Wenn Sie sich über eine Sendung ärgern, dann tun Sie etwas ganz Naheliegendes: Sie drücken einen Knopf Ihrer Fernbedienung, und – zap. Wussten Sie, dass dieses zappen eine ganz und gar blutrünstige Angelegenheit ist? To zap ist ursprünglich ein englisches, lautmalerisches Wort für das Geräusch eines elektrischen Kurzschlusses – und heisst heute nichts anderes als abknallen, eine Tätigkeit, die im Western ganz besonders beliebt ist, bei Revolverhelden wie beim Publikum. Mittels zapping sorgen die Helden dafür, dass sie so selten sind, und das Publikum, dass es ausser Western auch noch andere Filme gibt.
Seine Blüte erreichte das Zappen in den neunziger Jahren mit dem Überhandnehmen von Unterbrecherwerbung am Fernsehen – für Filmfans eine regelrechte Plage. Die bereitliegende Fernbedienung lud, für die Dauer der Werbespots, zu einem lustvollen Streifen durch die anderen Programme ein.
Aber auch das Zappen ist eine Zeiterscheinung. Steter Tropfen höhlt den Stein, und Fernsehwerbung ist ganz normal geworden. Eine aktuelle deutsche Umfrage zeigt, dass eine Mehrheit von 56 Prozent kaum mehr zappt. Das Publikum, so vermuten die Fachleute, ist wählerischer geworden. Besonders Menschen ab 35 nutzen gezielt Programmzeitschriften und Internet und sehen sich einmal ausgewählte Sendungen oder Filme bis zum Schluss an.
Und dennoch wird munter weitergezappt. Lästige Werbung gibt’s nämlich auch im Internet – hier werden schreiende, blinkende Popups ebenfalls weggezappt. Oder ist der Kunde mit einem Unternehmen nicht mehr zufrieden, zappt er kurz entschlossen zur Konkurrenz. Ob sozial, kulturell, sportlich oder beruflich: Es wird gezappt wie nie.
Bleibt nur dieses ganz und gar unmögliche Wort – und die leise Hoffnung auf einen erlösenden Knopf.