Tiki

Man kann sie in ein Glas Wasser geben und dabei zusehen, wie sie sich, oh Wunder, schäumend in eine rosa Brause verwandelt. Oder aber man legt sie sich auf die Zunge und gibt sich mit geschlossenen Augen diesem einmaligen, intensiv nach Himbeer schmeckenden Geschmacksfeuerwerk hin, das die Sprudelbonbons der Marke Tiki auf der Zunge zünden.

Tiki ist so urschweizerisch wie Käse oder Schokolade, aber sein Ursprung liegt in Böhmen. Hier kam 1907 der Backpulverhersteller Hynek Boleslav Allan auf die Idee, sich einen Rest Sodapulver auf die Zunge zu legen. Es prickelte und zischte, und zusammen mit etwas Zucker und Säure schmeckte es auch noch. Damit war Tiki erfunden, und als Sohn Guy Allan 1947 aus der Tschechoslowakei flüchtete, kam mit ihm das Pulver in die Schweiz.

Zuerst lässt Allan die Brause in glarnerischen Näfels produzieren, dann, in den Fünfzigern, baut er eine eigene Fabrik in Mont-sur-Lausanne. Mittlerweile zur handlichen Tablette gepresst – 24 mal 24 mal 6 Millimeter, 4,5 Gramm, mit einem schäumenden Glas und einem strahlenden Buben auf der Verpackung – ist Tiki bald buchstäblich in aller Munde. Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs verkauft Allan die Marke nach Italien. Tiki gerät allmählich in Vergessenheit und verschwindet bald gänzlich aus den Regalen. Bis 1993 der Food- und Pharmahersteller Domaco aus dem aargauischen Lengnau die Produktion übernimmt und die Brause mit neuem Design und neuen Trendprodukten wieder zum Sprudeln bringt. Seither prickelt Tiki wieder munter vor sich hin.

Jedenfalls in der Schweiz: Alle Versuche, das Sprudelwunder namens Tiki auch im Ausland beliebt zu machen, blieben erfolglos.

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