Archimedes

«Heureka!» («Ich hab’s gefunden!») rief Archimedes aus, nachdem er im Bad das nach ihm benannte Prinzip erkannt hatte: So will es eine Anekdote. Die nette Geschichte ist vermutlich erfunden wie so vieles, wenn es um den griechischen Gelehrten geht. Das Ganze ist ja auch schon ein Weilchen her: Archimedes von Syrakus lebte im dritten Jahrhundert v. Chr. in Sizilien, und vieles über diesen genialen Mathematiker, Physiker und Ingenieur ist verloren und vergessen gegangen.

Was man weiss, ist allerdings staunenswert genug. Archimedes entwickelte Lehrsätze der Geometrie, berechnete die Kreiszahl π (Pi) und entwickelte ein Zahlensystem, mit dem sich astronomisch grosse Zahlen fassen liessen. Er entwickelte die Wasserschraube und entdeckte die Hebelgesetze, das Prinzip der kommunizierenden Gefässe und, eben, das Archimedische Prinzip, das besagt, dass der Auftrieb eines eingetauchten Körpers dem Gewicht der verdrängten Flüssigkeit entspricht. Er baute komplizierte Planetarien, die zum sogenannten Mechanismus von Antikythera führten, dem ersten astronomischen Computer der Geschichte.

Daneben – leider, möchte man sagen – konstruierte Archimedes auch mächtige Wurfmaschinen und Katapulte, die bei der Verteidigung von Syrakus gegen die angreifenden Römer eingesetzt wurden. Diese seine Leidenschaft für Kriegsgerät war fatal: Als die Stadt im Jahr 212 v. Chr. fiel, wurde Archimedes von einem plündernden römischen Soldaten kurzerhand erschlagen.

Aufmerksamkeitsökonomie

Die Wirtschaft wird in Sektoren eingeteilt: Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe, Dienstleistungen. Daneben, so fand 1998 der deutsche Raumplaner und Ökonom Georg Franck, gibt es aber noch ganz andere Güter, die für die Gesellschaft wichtig sind: Die Aufmerksamkeit anderer Menschen. Neben der Ökonomie des Geldes, so schrieb Franck in seinem vielbeachteten Buch, gebe es auch eine Ökonomie der Aufmerksamkeit, deren Kapital Prestige sei, Reputation, Prominenz oder gar Ruhm. Von anderen beachtet zu werden, sei für den Selbstwert des Menschen enorm wichtig.

Aufmerksamkeit ist kostbar – und hart umkämpft. In der Werbung ist beachtet zu werden bares Geld. Mehr noch: Wenn immer mehr Menschen sich Statussymbole leisten könnten, schreibt Franck, sei das, was die wirklichen Eliten heute ausmache, ihre Prominenz, ihr

Status des Grossverdieners an Aufmerksamkeit».

Und doch ist die Ökonomie der Aufmerksamkeit mit jener des Geldes eng verflochten. Wer nach Beachtung strebt, braucht Reichweite, wie sie nur die Medien zu bieten haben. Die wiederum sind auf Prominenz angewiesen, weil ihr Publikum Stars sehen will und nur dann die einträglichen Reklamen beachtet. Ruhm hat ein enormes Marktpotenzial. Das wissen Regenbogenpresse und Boulevardfernsehen, das weiss die Politik und die Kunst, und das wissen auch alle Influencerinnen und Youtuber.

Sonderlich viel Aufmerksamkeit dagegen wird dem Erfinder des Konzepts nicht zuteil: Ein Vortrag von Georg Franck aus dem Jahr 2013 kommt auf Youtube bis heute auf weniger als 2500 Klicks.

Avatar

Wenn Sie Ihrer Figur in Ihrem Lieblingsgame oder auf Twitter ein Gesicht verleihen – ein Foto oder eine Grafik –, dann nennt man diese Figur Avatar. Der Avatar ist unser virtuelles Selbst in der Brave New World des Internet, und spätestens seit 2009 und dem 3D-Kinospektakel dieses Namens, das seinen Machern gegen drei Milliarden Dollar in die Kassen gespült hat, ist das seltsame Wort auch im Deutschen angekommen. Mit Web oder Kino hat der Avatar hat allerdings nicht das mindeste zu tun: Das Wort stammt aus der altindischen Tempelsprache Sanskrit und ist der Name für einen vom Himmel herabgestiegenen Gott oder für die Verkörperung einer göttlichen Eigenschaft in Form eines Menschen oder Tiers. Im Hinduismus ist der Avatar ein Gefährte, ein Lehrer des Menschen auf seinem Weg hin zur Vollkommenheit.

Doch Nerds, ganz besonders die Programmierer von Computergames, haben einen unbezähmbaren Hang zum Profanen. Schon 1986, notabene drei Jahre vor der Geburt des World Wide Web, brachte die Firma des Star-Wars-Produzenten George Lucas in Kalifornien ein Game für den Commodore C64 auf den Markt. Das Spiel hiess «Habitat» und entführte den Spieler via Telefon, Akustikkoppler und Modem in ein virtuelles Universum. In «Habitat» hiessen die Figuren der Gamer zum ersten Mal «Avatar», und das Game erwies sich als so erfolgreich, dass seine Nachfolger wie zum Beispiel «World of Warcraft» heute Jahr für Jahr Milliarden einspielen. In einem Projekt mit dem Namen «2045 Initiative» arbeitet der 32-jährige russische Multimillionär Dimitri Itskow gar daran, einen buchstäblich unsterblichen Roboter zu schaffen, in Menschengestalt und Massenproduktion, mit einem ausdrucksfähigen künstlichen Gesicht, menschliche Intelligenz, Bewusstsein und Persönlichkeit inbegriffen. Sein Name: «Avatar».

Bargeld

Bargeld ist teuer. Das Drucken einer Banknote kostet zwar nur rund 30 Rappen. Weil die im Durchschnitt aber nur drei Jahre lang hält, fallen bei der Schweizerischen Nationalbank jedes Jahr Ersatzkosten von 20 bis 30 Millionen Franken an. Münzgeld ist noch teurer. Was Wunder, dass immer mehr Länder über die Abschaffung von Bargeld nachdenken.

2014 nannte der Harvard-Professor Kenneth Rogoff in einem vielbeachteten Aufsatz zwei gewichtige Gründe, die gegen Bargeld sprechen. Bargeld ist – erstens – eine Nullzinsanlage. Um in Zeiten einer drohenden Deflation Preise und Währungen stabil zu halten, haben die Notenbanken Negativzinsen eingeführt. Im Klartext sind das Gebühren, die die Geschäftsbanken am Ende bei ihren Kunden eintreiben. Auf einmal lohnt sich das Horten von Papiergeld, weil es unter der Matratze seinen Wert behält, auf dem Bankkonto dagegen nicht. Es liegt – zweitens – in der Natur des Bargelds, dass der Empfänger nichts über seine Herkunft zu wissen braucht. Bares, über oder unter dem Tresen durchgeschoben, verleiht Anonymität. Damit ist es dazu angetan, den Handel vor dem Staat zu verschleiern. Es wird geschätzt, dass weltweit mehr als die Hälfte allen Geldes im Untergrund verschoben wird.

Diese beiden Gründe – Nullzins und Anonymität –, dazu das Überhandnehmen des bargeldlosen Zahlungsverkehrs und die neuen Kryptowährungen wie Bitcoin legen laut Rogoff den Verzicht auf Bargeld nahe, zumindest erst einmal der grossen Noten. Ein so radikaler Vorschlag bleibt natürlich nicht unwidersprochen. Aber: Eine Reihe von Ländern haben bereits Barzahlungs-Höchstbeträge eingeführt, und als erstes Land der Welt ist Schweden dabei, das Zahlen mit Cash gänzlich abzuschaffen.

Bergkristall

Ambitionierte Mineraliensucher nennt man Strahler. Zwei von ihnen, Franz von Arx und Paul von Känel, entdeckten am 21. September 2005 am Planggenstock im Kanton Uri eine Kluft, aus der ihnen Hunderte perfekt geformter Kristalle entgegenfunkelten. 10 Millionen Jahre hatte es gedauert, bis sich diese Bergkristalle in der Tiefe der Alpen gebildet hatten, aus Quarz, der im bis zu 400 Grad heissen Tiefenwasser gelöst war. Weitere fünf Millionen Jahre sollten vergehen, bis die beiden Strahler auf den Schatz stiessen. Ein Jahrhundertfund: Nie zuvor waren im Alpenraum derart grosse Quarze gefunden worden. Einer der Riesenkristalle ist über einen Meter lang; das gesamte Gewicht des Kristallschatzes wiegt gegen zwei Tonnen. Besichtigt werden kann er im Naturhistorischen Museum Bern.

Mit einem bisschen Glück kann jedermann auf der Bergwanderung einen Kristall finden. Oft ist er bräunlich gefärbt, dann spricht man von Rauchquarz, oft auch weiss – Milchquarz –, gelegentlich rosa – Rosenquarz –, violett – Amethyst –, selten gelb – Citrin –, und manchmal, ja manchmal ist er rein und klar wie Wasser, ein Bergkristall. Alle bestehen sie aus Siliziumdioxid; die Wissenschaft spricht von einem α- oder Tiefquarz. Der ist, nach dem Feldspat, das zweithäufigste Mineral der Erde und bildet einen Hauptteil der Erdkruste. Weil die Kristalle so hart sind – mit ihnen lässt sich sogar Fensterglas ritzen –, sind sie auch sehr witterungsbeständig. Der grösste Teil des Sandes im Meer besteht aus Quarz. Quarz wird als Baustoff genutzt und findet Verwendung in der Keramik-, Glas- und Zementindustrie.