Marzipan

Pfarrer Johannes Coler war ein Feinschmecker.

«Wil man einen guten Martzipan backen, so stoss [man] geschelte Mandeln in einem Mörsel, und thue darunter weissen Zucker und Rosenwasser, und stoss wohl durcheinander, dass es nicht zu dünne wird, sondern das es fein dicke bleibet»,

schreibt er 1593 in seinem «Hausbuch». Das Rezept, so will es die Legende, stammt aus Lübeck oder auch aus Königsberg. Während einer Hungersnot Anfang des 15. Jahrhunderts sollen Bäcker eine Art Notbrot erfunden haben, weil es nichts anderes mehr gab als Mandeln und Zucker. Das ist volkstümlicher Unsinn, denn Mandeln und Zucker waren kostbar und hätten sich leicht gegen andere Nahrungsmittel eintauschen lassen. Marzipan – darin sind sich Kulturhistoriker einig – kommt aus Persien. Im Mittelalter brachten arabische Händler das Marzipan nach Spanien und von da über Venedig an die Fürstenhöfe ganz Europas.

Auf diesen langen Reisen ging irgendwann auch der Ursprung des Wortes verloren. Zwar gilt als sicher, dass das italienische Wort für Marzipan, marzapane, im 16. Jahrhundert ins Deutsche eingewandert ist, aber dann verliert sich die Spur. Und so wird munter spekuliert – über ein lateinisches Marci panis etwa, auf Deutsch «Markusbrot», über einen ähnlich lautenden persischen Grafentitel oder antike Wörter für «Mehlbrei». Nicht einmal das Wortgeschlecht ist klar – ob das oder der Marzipan, ist laut Duden ziemlich einerlei.

Dagegen steht fest: Marzipan ist seit jeher eine begehrte Leckerei. Im Mittelalter noch in Apotheken hergestellt, galt Marzipan sogar lange Zeit als Medikament gegen Verstopfungen und Blähungen – und als Potenzmittel.