Antikythera, Mechanismus von

Als der Frachter, von Rhodos her kommend, in schwerem Sturm sank, konnte sich seine Besatzung – so ist zu hoffen – noch auf die Leeseite des Inselchens Antikythera retten. Das 50 Meter lange Schiff und seine kostbare Fracht aber sanken 60 Meter tief auf den Grund.

Das war ums Jahr 80 vor Christus. Knapp zweitausend Jahre später, kurz vor Ostern des Jahres 1900, hatte der Schwammtaucher Elias Stadiatis mehr Glück: Als er, nach Luft schnappend, aus dem eisigen Wasser hochschnellte, hielt er einen Arm aus Bronze hoch. Er hatte das antike Wrack entdeckt.

1901 barg die griechische Marine prachtvolle Stücke – und ein paar formlose, dick mit grüner Kruste überzogene Bronzeklumpen, die, weil unansehnlich, prompt im Keller des Athener Nationalmuseums verschwanden. Als ein Jahr später die Ramschkiste zu bröckeln begann und der Archäologe Valerios Stais den Klumpen umpackte, entdeckte er ein Zahnrad. Ein Zahnrad, gefertigt von den alten Griechen.

Das war für die Mathematik- und Technikgeschichte ein ziemlicher Schock. Heute, Abertausende von Forschungsstunden und Röntgenuntersuchungen später, weiss man: Die Griechen im alten Korinth kannten schon Computer. Genauer: ein handgetriebenes Planetarium mit einem Differenzialgetriebe aus Dutzenden von Zahnrädern, das den Lauf von Sonne und Mond vorausberechnen konnte, dazu die Sonnenfinsternisse, die Mondphasen, die Positionen der Planeten Mars und Venus, sowie einen hochpräzisen Kalender mit den zwölf Monaten und dem Vierjahreszyklus der olympischen Spiele.

Es wird spekuliert, Archimedes selbst habe das Uhrwerk gebaut, und gar Julius Cäsar habe die Maschine gekannt. Tatsache ist: Die alten Griechen haben High Tech entwickelt, die mit ihnen ausstarb – und die erst tausend Jahre später von Uhrmachern und Ingenieuren wieder (und vermeintlich neu) erfunden wurde.

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