Kaffeefilter

Melitta Bentz liebte ihre wöchentlichen Kaffeekränzchen. Was die Dresdner Hausfrau aber nicht ausstehen konnte, war der lästige Kaffeesatz, der sich nur leider nicht vermeiden liess: Wie alle anderen goss Melitta Bentz den gemahlenen Kaffee auf, liess ihn einen Augenblick stehen und goss ihn dann ab. Dabei, selbst mit einem Sieb oder einer Stoffsocke, blieb immer ein bisschen Satz zurück, und das trübte den Genuss. So nahm Melitta Bentz eines Tages eine Konservendose zur Hand, schlug mit Hammer und Nagel Löcher in den Boden und legte ein zurechtgeschnittenes Löschpapier hinein. Darauf kam das gemahlene Pulver; mit kochendem Wasser übergossen, rann satzfreier Kaffee heraus – das Kaffeekränzchen war begeistert. Melitta Bentz experimentierte weiter, und 1908 wurde der

mit Filtrierpapier arbeitende Kaffeefilter mit auf der Unterseite gewölbtem Boden sowie mit schräg gerichteten Durchflusslöchern

patentiert.

Die Konkurrenz schlief nicht. Bald stellten verschiedene Hersteller Filter mit gelochtem oder geschlitztem Bodensieb vor, Kaffee-Eier, Siebrohre, Kaffeekannen mit herausnehmbarem Filtereinsatz. Das Rennen aber machten die Einwegpapierfilter mit dem passenden Halter, erst aus Aluminium oder emailliertem Blech, später, damit man sich nicht die Finger verbrannte, aus Porzellan.

Einfach, günstig, ökologisch – und bei manchen gar als sorgsam inszeniertes Kaffeeritual mit ausgeklügelter Aufgusstechnik: Selbst heute, bei all den Vollautomaten, Kapsel- und Kolbenmaschinen ist der Kaffee aus dem (biologisch abbaubaren) Filter alles andere als von gestern. In Schweizer Kaffeebars wird wieder Filterkaffee ausgeschenkt, und in Deutschland ist er von allen Zubereitungsarten nach wie vor die Nummer eins.