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Kursivschrift

Kursiver Text neigt sich leicht nach vorn, als hätte er es eilig. Deshalb heisst er auch kursiv, vom lateinischen currere, «laufen». Normal gesetzte Schrift dagegen steht gerade und heisst deshalb recte.

Als Johannes Gutenberg Mitte des 15. Jahrhunderts in Mainz seine erste Bibel druckte, war deren Schrift nur «recte». Kursive Lettern wurden erst 50 Jahre später erfunden, in der sogenannten «Aldus-Offizin», dem Verlag des Aldo Pio Manuzio in Venedig. Das war kein Zufall: In Venedig befand sich eine der grössten Bibliotheken der Zeit mit einem grossen Bestand an griechischen und lateinischen Manuskripten. Manuzios Geschäft war es, diese Texte nachzudrucken, relativ preisgünstig und in einem handlichen Format, so dass Kunden aus ganz Europa auf einmal Literatur lesen konnten, die bis dahin nur wenigen Gelehrten zugänglich gewesen war.

Manuzio legte Wert auf hochwertige Typographie. Er plante eine Ausgabe der gesammelten Werke des römischen Dichters Horaz, und dafür entwickelte Aldus’ Geschäftspartner in Bologna, der Stempelschneider Francesco Griffo, eine moderne, elegante Druckschrift, und die besass zum ersten Mal auch kursive Lettern. Die Horaz-Ausgabe erschien 1501 und wurde, wie viele andere Werke aus dem Aldus-Verlag, ein grosser Erfolg.

Die sogenannten «Aldinen» trugen viel bei zur Wiederentdeckung der Antike in der Renaissance und zur Entwicklung des Humanismus. Und weil ihre Druckschrift aus Italien stammt, heissen kursive Buchstaben auf Englisch bis heute italics.

Ombudsmann

Ein Ombudsmann – oder eine Ombudsfrau – wird in der Regel von einem Parlament eingesetzt. Sie sollen sicherstellen, dass die Rechte von Bürgerinnen und Bürgern eingehalten werden, und sie überprüfen die Arbeit der Verwaltung. Der sperrige Name «Ombudsmann» kommt vom altnordischen Wort umboð, auf Deutsch «Auftrag» oder «Vollmacht». Der erste Ombudsmann der Geschichte war ein Schwede: Sein Amt wurde 1809 eingeführt und war als Vertrauensperson des Volkes gedacht. Das Beispiel machte Schule: Ombudsleute setzten sich erst in Skandinavien, nach dem Zweiten Weltkrieg dann auch in anderen Ländern Europas durch.

Heute haben die UNO, Regierungen, Organisationen und auch private Unternehmen eigene Ombudsleute. Ihre Dienste sind in der Regel kostenlos, sie arbeiten unabhängig, besitzen aber keine Verfügungsgewalt. Sie nehmen Beschwerden entgegen, hören zu, erklären, vermitteln und suchen Lösungen. Sie prüfen, ob die Verwaltung korrekt, verhältnismässig und bürgernah arbeitet. Viele Ombudsstellen stehen auch Angestellten der Verwaltung offen, die bei Problemen am Arbeitsplatz nicht weiterwissen.

Vorreiterin in der Schweiz war die Stadt Zürich, die 1971 eine erste Ombudsstelle einrichtete, andere Städte und Kantone folgten. Einzig auf Bundesebene hat’s bisher nicht geklappt: Viele Kantone und die bürgerlichen Parteien stellten sich quer, und so beschloss die zuständige Nationalratskommission 2004, auf ein entsprechendes Gesetz zu verzichten.

Blau

Für Physiker ist Blau reflektiertes Licht mit einer Wellenlänge zwischen 420 und 490 Nanometer. In der Netzhaut sitzen lichtempfindliche Nervenzellen, die ihrer Form wegen auch Zapfen heissen. Es gibt drei verschiedene Typen davon, und einer davon ist auf Blauviolett spezialisiert. Für Blau zuständige Zapfen verarbeiten nur ein schmales Band des gesamten Spektrums und reagieren empfindlich auf Anteile von Rot. Dann kippt die Empfindung von blau übergangslos ins Violette.

Blau hat seit jeher auch eine kulturelle Bedeutung. In der katholischen Kirche zum Beispiel galt Blau lange als Farbe der heiligen Maria, bis es 1570 aus der liturgischen Palette gestrichen wurde. Doch blau galt auch als Farbe der Täuschung. Davon zeugen bis heute Redensarten wie «sein blaues Wunder erleben» oder «das Blaue vom Himmel herunterlügen».

Für die meisten Menschen soll Blau Stabilität, Ausgeglichenheit und Ruhe ausstrahlen. Fatale Fehler am Computer werden auf blauem Hintergrund angezeigt, angeblich um die User nicht in Panik zu versetzen. Das zumindest ist falsch. Der Grund für das Blau beim sogenannten «Bluescreen» ist völlig lapidar: Die Workstation, die der frühe Windows-Entwickler John Vert benutzte, zeigte beim Aufstarten Systeminformationen in weisser Schrift auf blauem Grund an; die Software, die er zum Programmieren benutzte, tat dasselbe. Weiss auf blau, fand Vert, sei doch auch für Fehler das naheliegendste.

UFO

Ein UFO ist ein «unidentifiziertes Flugobjekt» – oder auf Englisch ein UAP, ein unidentified anomalous phenomenon. Tatsächlich gibt es immer wieder Sichtungen von Flugobjekten, die sich schwer erklären lassen. Ein körniges Schwarzweiss-Video stammt von einem Piloten der US-Navy. Es zeigt ein rasend schnelles Objekt, das nicht so aussieht und sich nicht so bewegt wie ein Flugzeug:

Mein Gott! Die fliegen gegen den Wind, und der weht mit 220 km/h nach Westen!

Das Pentagon bestätigte 2017 offiziell die Echtheit des Videos – was genau es zeigt, weiss man bis heute nicht.

Fliegende Untertassen und Ausserirdische, das halten viele für reine Fantasie. Tatsächlich gibt es oft plausible Erklärungen – Heissluftballons, verglühender Weltraumschrott, Versuchsflugzeuge oder sogar linsenförmige Wolken. Der angebliche Absturz eines UFOs bei Roswell, New Mexico, im Jahr 1947 und die Bergung toter Aliens wird unter Ufologen bis heute heiss debattiert; laut einem Untersuchungsbericht von 1995 sollen die Trümmer von einem geheimen Aufklärungsballon stammen.

Aber auch die Wissenschaft mit beschäftigt sich mit UFOs. Die Handschriftenabteilung der Uni Basel etwa bewahrt Aufzeichnungen über UFO-Sichtungen der Baslerin Louise Zinsstag auf, und an der amerikanischen Elite-Uni Harvard arbeiten Professor Avi Loeb und ein grosses Team mit eigenen Observatorien und selbstentwickelter KI daran, UFOs zu finden und zu dokumentieren. Und dennoch: Bis hieb- und stichfeste Ergebnisse vorliegen, bleiben UFOs vor allem eins: unbekannt.

Schlamassel

Nach dem Segen trinkt das Brautpaar einen Schluck Wein aus einem Becher; so will es der jüdische Hochzeitsbrauch. Der Becher wird danach in ein Tuch gehüllt, der Bräutigam tritt darauf, und die Gäste rufen «Masel tov!». Das Zertreten des Glases soll dabei an die Eroberung von Jerusalem und die Zerstörung des Tempels durch die Römer im Jahr 70 n. Chr. erinnern. Auf Jiddisch heisst der Glückwunsch Masel tov, auf Hebräisch Mazal tov. Beides bedeutet frei übersetzt «viel Glück» oder «gutes Gelingen». Das Wort «Massel», laut Duden der Ausdruck für unverdientes, unerwartetes Glück, ist schliesslich auch ins Deutsche eingewandert.

Und doch liegt es auf der Hand, dass man im Leben nicht immer nur Massel haben kann. Wenn man also gehörig Pech hat, dann ist das auf Jiddisch ein schlimasl, Unglück. Das Wort schlimasl, so steht es im Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm zu lesen,

entstammt der jüdischen Gaunersprache, sein zweiter Theil entspricht dem jüdischen mazal, Glücksstern, das als Masel, Massel in der Gaunersprache gebräuchlich ist.

Aus diesem jiddischen schlimasl und vielleicht auch in Verbindung mit dem Adjektiv «schlimm» ist im 18. Jh. in Deutschland der Schlamassel geworden (und in Österreich die «Schlimastik»), der Ort also, in dem wir immer dann stecken, wenn wir in einer schwierigen, verfahrenen Lage sind – oder, um’s mit demselben jiddischen Wort zu sagen: wenn wir etwas gehörig vermasselt haben.