Mit einem rauschenden Fest weihte die Stadt New York am 28. Oktober 1886 ihre neu gebaute Freiheitsstatue ein. Eine Million Menschen säumten die Strassen, um dem amtierenden Präsidenten Grover Cleveland zuzujubeln. Der Umzug begann um 9 Uhr morgens am Madison Square, doch als er an der New Yorker Börse vorbeikam, geschah etwas gänzlich Unerwartetes: Die Börsenhändler begannen, Telexstreifen mit den aktuellen Kursen (auf Englisch ticker tapes) mit vollen Händen aus dem Fenster zu werfen. Abertausende Lochstreifen ringelten sich in der regenfeuchten Luft. Was aussah wie ein künstlicher Schneesturm, ging als erste ticker tape parade in die Geschichte ein.
«This was altogether too much fun», kommentierte die New York Times; Sicherheitsbedenken, das Ringelpapier könnte die Pferde scheu machen und die Besucher gefährden, fanden kein Gehör – auch wenn sie nicht ganz unberechtigt waren: An einer der Telexstreifenparaden hatte es ein Festbesucher in seiner Begeisterung versäumt, die Seiten aus einem alten Telefonbuch zu reissen, worauf der aus dem Fenster geworfene Band prompt einen Passanten k. o. schlug. Doch Zwischenfälle wie dieser taten der Festfreude keinen Abbruch: Allein zwischen 1919 und 1953 wurden insgesamt 86 solcher Papierschlachten geschlagen – zu Ehren von Generälen und Kriegshelden, aber auch des Nobelpreisträgers Albert Einstein oder des Fliegerpioniers Charles Lindbergh.
Obwohl New York als Heimat der Telexpapierschlangen gilt, werden ticker tape parades heute auch in anderen Städten der USA abgehalten – wenn auch längst nicht mehr mit Lochstreifen von der Wall Street, sondern, wie überall auf der Welt, mit Konfetti.