Spam

Um den halsstarrigen Pharao zur Einsicht zu bringen, liess Gott, dem zweiten Buch Mose zufolge, im 13. Jahrhundert vor Christus die zehn Landplagen über Ägypten kommen, darunter Heuschrecken, Finsternis und Tod. Halsstarrige Menschen soll es heute, 3500 Jahre später, immer noch geben. Und ebenso die Landplagen.

Eine davon heisst Spam, und gemeint sind die unglaublich lästigen E-Mails, die ungefragt den elektronischen Briefkasten verstopfen und hemmungslos für alles werben, worauf die (meist männliche) Menschheit schon immer gewartet hat: für Online-Casinos, Software und Potenzmittel. Obgleich nichts als Müll, war Spam ursprünglich ein Markenname für Dosenfleisch – spiced ham. Im Zweiten Weltkrieg, als Lebensmittel auch in den USA rationiert waren, war Spam zwar überall zu haben, aber wenig geniessbar. Zum Inbegriff des Unerwünschten wurde das Dosenfleisch durch einen Sketch: Die britische Comedytruppe Monty Python’s Flying Circus verulkte ein Speiselokal, in dem es nichts als Spam zu essen gab.

Dann kamen erst der Computer, und dann das Internet und E-Mail. Und weil auch leichtes Geld gutes Geld ist, kamen windige Geschäftemacher auf die Idee, auf der Suche nach Leichtgläubigen die Welt mit Werbung zu überziehen. Eine erste Spam-Mail wurde 1978 600-mal verschickt, heute sind es gegen 100 Milliarden Spams pro Tag. Spam wird längst nicht mehr von Hand verschickt, sondern von kleinen Computerschädlingen, die ungeschützte PCs infizieren und unbemerkt die unfrohe Botschaft verbreiten. Womit wiederum die Hersteller von Spamfiltern gute Geschäfte machen. (Kleiner Tipp: Der beste aller Spamfilter ist immer noch das Auge – englischer Titel plus unbekannte Adresse plus Schreibfehler gleich Spam.)

Vor 3500 Jahren waren sie noch analog, die Heuschrecken – heute sind sie digital. Spam ist und bleibt eine Landplage.

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