Gadget

Ob Smartphone oder Smartwatch: Das Gadget ist so etwas wie der Feuerstein des modernen Menschen. Smart sind wir bekanntlich alle, und ohne gehen wir nie dem Haus. Die begehrtesten stammen aus dem Hause Apple, doch obwohl wir Äpfel reif und saftig mögen, ist es bei Gadgets genau andersrum: Die grünsten sind die besten, und die fettesten Schlagzeilen gibt es, wenn sie noch gar nicht geerntet sind.

Das Wort «Gadget» dagegen hat Jahrhunderte auf dem Buckel. Schon um 1850 war es Teil der Seemannssprache und stand für irgendwas, dessen Namen man vergessen hatte. Zum ersten Mal schwarz auf weiss steht es in einem Reisebericht des Forschers Robert Brown von 1886:

Und dann die Namen all der Dinge auf einem Schiff! Ich kenne noch nicht mal die Hälfte davon! Sogar die Matrosen vergessen sie ab und zu; und wenn ihnen der Name für ein Ding gerade nicht einfällt, dann nennen sie es auf Englisch «chicken-fixing», «gill-guy», «timmey-noggy», «wim-wom» oder «gadjet».

Auf Deutsch ist das Gadget also einfach ein «Dings». Immer wieder liest man, es komme von einem New Yorker Souvenir, einer Mini-Freiheitsstatue, die von der Firma Gaget, Gauthier & Cie produziert wurde. Sprachforscher dagegen glauben, es stamme vom französischen gâchette ab, einem Allzweckwort, das Auslöser einer Kamera, Abzug einer Waffe oder Mechanismus eines Türschlosses bedeutet.

Damit schliesst sich der Kreis: Das Gadget, das wir alle in der Tasche tragen, hat einen Auslöser, mit dem wir Fotos schiessen, und abgeschlossen ist es auch, mit einem Riegel namens Passwort.

Gigolo

I’m just a gigolo, and everywhere I go, people know the part I’m playin‘.

«Ich bin nur ein Gigolo, und überall, wo ich hingehe, kennt man meine Rolle»: Mit «Just A Gigolo» hat der Sänger und Entertainer Louis Prima dem Gigolo 1956 ein musikalisches Denkmal gesetzt, wofür sich Hollywood mit einem Stern des «Walk of Fame» an der Vine Street bedankt hat.

Ob Casanova, Charmeur, Playboy, Womanizer, Lebemann, Herzensbrecher, Frauenheld oder Schürzenjäger: Der Gigolo hat viele Namen. Doch ob liebevoll, ironisch, herablassend oder gar verächtlich: Immer verdreht er Frauen den Kopf und lässt sich von ihnen aushalten. Dabei ist der Gigolo ohne Zweifel Franzose, jedenfalls wenn es um das Wort geht: «Gigolo» kommt von gigot, dem Schenkel, den wir heute bevorzugt als Lammgigot auf den Grill legen. Gigoter heisst sinngemäss «die Schenkel bewegen», «herumzappeln» oder «tanzen». Eine gigole oder gigolette ist denn auch das leichte Mädchen, das sich gern zum Tanzen und auch anderweitig verführen lässt – «si tu veux être ma gigolette, oui, je serai ton gigolo», heisst es in einem um 1850 beliebten französischen Lied. Tatsächlich ist der Gigolo ein Tänzer. Denn zur selben sprachgeschichtlichen Familie zählen auch die französische gigue und die englische jig. Verblüffend dabei: Der Ursprung dieser Tänze und damit des Gigolos liegt tief im frühen Mittelalter – und ausgerechnet im deutschen Wort gîge, unserer heutigen Geige.

«Just A Gigolo»: Louis Prima wird gewusst haben, wovon er sang – insgesamt fünfmal war er verheiratet. 67-jährig, starb er 1978 in New Orleans. «Wenn das Ende kommt, werden sie sagen: Nur ein Gigolo. Und das Leben wird ohne mich weitergehen.

Gros

Im Dezimalsystem, mit der Basis 10, rechnen wir von Kindsbeinen an, doch auf dem Markt zählen wir nach wie vor im Duodezimalsystem, vor allem mit dessen Basis, dem Dutzend. Im Handel war lange Zeit noch ein anderes Zählmass gebräuchlich: das Gros. Ein Gros, das sind zwölf Dutzend, also 144 Stück einer bestimmten Ware. «Gros» kommt vom altfranzösischen Ausdruck grosse douzaine, «grosses Dutzend».

Das Gros wiederum – also die Zahl 144 – wird gelegentlich auch «kleines Gros» genannt, im Gegensatz zum «grossen Gros» (oder auch «Mass»), das zwölf Gros bedeutet, also 1728 Stück. Der Handel in grossen Stückzahlen heisst in der Kaufmannssprache deshalb «Engroshandel», ein «Grossist» ist folgerichtig ein Grosshandelsunternehmen.

Rechnen in Gros (mit dem Einheitenzeichen gr) haben wir längst verlernt. Und doch ist uns das Wort sehr vertraut, nämlich wenn wir in der Migros einkaufen. Den Namen «Migros» hat deren Gründer Gottlieb Duttweiler nach eigenen Angaben 1925 selbst erfunden, und er kommt ebenfalls vom Gros. «Migros» sollte die Positionierung des Unternehmens ausdrücken – mit Preisen in der Mitte zwischen en-gros und en-détail, auf französisch also demi-gros oder eben mi-gros. «Migros» heisst also im Grunde nichts anderes als «Mittelhandel».

Die Migros als Brückenbauerin zwischen Hersteller und Kundin, zwischen Engros- und Einzelhandel: Nicht umsonst war 75 Jahre lang auf allen Migros-Packungen das Symbol einer Brücke abgebildet.

Hallo

«Hallo» ist ein sperriges Wort. Seine aufgesetzte Freundlichkeit wirkt immer ein bisschen anbiedernd, tapsig, plump. Und zu allem Übel klingt «hallo» immer ein bisschen nach Fremdwort. Doch gerade das ist falsch.

Der Wild- und Rheingraf stiess ins Horn:
Halloh, halloh, zu Fuss und Ross!

So dichtete Gottfried August Bürger im Sturm und Drang des 18. Jahrhunderts. Sogar unsere gesteigerte Fröhlichkeit namens «hallihallo» ist nachweislich uralt. So trällert ein altes deutsches Handwerkerlied:

Die Arbeit macht ihm Freude.
In Saffian und Seide
Bindt er die Bücher ein.
Halli hallo halli hallo!
Buchbinder sind stets froh.

Was wir uns im Büro in vollendeter Kumpelhaftigkeit zurufen, geht sogar bis in althochdeutsche Zeiten zurück. Der Ursprung ist das Verb halôn, «holen» oder «herbeirufen». Mit hola wurden im Mittelalter Bedienstete herbeizitiert oder der Fährmann vom anderen Flussufer herbeigerufen. Und als Substantiv bedeutet das Hallo seit jeher den Lärm, das Geschrei oder Getümmel.

Auch heute noch hat der Zuruf mehr Bedeutungen, als uns manchmal lieb sein kann: Vordergründig ein freundlicher Gruss im Vorbeigehen, lautet der peinliche Subtext nur allzu oft: «Ach, wie ist mir das peinlich, dass mir dein Name schon wieder entfallen ist».

Hamburger

Ein Brötchen, in zwei Hälften geschnitten, dazwischen ein Hacksteak, Ketchup, Zwiebeln: Fertig ist der Hamburger. Von einem Gericht zu sprechen, ist arg übertrieben: Das Sandwich namens Hamburger ist so simpel, dass sich ein eigentlicher Erfinder kaum mehr ausmachen lässt.

Sogar der Name liegt im Dunkeln. Dass er von der Hansestadt abstammt, liegt auf der Hand. Bloss wie genau? Die einen sagen, dass der Hamburger ein Kind jenes Snacks ist, der in Norddeutschland «Rundstück warm» heisst. Ein Rundstück ist ein Weizenbrötchen, in der Mitte steckt ein Stück Braten. Andere wollen wissen, dass der Hamburger – als Frikadelle zwischen zwei Brotscheiben – 1847 auf den Schiffen der Hamburg-Amerika-Linie zur Welt kam.

Vielleicht ist die Sache aber auch noch komplizierter: 1885 kam es auf dem Jahrmarkt der von deutschen Auswanderern gegründeten Stadt Hamburg im US-Bundesstaat New York zu einer verhängnisvollen Panne. Die beiden Brüder Frank und Charles Menches, Besitzer einer Imbissbude, hatten den Appetit der Besucher unterschätzt. Als das Schweinefleisch für die warmen Sandwiches alle war, musste ganz rasch Nachschub her – und auf die Schnelle gab es nur gehacktes Rind. Die Brüder klemmten unverzagt das Rindfleisch zwischen die Brotscheiben, und fertig war der Ur-Hamburger.

Ob der nun tatsächlich aus dem amerikanischen Hamburg stammt, bleibt umstritten. Immerhin: 2003 schlug der Tierschützer Joe Haptas allen Ernstes vor, die Stadt umzubenennen, von «Hamburg» in «Veggieburg». Ohne Erfolg – Hamburg blieb Hamburg.