstreuer.

Davor nämlich kam der Zucker aus der Dose. Jeder bediente sich mit seinem Löffel, die Menge war mehr oder weniger zufällig, und ausserdem konnte man nicht sehen, ob die Dose bald leer war. Kurzens Zuckerstreuer löste gleich eine ganze Reihe von Problemen. Er war aus Glas und mit einem Schraubdeckel hygienisch verschlossen. Durch den Deckel lief ein Rohr, das beim Kippen immer genau dieselbe Zuckermenge aufnahm und durch das abgeschrägte Ende abgab.

Bürokratie war seine Sache nicht, und Kurz starb 1934 als armer Mann. Seine Einfälle aber hatte er säuberlich in einem Büchlein notiert, das Jahre später seinem Enkel Theodor Jacob in die Hände fiel. Der meldete die Erfindung seines Grossvaters 1953 zum Patent an; ein Jahr später begann die Produktion.

Blieb die Sache mit dem Namen. Die Patentschrift sprach von einem «Portionierer für granuliertes Streugut». Weil das viel zu sperrig war, und um seinem erfinderischen Grossvater Heinrich Kurz die Ehre zu erweisen, wurde der Zuckerstreuer auf den Namen getauft, den man in Deutschland noch heute kennt: «Süsser Heinrich».

Jackpot

«Jackpot» ist Englisch und kommt von jack, dem Buben im Kartenspiel, und pot für «Topf». Sein Ursprung ist eine Eröffnungsvariante des besonders im Wilden Westen beliebten draw poker. Bevor die Karten ausgeteilt werden, legt jeder Spieler einen festgelegten Betrag in den pot, also in die Tischmitte. Danach teilt der Geber aus und fragt der Reihe nach jeden Spieler, ob er zwei oder mehr Buben in der Hand halte. Tut das keiner, ist die Runde beendet, der Einsatz verbleibt im Jackpot, und die Karten werden neu ausgegeben. Erst wenn ein Spieler tatsächlich zwei oder mehr jacks hat, beginnt das eigentliche Spiel, dessen Gewinner am Ende den gesamten Jackpot einstreichen kann.

Den Jackpot kennen wir vor allem vom Lotto. Die Regeln sind hier ganz ähnlich: Der Jackpot besteht aus der Gesamtheit der Spieleinsätze, und solange niemand die Bedingungen für einen Gewinn erfüllt, erhöht sich die Gewinnsumme immer weiter. Da kann eine Menge Geld zusammenkommen. Am 23. August 2014 traf ein Spieler mit den Lottozahlen 3, 4, 7, 21, 22, 23 und der Glückszahl 2 ins Schwarze und gewann den bisher grössten Jackpot der Schweiz im Umfang von 48,6 Mio. Franken.

Gewinne, ob im Lotto oder beim Pokern, wecken nicht selten ungezügelten Neid. Als der Revolverheld «Wild Bill» Hickok 1876 im Saloon einer Goldgräbersiedlung im US-Bundesstaat South Dakota beim Pokern sass, wurde er von «Broken Nose» Jack McCall hinterrücks erschossen, der tags zuvor Unsummen an Hickok verloren hatte. Das Blatt des Opfers – zwei schwarze Asse, zwei schwarze Achten – heisst seitdem dead man’s hand, das Blatt des toten Mannes.

Jobs, Steve

Er sieht aus wie ein in die Jahre gekommener Student: Jeans, randlose Brille, Rollkragenpullover, Dreitagebart. Aber im Schafspelz steckt ein ausgewachsener Wolf: ein Prophet (für all jene, die für ihn arbeiten), ein Tyrann (für alle, die nicht mehr für ihn arbeiten). Sein Name: Steven Paul Jobs, überzeugter Vegetarier und Buddhist. Sein Beruf: oberster Chef der Computerfirma Apple.

Ein Student war er gar nie richtig gewesen: Noch im ersten Semester schmiss der junge Steve alles hin. Er hatte besseres zu tun. Mit seinem Freund Steve Wozniak programmierte er das Spiel Breakout und baute Kästchen, mit deren Pfeifton man die Telefongesellschaft AT&T überlisten und kostenlose Ferngespräche führen konnte. 1976 begannen die beiden Steves, Computer zusammenzubasteln: Das hässliche Holzmöbel namens Apple I wurde für 666.66 Dollar von der Computerkette Byte Shop verkauft. Slogan: Byte into an Apple.

Was immer Steve Jobs anpackte, es wurde zu Gold: die ersten Apple Computer, das Betriebssystem Mac OS, 1985, nach seiner Trennung von Apple, die Computer seiner neuen Firma NeXT und sein Trickfilmstudio Pixar. Der angebissene Apfel dagegen begann zu faulen, und 1996, in einer Zeit der Milliardenverluste, holte man Jobs zurück. Der krempelte die Firma um und liess mit den Schönheiten namens iMac, iPod, iPhone und iPad die gesamte Konkurrenz alt aussehen. Heute macht Apple zwei Milliarden Dollar Gewinn. Pro Monat.

Wenn da nur nicht die Gesundheit wäre: Nach einer ersten Krebserkrankung 2004 liess Jobs sein Team und die Welt am 17. Januar 2011 per E-Mail wissen, er nehme eine Auszeit. Der Aktienkurs fiel wie der Apfel vom Baum, aber Steve Jobs, der Prophet und Tyrann, bleibt sich treu:

I love Apple so much, and hope to be back as soon as I can. Steve

Kaffeefilter

Melitta Bentz liebte ihre wöchentlichen Kaffeekränzchen. Was die Dresdner Hausfrau aber nicht ausstehen konnte, war der lästige Kaffeesatz, der sich nur leider nicht vermeiden liess: Wie alle anderen goss Melitta Bentz den gemahlenen Kaffee auf, liess ihn einen Augenblick stehen und goss ihn dann ab. Dabei, selbst mit einem Sieb oder einer Stoffsocke, blieb immer ein bisschen Satz zurück, und das trübte den Genuss. So nahm Melitta Bentz eines Tages eine Konservendose zur Hand, schlug mit Hammer und Nagel Löcher in den Boden und legte ein zurechtgeschnittenes Löschpapier hinein. Darauf kam das gemahlene Pulver; mit kochendem Wasser übergossen, rann satzfreier Kaffee heraus – das Kaffeekränzchen war begeistert. Melitta Bentz experimentierte weiter, und 1908 wurde der

mit Filtrierpapier arbeitende Kaffeefilter mit auf der Unterseite gewölbtem Boden sowie mit schräg gerichteten Durchflusslöchern

patentiert.

Die Konkurrenz schlief nicht. Bald stellten verschiedene Hersteller Filter mit gelochtem oder geschlitztem Bodensieb vor, Kaffee-Eier, Siebrohre, Kaffeekannen mit herausnehmbarem Filtereinsatz. Das Rennen aber machten die Einwegpapierfilter mit dem passenden Halter, erst aus Aluminium oder emailliertem Blech, später, damit man sich nicht die Finger verbrannte, aus Porzellan.

Einfach, günstig, ökologisch – und bei manchen gar als sorgsam inszeniertes Kaffeeritual mit ausgeklügelter Aufgusstechnik: Selbst heute, bei all den Vollautomaten, Kapsel- und Kolbenmaschinen ist der Kaffee aus dem (biologisch abbaubaren) Filter alles andere als von gestern. In Schweizer Kaffeebars wird wieder Filterkaffee ausgeschenkt, und in Deutschland ist er von allen Zubereitungsarten nach wie vor die Nummer eins.