CFA-Franc

Der CFA-Franc ist die offizielle Währung des Senegal und 13 weiterer Länder in Zentral- und Westafrika mit insgesamt 155 Millionen Einwohnern. Die Länder gehören zu den einstigen Kolonien Frankreichs in Afrika, und diese dunkle Vergangenheit trägt er auch im Namen: «CFA» hiess nämlich bis 1958 Colonies Françaises d‘Afrique; heute steht es für Communauté Financière d‘Afrique.

Der CFA-Franc verschafft Frankreich grossen Einfluss auf die afrikanische Wirtschaft. Denn er ist an seine Währung gebunden – früher an den Franc, heute an den Euro: Ein CFA-Franc hat den festen Wert von 0,1524 Euro-Cent, und das heisst Zweierlei: Für die afrikanischen Länder hat das den Vorzug der Stabilität, aber ebenso den Nachteil der Abhängigkeit. 50% der Devisenreserven müssen bei der Agence France Trésor in Paris hinterlegt werden und sind so dem Zugriff der CFA-Länder entzogen, als Ausgleich dafür, dass Frankreich die Umtauschbarkeit in andere Währungen garantiert.

Das bedeutet vor allem Macht. Die Noten werden in Frankreich gedruckt, und 1994 beschloss die Banque de France sogar eine Abwertung des CFA-Francs, ohne die betroffenen afrikanischen Staaten auch nur zu konsultieren. Afrikanische Ökonomen kritisieren daher, die von Paris kontrollierte Einheitswährung bremse Afrikas wirtschaftliche Entwicklung und erleichtere die Kapitalflucht. Andere geben zu, die Kolonialwährung zwinge die 14 Notenbanken zu einer Disziplin, die diese von sich aus kaum aufbrächten. Der umstrittene CFA-Franc wird so schnell nicht aus den Schlagzeilen verschwinden.

Charme

Charme ebnet den Weg – hin zu neuen Bekannten und Freunden, zum Flirt und zur grossen Liebe. Charmanten Menschen zu begegnen ist buchstäblich zauberhaft.

Charme, das wissen wir, kommt aus Frankreich. Hier aber hat er nur einen kurzen Zwischenhalt gemacht, denn seine Geschichte reicht viel weiter zurück: über das französische charmer, «bezaubern» zum lateinischen carmen, «Gesang» oder «Zauberspruch». Der charmante Urahn ist das lateinische Verb canere, «singen», und dass im Gesang der wahre Zauber liegt, wussten ganz besonders die Minnesänger des Mittelalters.

Dû bist mîn, ich bin dîn.
des solt dû gewis sîn.
dû bist beslozzen
in mînem herzen,
verlorn ist das sluzzelîn:
dû muost ouch immêr darinne sîn.

Mit diesen Versen liess eine unbekannte, augenscheinlich bis über beide Ohren verliebte Dichterin am Ende des 12. Jahrhunderts ihren Minnesang enden, dessen Manuskript in der Bayerischen Staatsbibliothek in München liegt.

Dass gesungene Liebeslyrik so alt ist wie die Menschheit, zeigt auch ein Blick in die Reime heutiger Popsongs. All you need is love, und seit den Beatles singen neun von zehn Sängern ziemlich unisono von Liebesleid und Liebesfreud.

Charme kommt vom lateinischen Zauberspruch, und das mit ihm verwandte Chanson ist der Boden, auf dem die Liebe spriesst. Weil indessen nicht jeder Charmeur hält, was er versprochen, erweist sich Charme, trotz seiner magischen Wirkung, gelegentlich als fauler Zauber.

Chemtrail

Wenn ein Jet in grossen Höhen seine Linien zieht, kondensiert das Wasser, das in seinem Abgasstrahl enthalten ist, in der eiskalten Luft zu feinen Eiskristallen. Das Ergebnis sind schnurgerade künstliche Wolken, die, je nach Wetterlage, noch lange nach dem Vorbeiflug am Himmel stehen.

Diese Kondensstreifen, auf Englisch condensation trails oder contrails, sind ein Blickfang. Und eine geradezu ideale Projektionsfläche für allerlei Verschwörungsphantasien. Seit den 90er-Jahren wird hartnäckig behauptet, contrails seien vielmehr chemtrails: Nicht kondensiertes Wasser, sondern vielmehr Chemikalien, aus Grossraumflugzeugen versprüht, um die Menschen dumm und gefügsam zu machen. Um die menschliche Fruchtbarkeit zu beeinträchtigen und dem globalen Bevölkerungswachstum entgegenzuwirken. Um herkömmliches Saatgut zu vernichten, damit die Agrarindustrie ihre resistenten Sorten verkaufen könne. Ganz besonders hartgesottene Schwarzseher sehen Freimaurer, eine geheime Weltregierung, eventuell sogar Ausserirdische am Werk, die den Menschen ganz einfach schleichend vergiften wollen. Da mutet eine der Theorien geradezu harmlos an, die besagt, chemtrails rührten von wissenschaftlichen Versuchen her, Sonnenlicht zu reflektieren und die globale Erwärmung aufzuhalten.

Nichts davon trifft zu. Widerlegen lassen sich die Theorien leicht, nur stets ohne den geringsten Erfolg. Denn die wahren Gläubigen wissen: Wissenschaftliche Belege sind der endgültige Beweis dafür, wie raffiniert und weitgespannt die Verschwörung tatsächlich ist.

Chopper

Dennis Hopper, Peter Fonda und die amerikanische Rockband «Steppenwolf» haben ihm im Road Movie «Easy Rider» ein Denkmal gesetzt: dem Chopper mit seiner flachen Vordergabel und dem vielen Chrom. Allein schon die Bemalung des Tanks reichte aus, um den Fahrer zum natürlichen Feind jeder bürgerlichen Ordnung werden zu lassen. Das Thema des Films, das Schmuggeln von Kokain, tat da wenig, um dieses Image zu korrigieren.

Chopper – das kommt von «to chop», hauen, hacken, wegschneiden. Das war, in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, durchaus wörtlich gemeint. Bei Kriegsende sass die US-Army auf 90 000 Motorrädern, von Harley-Davidson für den Kampfeinsatz gebaut, und in Friedenszeiten zu nichts mehr nütze.

Die gut erhaltenen Maschinen mit ihren 23 PS und ihrem Hubraum von 740 Kubikzentimetern wurden oft von Veteranen gekauft, die ihr im Krieg gelerntes Mechanikerhandwerk weiterpflegen wollten. Weil die Bikes aber schwer und hässlich waren, griffen die Bastler als erstes zum Schweissbrenner und schnitten alles weg, was nicht zwingend nötig war: Windschutzscheibe, Radabdeckungen, Munitionsbehälter, Gewehrtasche, Scheinwerfer und sogar die Rückspiegel, die man keck durch winzige Spiegelchen ersetze, die nicht selten aus einer Zahnarztpraxis stammten. Die Chopper: das waren nicht die Bikes, sondern vielmehr die Bastler.

Ihre radikal umgebauten Maschinen, einst ausrangiertes Kriegsgerät, gerieten zum Kult. Heute ist der rider nicht mehr ganz so easy: Eine zum Chopper umgebaute Harley, wie sie Dennis Hopper 1969 gefahren war, kostet ein kleines Vermögen.

Ciao

Eine einzige Silbe, aber beileibe nicht einsilbig: Ciao ist der kumpelhafte, herzliche Gruss, dessen italienische Wurzel längst zum Exportschlager geworden ist. Mit ciao grüsst man in halb Europa, in der Grande Nation und auf dem gesamten amerikanischen Kontinent. Als Formel in kubanischen Briefen macht ciao mittlerweile sogar dem traditionellen adiós den Rang streitig.

Der freundliche Gruss hat seinen Ursprung im Venedig des Mittelalters. Händler und Seefahrer pflegten einander mit sciào vostro zu begrüssen, was nichts anderes als «ich bin Ihr Sklave» heisst – in der Bedeutung: Wenn Du mich jemals brauchen solltest, dann kannst Du auf mich zählen. Sono il vostro schiavo: Diese Sklaverei als Gruss ist im übrigen nichts Ungewöhnliches. Wenn sich Österreicher oder Bayern mit servus verabschieden, nehmen sie genauso das lateinische Wort für «Sklave» in den Mund.

Dennoch: Dass unser freundliches ciao aus Venedig kommt, muss noch lange nicht heissen, dass die einst blühende Republik durch ausgesuchte Höflichkeit zu Macht und Gold gekommen wäre. Dafür verantwortlich war vielmehr der Handel mit Schiffen, mit Tuch, Seide, Glas, Salz, Pfeffer – und mit den schiavi, die dem Gruss zu Gevatter standen: den Sklaven, die von hier aus zu Abertausenden ins muslimische Spanien, nach Ägypten und Asien exportiert wurden.

Noch etwas: Wenn wir uns mit tschüss verabschieden, dann hat das mit Sklaverei nichts zu tun. Tschüss kommt vom lateinischen ad deum – spanisch adiós und niederdeutsch adjüs – und heisst ganz einfach «zu Gott».