Bonus

Lass einen Menschen für dich arbeiten, gib ihm ein ordentliches Gehalt, und für Extraleistungen biete ihm einen Extrabatzen. Du wirst sehen: Er arbeitet härter und besser. Dieser Batzen heisst «Bonus», lateinisch für «gut», und das Prinzip ist so etwas wie ein Axiom der Betriebswirtschaft. Im Jahr 2002 wollte es der amerikanische Verhaltensökonom Dan Ariely genau wissen und beschloss, die Wirkung von Prämien auf die erzielte Leistung präzise zu messen. Weil ein solches Experiment bei Boni in der Höhe von Tausenden, wenn nicht Millionen von Dollars aber unbezahlbar geworden wäre, verlegte er es kurzerhand in den tiefsten Süden Indiens.

Ariely und seine Studenten boten den Bewohnern kleiner Bauerndörfer bis zu 2400 Rupien für den Fall, dass sie sechs Gedächtnis- und Geschicklichkeitsaufgaben ganz besonders gut lösten, je besser das Ergebnis, desto höher der Bonus. 2400 Rupien! In einer Region, in der die Menschen ihren Lebensunterhalt mit monatlich 500 Rupien bestritten, war das ein wahres Vermögen. Doch nicht allen wurde derselbe Betrag in Aussicht gestellt. Die unterste «Gehaltsstufe» sah maximal 24 Rupien vor, die mittlere 240 Rupien. Die 2400 Rupien versprachen die Forscher nur den Versuchsteilnehmern der höchsten Klasse.

Das Ergebnis war ein Paukenschlag. Nicht die Dagobert Ducks mit dem höchsten Gewinn vor Augen erbrachten die höchsten Leistungen, sondern vielmehr die Donalds der untersten und mittleren Stufe. Der Riesenbonus der Dagoberts erwies sich als kontraproduktiv: Die Bauern hatten statt auf die Aufgabe ganz einfach viel zu sehr aufs Geld geachtet.

Bowie-Bonds

Keine Frage: David Bowie, mit bürgerlichem Namen David Robert Jones, ist einer der «Heroes» der Popgeschichte, wie einer seiner Welthits heisst. Mit «The Man Who Sold the World» schrieb Bowie 1970 einen Song, der eine ganz andere Seite vorwegnehmen sollte: die des smarten Businessman. Statt auf die wechselhaften Erträge aus den CD-Verkäufen zu hoffen, landete Bowie Anfang 1997 einen Coup: Anlässlich seines 50. Geburtstags gab er eine Anleihe heraus; das ist ein Wertpapier, das dem Käufer das Recht auf Rückzahlung und auf Zinsen einräumt. Als Sicherheit dienten David Bowie die künftigen Einnahmen seiner damals 25 Alben. Diese «Bowie Bonds» mit einer Laufzeit von 10 Jahren brachten dem Sänger auf einen Schlag 55 Millionen Dollar ein – gezeichnet wurden sie von einer Versicherung, die sich von den 7,9% Zinsen ein gutes Geschäft versprach.

Die Anleihe war ein Paukenschlag. Auf dem Londoner Finanzplatz galt die Emission als ein Riesending, und angesichts des Erfolgs liessen Nachahmer nicht lange auf sich warten: Rod Stewart, Iron Maiden oder James Brown griffen in der Folge ebenfalls zum Instrument der «Bowie Bonds».

Heute gehören solche Musiker-Bonds der Vergangenheit an. 2007 gerieten sie in den Strudel der Finanzkrise und galten bald einmal als «toxisch». Auch wenn sich der Ruf dieser Papiere heute wieder etwas erholt hat: Das CD-Geschäft als Sicherheit ist tot. David Bowie aber, dieser genialische Verwandlungskünstler, hat sein Geschäft gemacht: Die 55 Millionen nutzte er dazu, sein Management auszuzahlen und dessen Rechte an seinen Songs vollständig zurückzukaufen.

Brakteat

Jahrhundertelang war der Handel Europas von den Münzen der Römer geprägt. Vorder- und Rückseite der römischen Münzen wurden mit aufwändig gravierten, gehärteten Prägestempeln geschlagen – Ornamente, Inschriften, Porträts traten auf der Münze deutlich hervor.

Diese Art der Münzherstellung war Hightech, und sie war teuer. Als im 5. Jahrhundert das römische Imperium zusammenbrach, fehlten auf einmal die Münzprofis, und zu allem Überfluss erforderte der aufblühende Handel immer mehr Zahlungsmittel. Also begann man in Skandinavien und Deutschland die Münzprägung zu vereinfachen. Hergestellt wurde nur noch eine Prägeform, der Oberstempel. Ein kleines, grob zurechtgeschnittenes Stück Silberblech wurde auf eine Bleiplatte gelegt und mit einem Hammerschlag geprägt. Die Münzen waren zwar dünn und unscheinbar, aber viel rascher und vor allem billiger herzustellen. Nach ihrer Herstellung nennt man sie «Brakteaten», von lateinisch bractea, «dünnes Blech», oder auch «Hohlpfennige», weil das Münzbild auf der Rückseite hohl war. Diese Brakteaten waren ein wirtschaftlicher Erfolg: Von Dänemark und Deutschland breiteten sie sich bis in die Schweiz und nach Liechtenstein aus, und noch bis ins 14. Jahrhundert wurden niedrige Münzwerte als Brakteaten geprägt.

Münzen waren im Frühmittelalter nicht nur Zahlungsmittel, sondern auch Wertanlage. Als Tresor diente oft das Erdreich im oder vor dem Haus; in Beuteln, Töpfen oder Kassetten wurde das Geld vergraben. Ging es vergessen, weil sein Besitzer unerwartet starb, blieb der Schatz erhalten – bis in unsere Zeit.

Büro, papierloses

Gedanken sind flüchtig, und wenn wir auf Nummer sicher gehen wollen, dann geht nichts über das gute alte Papier. Ob Handschrift oder Ausdruck: Papier ist verlässlich, und im Gegensatz zu all den Schallplatten, Disketten und CDs überdauert es Jahrhunderte.

Nur: Papier riecht und roch schon immer ein bisschen nach Vergangenheit. Und so tauchte in den sechziger Jahren eine Vision auf, ein Ideal von einem Büro gänzlich ohne Papier. Ein Science-Fiction-Film von 1966 zeigt ein blitzblank aufgeräumtes Büro mit drei grossen Bildschirmen und einer Art elektronischer Schreibplatte, auf der man mit Spezialstift schreiben kann. Ein Brief aus Papier kommt nicht mehr vor.

«Der Ehemann wird auch eine Korrespondenzmaschine zur Verfügung haben, eine Art persönliches Postbüro für sofortige geschriebene Kommunikation zwischen Menschen irgendwo auf der Welt.»

In einer Analyse des Wirtschaftsmagazins Bloomberg skizziert der Physiker und Forschungschef des Kopiergiganten Xerox, George E. Pake, 1975 das paperless office, das papierlose Büro der Zukunft:

«Ich werde in der Lage sein, per Knopfdruck Dokumente auf meinem Bildschirm aufzurufen, Post und jede Art von Nachrichten. Ich habe keine Ahnung, wieviel Papier ich in dieser Welt noch brauchen werde.»

Und heute? Büro ohne Papier? Weit gefehlt: Jeder von uns verbraucht pro Jahr über 60 Kilo davon, Verpackungen, Hygiene- und Zeitungspapier nicht eingerechnet. Das sind, papierloses Büro hin oder her, immer noch mehr als 30 Seiten. Pro Tag.

Butterzentrale

Die Lage wurde kritisch. «Krasse Übelstände» gebe es zu bekämpfen, schrieb der Bundesrat am 18. August 1917. Weil aufwändiger als Rohmilch, aber weniger rentabel als Käse, wurde im Ersten Weltkrieg immer weniger Butter produziert. Die wurde ein rares Gut: Bauern hielten ihre eigene Butter zurück und schmuggelten sie an den amtlichen Kontrollen vorbei. Während sich Herr und Frau Schweizer in den Vorkriegsjahren pro Monat noch ein volles Pfund Butter aufs Brot streichen konnten, fiel der Verbrauch im Krieg auf unter 100 Gramm.

Ab sofort, so ordnete der Bundesrat an, werde der Butterhandel daher unter staatliche Kontrolle gestellt. Um diese Aufgabe bewältigen zu können, wurden eine «Eidgenössische Zentralstelle für Milch und Milchprodukte» und in den Regionen sogenannte «Verbandsbutterzentralen» ins Leben gerufen. Diese Zentralen sollten dafür sorgen, dass Butter nicht mehr unter der Hand und zu überhöhten Preisen beim Bauern, sondern nur noch in konzessionierten Käsereien gekauft werden konnte. Ausserdem sollten die Butterzentralen das Horten verhindern, die vom Bundesrat festgesetzten Höchstpreise durchsetzen und dem Bundesrecht Geltung verschaffen: Einzelne Kantone hatten sich mit kantonalen «Ausfuhrverboten» geweigert, ihre knappe Butter über die Kantonsgrenzen zu lassen.

Auch nach dem Ersten Weltkrieg blieb die Butterversorgung in der Schweiz fragil: In den Zwischenkriegsjahren brach der Milchpreis ein, im Zweiten Weltkrieg wurden Milchprodukte wieder knapp. Unter dem Namen «Butyra» blieben die Butterzentralen noch bis 1999 am Leben.