Aufmerksamkeitsökonomie

Die Wirtschaft wird in Sektoren eingeteilt: Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe, Dienstleistungen. Daneben, so fand 1998 der deutsche Raumplaner und Ökonom Georg Franck, gibt es aber noch ganz andere Güter, die für die Gesellschaft wichtig sind: Die Aufmerksamkeit anderer Menschen. Neben der Ökonomie des Geldes, so schrieb Franck in seinem vielbeachteten Buch, gebe es auch eine Ökonomie der Aufmerksamkeit, deren Kapital Prestige sei, Reputation, Prominenz oder gar Ruhm. Von anderen beachtet zu werden, sei für den Selbstwert des Menschen enorm wichtig.

Aufmerksamkeit ist kostbar – und hart umkämpft. In der Werbung ist beachtet zu werden bares Geld. Mehr noch: Wenn immer mehr Menschen sich Statussymbole leisten könnten, schreibt Franck, sei das, was die wirklichen Eliten heute ausmache, ihre Prominenz, ihr

Status des Grossverdieners an Aufmerksamkeit».

Und doch ist die Ökonomie der Aufmerksamkeit mit jener des Geldes eng verflochten. Wer nach Beachtung strebt, braucht Reichweite, wie sie nur die Medien zu bieten haben. Die wiederum sind auf Prominenz angewiesen, weil ihr Publikum Stars sehen will und nur dann die einträglichen Reklamen beachtet. Ruhm hat ein enormes Marktpotenzial. Das wissen Regenbogenpresse und Boulevardfernsehen, das weiss die Politik und die Kunst, und das wissen auch alle Influencerinnen und Youtuber.

Sonderlich viel Aufmerksamkeit dagegen wird dem Erfinder des Konzepts nicht zuteil: Ein Vortrag von Georg Franck aus dem Jahr 2013 kommt auf Youtube bis heute auf weniger als 2500 Klicks.