Salbungsvoll, so hoffen wir, wenn uns ein Leiden plagt, ist der Apotheker: Er hält die Salbe bereit, die uns Linderung verschafft. Salbe, diese halbfeste Masse auf der Basis von Fett, enthält Wirkstoffe, die – weil der Fettfilm lange auf der Haut haftet – über längere Zeit hinweg freigesetzt werden und so Muskelkater oder Ausschläge wirksam lindern.
Gesalbt wird seit Jahrtausenden: Als Grundsubstanz diente Schweine- oder Gänseschmalz, Wollfett und, wenn auch erst seit 1859, die vom amerikanischen Chemiker Robert Chesebrough entdeckte Vaseline. Die fand sich als lästiger Rückstand auf den Bohrstangen der Ölförderanlagen von Titusville, Pennsylvania, und pflegte die Pumpen zu verstopfen. Andererseits hatten die Ölarbeiter herausgefunden, dass Brandwunden sehr viel besser heilten, wenn man sie mit der schmierigen Masse bestrich. Chesebrough analysierte, extrahierte – und stellte 1870 die erste reine Vaseline her, die er petroleum jelly, «Erdöl-Gel», nannte.
Salbungsvoll, so stellen wir am Sonntag in der Kirche fest, ist auch der Pfarrer. Und auch er kann dabei auf Jahrtausende zurückblicken: Das lateinische christus geht auf das noch ältere griechische christós zurück, dem Partizip von chríein, «salben, mit Salbe bestreichen». Mit Christus war ursprünglich also nicht die Person Jesu gemeint, sondern vielmehr seine Eigenschaft als mit kostbarem Öl Gesalbter.
«Salben» konnte im Lauf der Zeit gar mancherlei bedeuten: die Haut mit Duftstoffen einreiben, ein quietschendes Scharnier schmieren, Lederzeug einfetten, jemandem eine Tracht Prügel verabreichen, einen Leichnam einbalsamieren, weihen, sich rituell waschen – und selbst das blanke Gegenteil: sich schmutzig machen.
Am wichtigsten war dem Menschen aber zu allen Zeiten die Salbe als Heilmittel. Wie sagt doch ein iranisches Sprichwort:
Das Beste, was man vom Reisen nach Hause bringt, ist die heile Haut.
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