Lügendetektor

Lügen haben kurze Beine,

sagt man. Zuweilen aber galoppieren Unwahrheiten munter davon, und deshalb haben Ermittler schon immer davon geträumt, eine Lüge von der Wahrheit zweifelsfrei unterscheiden zu können.

Der Gedanke ist gar nicht so abwegig: Anfang des 20. Jahrhunderts hielten die Psychologen Carl Gustav Jung und Max Wertheimer unabhängig voneinander fest, dass – erstens – Menschen beim Lügen nervös werden, und sich dass sich – zweitens – Nervosität auch in der Physiologie zeigt. Lügen ist nämlich anstrengend: Beschleunigter Atem, schneller Puls, erhöhter Blutdruck, Schwitzen, zuweilen gar Zittern. Diese körperlichen Phänomene lassen sich beobachten und messen. Und so konstruierte 1913 der Psychologe Vittorio Benussi an der Universität Graz einen ersten sogenannten «Polygraphen», einen Apparat, der kontinuierlich die Atemfrequenz und den Puls einer Testperson anzeigte.

Lügendetektoren haben sich vor allem in den USA verbreitet, und sie sind viel raffinierter geworden. Die neuesten Geräte sind sogar in der Lage, mit Infrarotkameras die Durchblutung des Gesichts und damit das Erröten zu messen – oder auch winzige Veränderungen der Stimmlage (sogar am Telefon). Magnetresonanz-Scans machen heute selbst Vorgänge im Gehirn sichtbar.

Wahr oder unwahr aber kann auch der modernste Apparat nicht unterscheiden; das kann allein der geschulte Bediener. Wenn der sich irrt – und das tut er Studien zufolge immer wieder –, kann das vor Gericht gravierende Folgen haben. In der Schweiz und in Deutschland ist der Lügendetektor im Strafverfahren daher verboten.