Teebeutel

«Abwarten und Tee trinken», pflegen wir zu sagen – und vergessen dabei, dass man beim Warten eigentlich noch gar nichts trinken konnte, denn nach dem Ziehenlassen musste man den Tee erst noch absieben. Dass das Teetrinken bequemer – und schneller – geworden ist, verdanken wir den beiden Erfinderinnen Roberta Lawson und Mary McLaren aus Milwaukee, Wisconsin. Die beiden waren es leid, jedesmal den restlichen, schal gewordenen Tee wegzugiessen und sich über die Verschwendung zu ärgern. Ihr neuartiger «tea leaf holder» (auf Deutsch «Teeblatthalter») sollte das ändern: Ein kleines Säckchen aus dünnem Baumwollstoff, das Tee für genau eine Tasse enthielt, liess sich bequem mit Wasser übergiessen – convenience ohne foodwaste, würden wir heute sagen.

Die ersten kommerziellen Teebeutel von 1904 waren noch handgenäht, doch so richtig Fahrt nahm die Idee auf, als der Teehändler Thomas Sullivan seinen kostbaren Tee in platzsparende Seidenbeutel abpackte. Seine Kundinnen aber tauchten die Beutel gleich so ins Wasser, in der Annahme, das sei von Sullivan so vorgesehen.

Wahre Teekenner haben für die Beutel nur Verachtung übrig. Und doch landen die jährlich rund 30 Millionen Tonnen Tee zum grossen Teil in Teebeuteln. Die bestehen längst nicht mehr aus Baumwolle, sondern meist aus den Fasern der Blätter einer ostasiatischen Bananenart namens Abacá. Und auch genäht wird nichts mehr: Teebeutel werden, ohne Verwendung von Klebstoff, nach dem Abfüllen maschinell gefaltet.