Es ist noch nicht lange her, da war, was man heute copy & paste nennt, noch ein Beruf namens «Fräulein», und das Kommando lautete «ein Durchschlag, bitte!». Heute heissen die Sekretärinnen «Bürofachkraft» oder «Backoffice-Assistentin», und der Befehl lautet CTRL-C.
Von einem Befehl zu sprechen, ist allerdings stark untertrieben: CTRL-C ist eine veritable Kulturtechnik, die Schüler- und Doktorarbeiten und halbe Romane entstehen lässt. Selbst im Journalismus wird nicht länger abgeschrieben, sondern – Sie ahnen es – CTRL-C.
Der Ahnherr dieses Klammergriffs ist allerdings älter als jeder Computer: Mit cut & paste wurden im Verlagswesen Manuskripte redigiert, will heissen: mit der Schere abschnitts- oder gar satzweise zurechtgeschnitten, auf leeren Blättern neu zusammengeklebt und anschliessend mit der Hand redigiert. Das nötige Werkzeug: Gummi arabicum, jener zuckerhaltige, wasserlösliche Saft der Akazienwurzel, und die Redigierschere, die lang genug war, um eine A4-Seite auf einmal durchzuschneiden. Obgleich man Manuskripten schon immer so zu Leibe gerückt war – oft sehr zum Leidwesen des Autors –, erlebte das cut & paste mit Schere und Leim im Zeitalter des Fotokopierers einen enormen Aufschwung.
Heute reicht ein Klick, ein Tastendruck. Die Eroberung des Schreibtischs durch den Computer ist nicht zuletzt der gewaltigen Vereinfachung der einstigen Collagetechnik zu verdanken. Auch wenn der Ruf des copy & paste nicht der allerbeste ist: Die Wissenschaft spricht gern von copy & waste, Kopieren und Müll.
Der Durchschlag mittels Kohlepapier übrigens hat das alles überlebt: Die E-Mail-Kopie heisst bis auf den heutigen Tag «Cc», als Abkürzung für carbon copy.