Jahrhundertelang war der Handel Europas von den Münzen der Römer geprägt. Vorder- und Rückseite der römischen Münzen wurden mit aufwändig gravierten, gehärteten Prägestempeln geschlagen – Ornamente, Inschriften, Porträts traten auf der Münze deutlich hervor.
Diese Art der Münzherstellung war Hightech, und sie war teuer. Als im 5. Jahrhundert das römische Imperium zusammenbrach, fehlten auf einmal die Münzprofis, und zu allem Überfluss erforderte der aufblühende Handel immer mehr Zahlungsmittel. Also begann man in Skandinavien und Deutschland die Münzprägung zu vereinfachen. Hergestellt wurde nur noch eine Prägeform, der Oberstempel. Ein kleines, grob zurechtgeschnittenes Stück Silberblech wurde auf eine Bleiplatte gelegt und mit einem Hammerschlag geprägt. Die Münzen waren zwar dünn und unscheinbar, aber viel rascher und vor allem billiger herzustellen. Nach ihrer Herstellung nennt man sie «Brakteaten», von lateinisch bractea, «dünnes Blech», oder auch «Hohlpfennige», weil das Münzbild auf der Rückseite hohl war. Diese Brakteaten waren ein wirtschaftlicher Erfolg: Von Dänemark und Deutschland breiteten sie sich bis in die Schweiz und nach Liechtenstein aus, und noch bis ins 14. Jahrhundert wurden niedrige Münzwerte als Brakteaten geprägt.
Münzen waren im Frühmittelalter nicht nur Zahlungsmittel, sondern auch Wertanlage. Als Tresor diente oft das Erdreich im oder vor dem Haus; in Beuteln, Töpfen oder Kassetten wurde das Geld vergraben. Ging es vergessen, weil sein Besitzer unerwartet starb, blieb der Schatz erhalten – bis in unsere Zeit.