Der Sonntag, 21. Mai 1967, ist für den 38-jährigen Militäringenieur Jim Drake ein ganz besonderer Tag. Zum ersten Mal setzt er sein Surfbrett ins Wasser der Jamaica Bay in New York, befestigt den Mast mit den zwei gekrümmten Holmen, die zwischen sich das Segel aufspannen. Und dann beginnt das heikle Balancieren, das Anfänger heute noch kennen: Das Gerät namens «Old Yeller», mit dem Tüftler Jim Drake die ersten unsicheren Meter in der kabbligen Bucht zurücklegt, ist der erste moderne Windsurfer der Welt.
Waghalsige Prototypen hat es schon 1965 gegeben. In seiner Augustnummer bringt das Magazin «Popular Science» eine bebilderte Bauanleitung für ein sailboard. Dessen Brett sieht aus wie eine Kiefernholztür, das bewegliche Segel hat die Form eines auf dem Kopf stehenden Kinderdrachens. Als begeisterter Segler weiss Drake, dass damit das Wegpaddeln vom Ufer mühsam und das Segeln bei auffrischendem Wind schwierig wird. Deshalb spannt er ein Dreieckssegel zwischen einen gegabelten Baum, konstruiert einen beweglichen Mastfuss, und als Rumpf nimmt er ein schnittiges Surfboard. Am 6. Januar 1970 heisst das amerikanische Patentamt den Antrag für «einen windgetriebenen Apparat» gut.
Sein Freund und Financier Hoyle Schweizer treibt mit seinem Unternehmen «Windsurfing International» die Entwicklung voran; 1973 übernimmt er für nur 30 000 Dollar Drakes Anteile an den Patentrechten. Drake, der Erfinder, und Schweitzer, der Unternehmer, trennen sich im erbitterten Streit. Drake geht als Erfinder in die Technikgeschichte ein, Schweizer dagegen wird Multimillionär – und Windsurfing olympische Sportart.