Mashup

Ein Mashup, von Englisch «mischen» oder «stampfen», ist ein Gemisch von Webtechnologien: Google Maps zum Beispiel wird mit Echtzeitdaten von Flügen gefüttert, mit Flugzeugsymbolen versehen – und fertig ist die Liveansicht aller Flüge über Zürich. Aber Mashups sind mehr: ein wilder Mix von Medien, die zu neuen, überraschenden Inhalten zusammengemischt werden.

Zum Beispiel so: Der britische Stand-up-Komiker Eddie Izzard nahm auf seiner Tour 2000 das Weltraumepos «Star Wars» und dessen dunklen Helden «Darth Vader» aufs Korn:

Da muss es auf dem Todesstern doch sowas wie eine Kantine gegeben haben, eine Cafeteria, tief unten, wo sich Darth Vader zwischen den Schlachten ein bisschen entspannen und auch mal was essen konnte.

Für den 18-jährigen Kevin alias «Thorn 2200» war das ein gefundenes Fressen: Er griff sich die Tonspur und fabrizierte einen Trickfilm mit putzigen Lego-Figuren in der Hauptrolle. Das Ergebnis ruckelt und wackelt – und ist überbordend komisch. Kevins Video «Death Star Canteen» ist auf Youtube bis heute über 13 Millionen Mal abgespielt worden.

Mashups sind so etwas die Stampfkartoffeln des Internet: Man nehme Tonspuren, Videos, Texte und Bilder, mische sie neu zusammen, schmecke sie mit eigenen Zutaten ab und lade sie neu hoch. Das nötige Werkzeug für Ton- und Filmbearbeitung findet sich heute auf jedem Computer, und Inhalte gibt’s im Web ohnehin frei Haus. Wer’s fachchinesisch mag, spricht von «Web 2.0» oder von user-generated content, auf gut Deutsch aber sind Mashups respektlos, originell und kreativ.

Und manchmal gar erfolgreicher als die Originale.

Mauer

Sie umgibt uns, sie wärmt und schützt. Und je nachdem hält sie uns auch gefangen: die Mauer. Aus ihr besteht jedes Haus, und sie ist synonym mit jenem unseligen Bau, der bis zum 9. November 1989 Berlin und die Welt in zwei Teile teilte.

Mauern sind eine Hinterlassenschaft der Römer. Zwar lernen wir in der Schule, dass das dekadente Rom dem Ansturm der Germanen nicht gewachsen war: «Als die Römer frech geworden», dichtete Joseph Victor von Scheffel 1847 in seinem Spottlied über den römischen Senator Varus, dessen drei Legionen im Jahr 9 nach Christus im Teutoburger Wald eine verheerende Niederlage erlitt, in der Schlacht gegen ein Germanenheer unter Führung eines Cheruskerfürsten namens Hermann.

Den Kampf um die beste Bauweise aber hatten die Römer gewonnen: Sie bauten schon vor zweitausend Jahren mit Stein – Naturstein oder gebrannter Lehm – und mit Zement. Und was sie bauten! Das Kolosseum oder das Pantheon in Rom sind eindrückliche Zeugnisse.

Und auch wenn sie später Spottlieder singen sollten: Beeindruckt waren auch die Germanen. Sie stellten mit Verwunderung fest, dass sich Häuser auch anders bauen liessen als aus geflochtenen und mit Lehm verschmierten Ruten und Zweigen. In der Wortgeschichte des Bauens, in Mauer und Wand zum Beispiel, zeigt sich ein epochaler Kulturwandel: hier die Wand, das gotische Wort für Rute, das von winden kommt und Flechtwerk bedeutet, da die Mauer, die vom lateinischen murus abstammt und die im Lauf der Zeit (und weil’s ein bisschen einfacher ist) von der Wand das weibliche Geschlecht übernommen hat.

Im Teutoburger Wald mag Senator Varus den Kürzeren gezogen haben. Auf den Bauplätzen der Welt aber hatten die Römer die längeren Spiesse.

Mayday

Im Cockpit oder auf der Brücke ist der Notruf «Mayday» eine schlimme Sache: Er bedeutet, dass das Flugzeug abstürzt oder das Schiff sinkt, und er hat oberste Priorität vor jedem anderen Funkverkehr. Wer immer ein «Mayday» auffängt, ist verpflichtet, sofort Hilfe zu leisten.

May day steht in Grossbritannien seit jeher für den 1. Mai. Mit dem Notruf aber hat der 1. Mai nichts zu tun. Erfunden wurde «Mayday» in den 1920er-Jahren, einer Zeit, in der es zwischen Frankreich und England viel Flugverkehr gab und die Behörden für Notfälle ein einheitliches Signal suchten. Das auf See übliche Morsesignal SOS war ungeeignet, weil sich im Sprechfunk das S von einem F kaum unterscheiden liess. Ein kurzes, unverwechselbares Wort musste her, eines, das von Piloten, Kapitänen und Funkern in jeder Lebenslage verstanden würde.

Es wird behauptet, «Mayday» sei 1923 von Funkoffizier Frederick Stanley Mockford erfunden worden. Mockford arbeitete am Croydon Airport südlich von London, dem damals einzigen internationalen Flughafen in England. Der neue Notruf verbreitete sich rasch, von England und Frankreich bis nach Singapur, und 1927 führten auch die USA «Mayday» offiziell ein. In Artikel 19 der entsprechenden Konvention lieferte Washington auch gleich die Erklärung mit: «Mayday», so schrieben die Beamten, entspreche der französischen Aussprache von m’aidez, «helft mir».

Mellotron

Der Kunde aus Kalifornien hiess Bill Fransen, und als er im britischen Birmingham ankam, hatte er eine seltsame Erfindung dabei. Der Prototyp sah aus wie eine Hausorgel mit zwei Manualen und einer Reihe von Reglern und Knöpfen. Hinter jeder Taste sass ein schmaler Tonbandapparat, der ein Band mit dem Ton eines Musikinstruments abspielte, einer Flöte oder Geige. Jede Taste drückte ihr Band gegen einen Tonkopf, der die Aufnahme abspielte. Genau diese Tonköpfe waren Fransens Problem: Sie mussten schmal sein, von hoher Qualität, und Franson brauchte eine ganze Menge davon.

Die konnten seine Geschäftspartner von der Tonbandfirma Bradmatic Ltd. liefern, und mehr als das: Der BBC-Dirigent Eric Robinson kümmerte sich um die Tonaufnahmen – Klarinette, Posaune, ja sogar eine Mandoline –, und Bradmatic überarbeitete die Konstruktion. Schon ein Jahr später, 1963, kam das neue Musikinstrument auf den Markt, das «Mellotron» Mk I. Ein Jahr später folgte die weiter verbesserte Mk II mit noch mehr Sounds.

Mit einem Preis von 1000 Pfund war das Mellotron enorm teuer – in einer Zeit, in der ein einfaches Häuschen für zwei-, dreitausend Pfund zu haben war. Dennoch: Manfred Mann, The Moody Blues – die britischen Bands waren begeistert. Und als die Beatles Ende 1966 in London ihre Single «Strawberry Fields Forever» aufnahmen, kam das Mellotron zu seinem ganz grossen Auftritt. Seither ist das Mellotron, diese Mutter aller Sampler und Synthesizer, ein Fall für die Instrumentengeschichte.

Mikrochip

Im Labor in Dallas war es heiss in jenem Sommer 1958, heiss und langweilig. Der 34-jährige Jack Kilby, ein Neuling bei Texas Instruments, hatte als einziger keinen Urlaub erhalten. Also dachte Kilby nach: Elektronische Erfindungen, stellte er fest, bestanden aus immer mehr Widerständen, Dioden, Transistoren, deren Zusammenlöten immer schwieriger wurde. Es müsste doch möglich sein, schrieb Kilby in sein Labortagebuch, Elektronik als integrierte Schaltung zu fertigen, quasi in einem Stück statt aus Dutzenden von Bauteilen. Am 12. September war es so weit: Ein Glasplättchen, kaum grösser als eine Büroklammer, darauf ein Streifen aus dem Halbleiter Germanium und ein paar Kabel. Doch als Kilby einen Knopf drückte, erschien auf dem Messgerät eine perfekte Sinuskurve. Zum ersten Mal bestand eine Schaltung aus einem einzigen Teil.

Die Kollegen und der oberste Chef Mark Shepherd waren beeindruckt, bloss nicht beeindruckt genug: Zwar wurde die bahnbrechende Erfindung patentiert, aber ausser Staunen unter Fachleuten bewirkte Kilbys erster Mikrochip – nichts. Selbst als Kilby 1967 den ersten selbst gebauten Taschenrechner «Cal Tech» präsentierte, gross und schwer wie ein Ziegelstein, der zwölfstellige Zahlen berechnete und das Ergebnis auf Thermopapier druckte, geschah – nichts. Immerhin erklärte sich Texas Instruments bereit, die aufstrebende japanische Firma Canon den Rechner in Serie bauen zu lassen, und dann ging auf einmal alles ganz schnell: Taschenrechner, immer kleinere Taschenrechner, Computer, Smartphone.

Kilbys Physiklabor von damals ist heute eine Gedenkstätte der Technik, und Kilby selbst erhielt im Jahr 2000, fünf Jahre vor seinem Tod, den Nobelpreis.