Mikrowelle

Aus den Küchen dieser Welt ist das «Ding» der Mikrowelle nicht mehr wegzudenken: Den Braten- oder Suppenrest von gestern aufwärmen oder das tiefgefrorene Brot auftauen – die Mikrowelle garantiert jederzeit eine Mahlzeit auf die Schnelle. Das Prinzip der Mikrowelle ist das Umwandeln elektromagnetischer Energie in Wärme. Von Mikrowellen bestrahlt, beginnen sich die Wassermoleküle zu drehen. Durch die Rotation steigt die kinetische Energie des in den Speisen enthaltenen Wassers – und damit deren Temperatur.

Das klingt einfacher, als es ist, und tatsächlich war die Entdeckung der Mikrowelle blanker Zufall. Der Selfmade-Ingenieur Percy Spencer arbeitete bei einem amerikanischen Rüstungskonzern – in der Abteilung, die für die Weiterentwicklung von Radaranlagen zuständig war. 1945, bei einem Versuch mit einer neuen Röhre, wurde Spencer auf einmal flau im Magen, und er bemerkte, dass der Schokoladenriegel, den er in der Tasche getragen hatte, zu einer klebrigen Masse geworden war. Auch wenn er nicht der erste war, der auf das Phänomen stiess, verstand er: Die elektromagnetischen Wellen seines Versuchsradars hatten die Schokolade glatt geschmolzen. Begeistert schob Spencer zuerst Maiskörner und danach ein rohes Ei hinterher, das prompt zerplatzte – zu dessen Verdruss einem Kollegen mitten ins Gesicht.

Seinen ersten «Radarherd» mit Wasserkühlung nannte Spencer Radarange: 3000 Watt stark, 1,80 Meter hoch und 340 Kilo schwer. Diesem Ungetüm haben wir es zu verdanken, dass es heute in der Küche auch mal ganz schnell gehen kann.

Minitel

Es ist gross, blaugrau und hässlich: ein Plastiktelefon mit einem Bildschirm, auf dem blasse, grobpixelige Zeichen flimmern, und mit einer Tastatur, deren Buchstaben noch alphabetisch geordnet sind und deren Sondertasten noch connection oder envoi heissen. Das archaische Gerät hört auf den Namen «Minitel» und ist das Kind einer französischen Revolution, 1977 angezettelt durch den Präsidenten der République, Giscard d’Estaing. «Telematik» heisst das Zauberwort, und damit gemeint ist die Vernetzung von Terminals, mit denen sich zentral gespeicherte Informationen abrufen lassen. Schon ein Jahr später verkündet Telecom-Generaldirektor Gérard Théry der Welt, dass das Minitel die Ära des Papiers beenden werde.

Und das ist nur zur Hälfte übertrieben: Die Minitels, kostengünstig und in grossen Stückzahlen produziert, werden von der französischen PTT gratis an die Haushalte abgegeben, und die Grande Nation tippt los, dass die Drähte glühen. 1985, Jahre bevor das World Wide Web erfunden wird, sind bereits eine Million Minitels in Betrieb.

Der ursprüngliche Zweck des Apparats ist ein Ersatz für die überlastete Telefonauskunft, doch bald schon werden per Minitel Fahrkarten gekauft, Bankgeschäfte getätigt und private Nachrichten verschickt. Ende der 1980-er Jahre hat der Dienst mehr Nutzer als der amerikanische Internetgigant Compuserve, und selbst die legendäre Rede des US-Vizepräsidenten Al Gore über den information superhighway von 1994 ist vom Vorbild Minitel inspiriert.

Noch heute tippen Hunderttausende auf ihren Retro-Terminals. Doch dem Ansturm einer Alles-Immer-Überall-Gesellschaft ist das Minitel, dieses Internet der ersten Stunde, nicht gewachsen: Am 30. Juni 2012 schlägt seine letzte Stunde.

Minox

Die Fotokameras der 1930er-Jahre sind technische Wunderwerke. Doch ob Kompakt oder Spiegelreflex, ob Kleinbild- oder Rollfilm: Kameras sind gross und schwer und hängen den Fotografen wie Mühlsteine um den Hals.

Walter Zapp, 1905 im Baltikum geboren, kriegstraumatisiert, Schulabbrecher, findet in den Wirren nach dem Ersten Weltkrieg am Ende doch noch eine Lehrstelle als Kunstfotograf. Rasch zeigt sich: Der junge Zapp ist hoch begabt. 1934 beginnt er, in Riga eine Fotokamera zu entwickeln, die kleiner ist als alles, was die Welt je gesehen hat. Der erste Prototyp folgt zwei Jahre später, eine Art achtes Weltwunder der Fotografie: Eine hochpräzise Kamera namens «Minox», von lateinisch minor («kleiner»), aus Edelstahl, 130 Gramm und kleiner als zwei Feuerzeuge, mit fester Blende von 3,5 und Verschlusszeiten bis zu einer Tausendstelsekunde. Der Winzling braucht einen Spezialfilm, dessen Negative erst 6,5 mal 9, später 8 mal 11 Millimeter klein sind. Optik und Mechanik sind von einer unerhörten Qualität, so dass sich selbst Geheimdokumente und Pläne gestochen scharf abfotografieren lassen.

Das rief, wen wundert’s, nicht nur die Künstler, sondern auch die Schlapphüte auf den Plan. «On Her Majesty’s Secret Service» («Im Geheimdienst ihrer Majestät») von 1969 mag trotz des Drehs auf dem Schilthorn zu den dürftigeren Filmen zählen. Doch die Minox, mit der George Lazenby alias James Bond eine geheime Karte abfotografiert, liess dem Publikum die Augen übergehen.

Der Spionage-Kamera namens «Minox», jenem Meisterwerk des Erfinders Walter Zapp, war ein ungeheurer Erfolg beschieden: 75 Jahre lang wurde sie produziert. Die allerletzte lief erst 2012 vom Band.

Moore’s Law

Der Satz ist so etwas wie die Formel des Fortschritts, und zum ersten Mal stand er in der amerikanischen Zeitschrift «Electronics» vom 19. April 1965. Er lautet: Die Integrationsdichte von Mikroprozessoren verdoppelt sich alle zwölf Monate. Geschrieben hat das der damals 35-jährige Chemiker und Physiker Gordon Moore, und selbst wenn Moore später den Zeitraum auf 24 Monate erhöhen musste, hiess der Satz bald einmal Moore’s Law. Denn tatsächlich schaffen es die Forscher, Jahr für Jahr mehr Transistoren in Prozessoren zu packen, die damit Jahr für Jahr schneller und stärker werden. Schon 2006, schrieb Moore in einem Aufsatz, gab es einhundertmal mehr Transistoren als Ameisen auf der Welt.

Der Transistor ist der kleinste Baustein eines Computers. Vor 40 Jahren war er noch einen halben Zentimeter gross. Heute enthält ein Prozessor mehrere Milliarden Transistoren, zusammengequetscht auf eine Fläche von wenigen Quadratzentimetern. Ein einzelner Transistor wäre selbst mit dem stärksten Lichtmikroskop nicht mehr zu erkennen.

Bis 2002 bedeutete Moore’s Gesetz simpel und einfach, dass neue Computer jedes Jahr rund zweimal so leistungsfähig wurden. Seither aber stossen die Physiker auf schier unüberwindliche Hindernisse. Die winzigen Transistoren lassen sich kaum mehr verkleinern. Und ihre enorme Dichte erzeugt soviel Wärme, dass die empfindlichen Schaltungen zu schmelzen drohen.

Moores eingängiges Gesetz gilt nicht mehr. Sein Kern aber – kleiner, dichter, schneller – ist zum eigentlichen Mantra des Computerzeitalters geworden.

mp3

Revolutionen sind ziemlich wohlfeil in einer Zeit, die sich anschickt, am besten gleich das ganze Leben zu digitalisieren. Bei der Musik ist ihr das schon gelungen, und deren Revolution heisst mp3. Selbst die Qualitätsmerkmale, ausgedrückt in Kilobit pro Sekunde, sind den Fans vertrauter als die eigene Schuhgrösse: 320 für wahren Hi-Fi-Genuss, 192 für den Alltag, und unter 128 tut’s keiner, der von Musik mehr versteht als die Schreibweise.

Zur Welt kam mp3 am Freitag, 14. Juli 1995 im Fraunhofer-Institut in Erlangen. An diesem Tag wurde die Dateiendung nach einer institutsinternen Umfrage festgelegt – ursprünglich hatten die Forscher ihr neues Datenformat nämlich bit nennen wollen. Die Forscher, das war vor allem der deutsche Elektrotechniker Karlheinz Brandenburg. Sein Forschungsgebiet war die Psychoakustik – mit dem Ziel, Audiodaten zu reduzieren, sprich: Musik zu verkleinern. Die ist nämlich selbst für moderne Geräte viel zu gross. Auch Handys tun das, und wie das dann klingt, hören wir jeden Tag.

Eine Sinfonie per Telefon? Ein Graus. Brandenbergs Verfahren ist viel raffinierter. Klänge, die das menschliche Ohr ohnehin nicht wahrzunehmen vermag, werden gar nicht erst mitgespeichert – unhörbar hohe Töne etwa oder leise unmittelbar nach lauten. Die Datenmenge der Musik wird so stark reduziert – bei 128 Kilobit pro Sekunde, etwa die Qualität von UKW, um mehr als 90 Prozent. Die Kehrseite: Die Feinheit des Klangs nimmt ab, und extrem komprimierte Musik klingt, als käme sie über Kurzwelle aus Bratislava.

Heute spricht niemand mehr von mp3, zu selbstverständlich ist das Format geworden. Doch ohne hätte die Musikrevolution nie stattgefunden.