Wikipedia – seien wir doch ehrlich: So richtig gescheit klingt das nicht. Nach Wissen klingt Brockhaus. Aber Wiki?
Wiki ist nicht deutsch, und englisch ist es auch nicht. Wikiwiki ist hawaiianisch und heisst «schnell». Ja, und schnell ist die Wikipedia in der Tat. Das Blättern in den 600 000 deutschen oder 1,8 Millionen englischen Artikeln dauert nur Sekundenbruchteile. Und während der grosse Brockhaus durchaus Tausende von Franken kosten kann, ist die Wikipedia, wenn man PC und Internet hat, kostenlos.
Die Wikipedia ist ein eigentliches Volkslexikon. Sie ist für alle bestimmt, und – das ist das besondere daran – sie wird auch von allen geschrieben. Jede und jeder kann nach Belieben Artikel verfassen, verändern, ergänzen, korrigieren. Wikipedia ist basisdemokratische Bildung. Das ist sympathisch, und die Ergebnisse sind staunenswert: In Wikipedia finden sich brillante Artikel, multimedial, mit ausgezeichneten Links und Literaturverweisen. Wikipedia ist das Eldorado für alle, die mehr wissen wollen.
Nur: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Und bekanntlich haben die Spanier das Eldorado, das sagenhafte Goldland im Norden Südamerikas, auch nie gefunden. Die Wikipedia hat ihre Schattenseiten. Denn auch wenn alle mitschreiben könnten – wirklich in die Tasten greifen die allerwenigsten. Nur 2,5 Prozent aller Benutzer schreiben mehr als die Hälfte aller Artikel. Und Autorinnen gibt’s schon gar nicht: Die Wikipedia wird zu über 90% von Männern verfasst, mehr als die Hälfte jung und alleinstehend. Geschichte etwa, ein beliebtes Thema in der Wikipedia, erscheint so vor allem als Militär- und Waffengeschichte.
So etwas soll die Verdienste der Wikipedia, dieses so erstaunlichen Gemeinschaftswerks, nicht schmälern. Doch ein grosser Brockhaus ist sie nicht.