Styropor

Träume sind Schäume, und Styropor ist ein Traum von einem Schaumstoff. Er ist billig, leicht, formbar, dabei aber druckfest, wetterfest, isoliert gegen Strom und gegen Kälte, lässt sich mit heissem Draht schneiden und nach Gebrauch vollständig wiederverwerten. Wir kennen den Stoff als Platte, die Häuser isoliert, und als Verpackung, die Eier und Computer schützt.

Am Anfang stand der Zufall. 1835 kaufte der Berliner Apotheker Eduard Simon eine Menge Harz des Amberbaums, der auf Rhodos und in der Türkei wächst. Dieses Harz namens «Styrax» wurde seit jeher für Arznei, Räucherwerk und Parfüm genutzt. Simon destillierte das Harz, erhielt eine klare Flüssigkeit, die er «Styrol» nannte, und wenn er das Wässerchen ein paar Monate lang stehen liess, war es auf einmal keines mehr, sondern vielmehr eine dickflüssige Masse – eine Substanz namens «Polystyrol», der Vater des Stoffs, aus dem die Schäume sind.

Gut 100 Jahre später experimentierte der BASF-Chemiker Fritz Stastny weiter, vergass dabei prompt eine der Proben – und erlebte sein blaues Wunder: «Klare Lösung bei Raumtemperatur bis 1. Dezember 1949 gelagert», schrieb er in sein Laborjournal. «Durchsichtige harte Scheibe entnommen. Diese Scheibe, die in einer Schuhcremedose im Trockenschrank vergessen worden war, verwandelte sich in den folgenden 36 Stunden zu einem kleinen Schaummonster. Der Dosendeckel sass neckisch wie eine Baskenmütze auf einem 26 Zentimeter hohen Schaumstrang.»

Damit war der Styropor erfunden. Nur auf einen einheitlichen Markennamen konnte man sich nie einigen, und so heisst der Stoff von Land zu Land anders: in Deutschland «Styrodur», in Österreich «Austrotherm», in Ungarn «Hungarocell» und in der Schweiz «Sagex».

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