Streisand-Effekt

Das Foto ist unspektakulär: Es zeigt ein Stück der Küste Kaliforniens mit einer Reihe in den Hang gebauter Villen. Die Luftaufnahme wurde 2002 gemacht, um die Küstenerosion zu dokumentieren. Wie Zehntausende ähnlicher Fotos fand auch dieses seinen Weg ins Netz, wo es fast gänzlich unbeachtet blieb: In den Folgemonaten wurde es gerade sechsmal aufgerufen.

Das sollte sich bald ändern. Sängerin und Schauspielerin Barbra Streisand verklagte 2003 den Fotografen Kenneth Adelman auf eine Zahlung von 10 Millionen Dollar, weil auf dem inkriminierten Küstenfoto auch das Streisand-Anwesen zu sehen war. Indes, die Klage wurde abgewiesen, und Barbra Streisand musste statt dessen Adelmans Anwaltskosten von 156 000 Dollar berappen. Das Luftbild allerdings wurde ein Renner: Allein im ersten Monat nach Bekanntwerden der Klage wurde es von 420 000 Menschen heruntergeladen.

Seither ist der sogenannte «Streisand-Effekt» die Bezeichnung für den ungeschickten Versuch, eine unliebsame Information zu unterdrücken und ihre Verbreitung damit erst so richtig anzuheizen. Gegen den Streisand-Effekt ist niemand gefeit. 2016 veröffentlichte das deutsche Satiremagazin «extra 3» unter dem Titel «Erdowie, Erdowo, Erdogan» eine filmische Persiflage auf den türkischen Präsidenten. Erdogan wurde fuchsteufelswild, der deutsche Botschafter wurde ins türkische Aussenministerium einbestellt, doch der Schuss ging nach hinten los. Das Satirevideo wurde bis heute gegen 16 Millionen Mal aufgerufen und ist mittlerweile auch mit türkischen Untertiteln verfügbar.