In einem Schweizer Obstgarten stehen Kirsch-, Apfel- und Birnbäume – und ganz bestimmt ein Zwetschgenbaum. Dieser Tage erfreut sich der grosser Beliebtheit: Am Ende des Sommers werden die Zwetschgen geerntet, und einer alten Schweizer Tradition zufolge kommt am eidgenössischen Buss– und Bettag, dem jeweils dritten Sonntag im September, ein Zwetschgenkuchen auf den Tisch.
Was wir da zwar mit viel Genuss, aber wenig Wissen verzehren, ist ein eigentliches Wunderwerk der Natur. Der Baum zählt wie alle anderen Obstbäume zur grossen Familie der Rosengewächse. Zwetschgenholz ist dunkel und hart – die Farbe geht dabei von dunklen Brauntönen bis ins Violette – und eignet sich ausgezeichnet für Schmuck, Einlegearbeiten oder Musikinstrumente. Die Zwetschge, je nach Region auch Quetsche oder Bauernpflaume genannt, ist etwas spitzer, fester und kleiner als die eng verwandte Pflaume. Und der Zwetschgenkern lässt sich wesentlich leichter aus dem Fruchtfleisch lösen. Zwetschgen sind natürliche Abführmittel, und sie enthalten eine Menge Beta-Carotin und Kalium. Ihre Haut ist glatt und hat einen Belag, den so genannten Duftfilm, der aus einem natürlichen Wachs besteht.
Das Rezept für einen Zwetschgenkuchen nach Schweizer Art ist denkbar einfach: Teig, reichlich Zwetschgen, dazu Rahm, Eier, Zucker und geriebene Haselnüsse. Allerdings: Mit dem Namen ist das schon schwieriger. Das Wort Zwetschge kommt, genau wie das englische damson, vom lateinischen prunus damascunum, auf Deutsch Damaszenerpflaume. Damaskus war das antike Zentrum des Pflaumenhandels. Im zweiten Jahrhundert vor Christus kam die Zwetschge von Syrien über Griechenland nach Europa.
Und seither, am Ende des Sommers, auch hierzulande auf den Tisch.