Hygiene

«Hygiene» kommt von der griechischen Göttin Hygieia. Verehrt wurde sie im alten Athen, wo sie als Göttin der Reinlichkeit und der Gesundheit galt. Dem Mythos zufolge war Hygieia eine Tochter des Asklepios, dessen Stab mit der gewundenen Schlange noch heute das Symbol der Medizin ist. Aus Hygieias Namen wurde das heutige Wort «Hygiene», das in fast allen Sprachen so heisst.

Sauberkeit und Gesundheit hängen eng zusammen. Sauberes Trinkwasser, sanitäre Einrichtungen und Hygiene sind Grundvoraussetzungen für Gesundheit und Wohlbefinden, schreibt die Weltgesundheitsorganisation WHO. Grosse Fortschritte haben dazu geführt, dass die Zahl tödlicher Durchfallerkrankungen zwischen 1990 und 2015 weltweit auf die Hälfte zurückgegangen sind.
Wie wichtig sauberes Wasser und Kanalisation sind, wussten die Menschen schon vor Jahrtausenden. Jungsteinzeitliche Dörfer auf der schottischen Insel Orkney besassen schon vor 5000 Jahren Frischwassertröge und Abwasserkanäle, und wie wichtig Hygiene im alten Rom war, zeigen die prachtvollen Thermen der Kaiserzeit mit ihren riesigen Kalt- und Warmwasserbecken, die 2000 bis 3000 Badegäste pro Tag aufnehmen konnten.

Im alten Griechenland, in den Tempeln der Hygieia, gab es daneben noch eine andere Sitte: Während des rituellen Tempelschlafes erhofften sich die Menschen heilende Träume – oder zumindest Träume von Heilmitteln, die ihre Beschwerden lindern sollten.

Inkunabel

Eine Inkunabel ist ein Buch der ersten Stunde. Inkunabeln sind das, was Johannes Gutenberg und seine Gesellen im 15. Jahrhundert gedruckt haben. Nach dem lateinischen Wort für «Wiege» oder «Windel» nennt man diese Ur-Bücher auch «Wiegendrucke» – Wiegendrucke deshalb, weil der Buchdruck buchstäblich noch in den Windeln lag. Nicht nur der Name, auch die zeitliche Zuordnung mutet seltsam an: Sie dauert von der Erfindung des Druckverfahrens mit beweglichen Bleilettern ums Jahr 1450 exakt bis zum 31. Dezember 1500. Nicht dass die Bücher ab 1501 anders gedruckt worden wären – die Zeit der Inkunabeln ist einfach eine Festlegung, so willkürlich sie auch scheinen mag.

Die Inkunabel unterscheidet sich in vielem vom modernen Buch. Was heute ein Buch ausmacht – Titelblatt, Impressum, Inhaltsverzeichnis, Seitenzahlen – all diese Konventionen gab es noch nicht. Inkunabeln standen noch ganz in der Tradition der alten Handschriften – nicht selten liess der Druck an Kapitelanfängen einen grossen Leerraum frei,  in den später von Hand prachtvolle Initialen gemalt wurden. Drucker, oft als Wanderdrucker unterwegs, gaben als Druckort gern die Stadt oder das Dorf an, wo sie gerade waren; ein Druckdatum fehlte häufig, ein Inhaltsverzeichnis konnte gut und gern erst ganz am Schluss stehen.

Eines aber sind sie geblieben, diese ersten Bücher: Sie sind prachtvolle Zeugen einer Zeit, in der die Medienrevolution nicht Internet, sondern Buchdruck hiess.

Kakao

Kakao ist die Bohne des Kakaobaums – oder genauer: das aus ihr gewonnene Pulver. Kakaobohnen sind ein wichtiges Exportprodukt vieler Länder Südamerikas, Westafrikas und Südostasiens. Das Wort stammt aus alten Sprachen der Ureinwohner Mexikos und später der Maya und der Azteken.

Die Kakaofrucht und die darin eingebetteten Bohnen werden seit Jahrtausenden genutzt. Archäologen haben in Honduras Gefässe aus dem 11. Jahrhundert v. Chr. ausgegraben, in denen Kakaoreste nachgewiesen wurden. Getrunken allerdings wurde nicht Kakao aus der gemahlenen Bohne. Getrunken wurde vielmehr eine Art Kakaobier aus dem zuckerhaltigen, vergorenen Fruchtfleisch der Kakaofrucht. Die Bohne dagegen war bei den Maya und Azteken weniger Genuss- als vielmehr Zahlungsmittel. Und wenn aus ihr doch ein Getränk wurde, dann – weil kostbar – nur für die oberen Zehntausend und zum Zweck religiöser Rituale.

Als Hernándo Cortés und seine conquistadores 1519 die Halbinsel Yucatán eroberten, kam ihnen der leicht bittere, ungesüsste Trank anfänglich spanisch vor. Als Heissgetränk aber, mit Rohrzucker, Gewürzen und Milch zubereitet, fand der Kakao seinen Weg in die Tassen der Alten Welt, zuerst als Heilmittel, dann als Luxus an Königs- und Fürstenhöfen.

Lange Zeit wurde darüber gestritten, ob Kakao eine Speise sei. Weil sein Genuss aber das kirchliche Fastengebot gebrochen hätte und mittlerweile auch die angerufenen Päpste nicht mehr verzichten mochten, lautete am Ende das Verdikt: Es ist ein Getränk. Kakao erhielt den päpstlichen Segen und wurde damit endgültig zum Stoff, aus dem die süssen Träume sind.

Kapuze

Die Kapuze, an den Pullover, die Jacke oder den Mantel genäht, ist jederzeit zur Hand, und sie schützt zuverlässig vor Regen und vor Kälte. Weil eine Kapuze aber nicht nur das Wetter abhält, sondern auch Blicke, hat sie immer etwas Unheimliches.

Wer dem Kloster geht vorbei
Mitternächtlich, sieht die Fenster
Hell erleuchtet. Ihren Umgang
Halten dorten die Gespenster.

Eine düstre Prozession
Toter Ursulinerinnen;
Junge, hübsche Angesichter
Lauschen aus Kapuz‘ und Linnen.

So dichtete 1851 Heinrich Heine. Bis heute wird der Tod meist mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze dargestellt.

Nüchtern betrachtet, kommt das Wort vom lateinischen caputium, wörtlich «das, was den Kopf bedeckt». Italienisch capuccio, französisch capuce, spanisch capucha – die Kapuze ist ziemlich universell. Mönche und Soldaten schätzten sie gleichermassen. Weil der dunkelbraune Habit des franziskanischen Bettelordens mit einer besonders markanten Kapuze geschmückt ist, nannte man die Brüder bald einfach «Kapuziner». Und der schwere Filzmantel der Schweizer Armee mit seiner ausladenden Kapuze war jahrzehntelang Teil der Militärausrüstung. Bei Kälte geschätzt, doch seines Gewichts wegen verwünscht, hiess er in der Soldatensprache ganz einfach «Kaputt».

Übrigens: Ein «Kapuziner» ist in Wien ein Mokka mit Schlagrahm, dessen Dunkelbraun an die Mönchskutte erinnert. Der cappuccino, ein mit geschäumter Milch aufgegossener Espresso, ist daher nichts anderes als ein Kaffee mit Kapuze.

Ketzer

Von den Ketzern sagt man, dass sie den Hintern von Katzen küssen, damit ihnen in deren Gestalt Luzifer erscheine.

Dies schreibt im 12. Jahrhundert der französische Theologe Alain de Lille. Dass «Ketzer» von «Katze» kommt, war dabei ebenso kreuzfalsch wie die bösartige Unterstellung, dass die Andersgläubigen den Teufel anbeteten. Denn das Wort «Ketzer» kommt vom den Katharern, von griechisch katharoi, «die Reinen». Der Katharismus war eine mächtige religiöse Laienbewegung, die vom 12. bis zu ihrem Untergang im 14. Jahrhundert vor allem in Südfrankreich glühende Anhänger fand. Eine ihrer Hochburgen war die Stadt Albi, weshalb die Katharer auch Albigenser genannt wurden.

Sie selbst nannten sich «veri christiani» oder «bonshommes», «die wahren Christen» und «gute Menschen». Die Katharer glaubten an eine strikte Zweiteilung der Welt, in eine von Gott geschaffene, ewige, spirituelle Welt und eine materielle, von Verfall gezeichnete, die vom Teufel beherrscht wird. Sie waren Asketen: Die Strenggläubigen, Männer und Frauen, die dem inneren Kreis angehörten und «perfecti» oder «perfectae» genannt wurden, führten ein entbehrungsreiches Leben – vegetarische Kost, keine Sexualität, keine Ehe.

Die zentrale Schrift der Katharer war das Johannesevangelium, das alte Testament lehnten sie als Beschreibung eines bösartigen Schöpfergottes ab. Und sie besassen ihre eigene Hierarchie. Damit zogen sie den Zorn der römisch-katholischen Kirche auf sich. 1179 wurden sie offiziell exkommuniziert, und dreissig Jahre später begann der Albigenserkreuzzug, ein Massaker im Namen der Inquisition. Die mächtigen Katharerfestungen wurden belagert, eine um die andere eingenommen, die Gläubigen zu Tausenden hingemetzelt oder auf dem Scheiterhaufen verbrannt.