Die Vision, die der legendäre Trickfilmer Walt Disney in seinen letzten Jahren formulierte, war die einer in jeder Hinsicht perfekten Stadt:
Epcot [die englische Abkürzung für «experimentelle Prototyp-Community von morgen»] wird eine durchgeplante, vollständig kontrollierte Gemeinschaft sein, ein Vorzeigeprojekt amerikanischer Industrie. Es wird keinen Landbesitz geben, keine Stimmrechtskontrollen. Die Menschen werden ihre Häuser nicht kaufen, sondern günstig mieten. Es wird keinen Ruhestand geben, und alle Menschen werden Arbeit haben.
Bis zu Walt Disneys Tod 1966 blieb Epcot eine blosse Idee. 1994 aber gründete die Disney Company im US-Bundesstaat Florida die Planstadt «Celebration». Eine idyllische Seenlandschaft, die Strassen blitzsauber, die Hecken akkurat gestutzt: In Celebration sollten die Menschen strikt nach den Vorstellungen Walt Disneys leben. Parkverbot am Strassenrand, die Vorhänge ausschliesslich weiss, keine verdorrten Zierpflanzen auf der Veranda: Jedes noch so kleine Detail war amtlich geregelt.
Celebration war ein voller Erfolg: Mit einer Lotterie wurde 1995 der Zuschlag für eines der 350 Häuser verlost. Doch schon ein Jahr später begehrten die ersten Zuzüger auf: Die umstrittenen Lehrmethoden der Schule führten zu Protesten, um die sich der Disney-Konzern nicht scherte. Demokratische Mitbestimmung war nicht vorgesehen; und so kehrten erste Siederfamilien Celebration den Rücken. 2008 wurde die 11 000 Einwohner zählende Stadt von der Finanzkrise hart getroffen, über 100 Familien mussten ihre Häuser verkaufen. Indes: Celebration besteht bis heute – mit immer noch 7500 Einwohnerinnen und Einwohnern, und einem 166 Seiten starken Regelbuch.