Kiosk

Seinen ersten grossen Auftritt hat das Wort Kiosk im Jahr 1786 bei Johann Georg Krünitz. Krünitz ist Arzt, aber seine grosse Leidenschaft sind die riesige Privatbibliothek und das Schreiben. In seiner «Oeconomischen Encyclopädie» sammelt er alle Begriffe des Deutschen, darunter auch den noch kaum bekannten Kiosk. Ein Kiosk, schreibt Krünitz, ist

ein Gebäude bey den Türken, welches in etlichen nicht gar hohen Säulen besteht, die also gesetzt sind, daß sie einen gevierten Raum umgeben, der mit einem Zelt=Dache bedeckt (…) ist. Dergleichen Lust=Gebäude oder offener Säle bedienen sich die Türken in ihren Gärten und auf Anhöhen, die frische Luft und angenehme Aussicht zu genießen.

Das Wort كوشك kommt aus dem alten Persien, und zusammen mit der Gartenarchitektur war es im 13. Jahrhundert allmählich nach Westen gewandert, ins osmanische Reich, wo es sich im türkischen Köşk niederschlug. Mit der Zeit wurde es zum italienischen chiosco und schliesslich zum deutschen Kiosk, der Bezeichnung für jenes reich verzierte, aufregend exotische Gartenhaus. Pavillons im orientalischen Stil wurden immer beliebter – wer einen Park anlegte und etwas auf sich hielt, liess sich auch einen Gartenpavillon bauen. Kioske sprossen aus dem Boden, von Paris bis München, von Louis XV bis zum Bayernkönig Ludwig II.

Mit dem Untergang des osmanischen Reichs aber schwand auch das Interesse an den höfischen Kiosken. Das Wort dagegen blieb: Im 19. Jahrhundert wurde in Paris aus dem kiosque ein Verkaufsstand, der Blumen und Zeitungen anbot – erst im Park, dann auf dem Boulevard. Und heute ist der Kiosk an der Ecke aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken.