Menschen ohne Arbeit sind zum Auswandern gezwungen, und ganze Familien, Dörfer, ja ganze Landstriche leben von den Löhnen, die in anderen Ländern, auf anderen Kontinenten verdient werden. Dieses Geld, das Migranten regelmässig in ihre Heimat zurückschicken, um ihre Angehörigen zu unterstützen, nennt man «Rimessen», vom lateinischen Verb remittere, was ganz einfach «zurückschicken» heisst.
Rimessen sind keine Kinkerlitzchen. Die Weltbank schätzt, dass heute 230 Millionen Menschen gegen 600 Milliarden Dollar pro Jahr nach Hause schicken; allein aus der Schweiz sind es über 7 Milliarden Dollar. Der Löwenanteil geht in Entwicklungsländer. Zum Vergleich: Entwicklungshilfegelder betragen weltweit nur ein Viertel dessen, was Migranten an Rimessen entrichten. Mit diesem Geld werden Kinder zur Schule geschickt, werden Häuser gebaut, werden Geräte gekauft, wird der tägliche Bedarf der Familie gedeckt.
Das belebt die lokale Wirschaft, lässt die Einschulungsquote steigen und die Kindersterblichkeit sinken. In Ländern wie Moldawien, Tadschikistan, Kirgisien, Nepal, Liberia, Gambia oder Haiti machen Rimessen ein Viertel bis sogar ein Drittel dessen aus, was überhaupt an Waren hergestellt oder an Dienstleistungen erbracht wird.
Unter den Empfängern sind nicht nur Angehörige, sondern gelegentlich auch Kriminelle oder in seltenen Fällen gar Terroristen, und daher geraten die Rimessen immer wieder ins Visier der Behörden. Angesichts der enormen Beträge und ihrer vitalen Bedeutung aber sind sie aus dem Leben ganzer Kontinente nicht mehr wegzudenken.