Der 22. Oktober 1938 war ein historischer Tag. Chester Carlson, der sich mit Gelegenheitsarbeiten ein Physikstudium verdient und danach gleich auch noch ein juristisches Abendstudium angehängt hatte, war kein Fan von Langsamkeit. Damit plagte ihn sein Beruf ohnehin schon genug – die Arbeit in der Patentabteilung einer Elektrofirma bestand aus mühseligem Abtippen von Patentschriften –, und Carlson fand, das müsste doch eigentlich viel schneller gehen.
Carlsons Patent unter dem Titel «Elektrofotografie» hatte zwar noch den Charme von Zeichnungen eines Leonardo da Vinci, aber es legte den Grundstein zur modernen Fotokopie. In seinem Behelfslabor im New Yorker Vorort Astoria rieb er eine mit Schwefel beschichtete Metallplatte heftig mit seinem Taschentuch, lud sie so elektrostatisch auf und belichtete sie durch eine Glasplatte hindurch, die das mit Tinte geschriebene Datum trug: «Astoria 10-22-38». Nach der Belichtung bestreute Carlson das Metall mit hauchfeinen Bärlappsporen, und der Schriftzug wurde sichtbar. An einem darüber gelegten Wachspapier schliesslich blieb der gelbliche Puder haften – und fertig war die erste Fotokopie der Geschichte.
Bis zur ersten kommerziellen Maschine mit dem Namen «Model A» im Jahr 1949, die auf Knopfdruck kopierte, sollte es noch eine ganze Weile dauern. Doch dann nahm die Revolution in den Schreibstuben und Kontoren ihren Lauf.
Das Wort «Xerografie» (von griechisch xeros, «trocken», und graphein, «schreiben») liessen sich Carlson und seine Chefs erst später einfallen. Es war nicht weniger erfolgreich: Das gleichnamige Unternehmen hat heute eine Bilanzsumme von über 30 Milliarden Dollar, und «fotokopieren» heisst auf Englisch ganz einfach to xerox.