Ein halbes Jahrhundert ist es her, da war der Röhrenempfänger Gegenwart, das Transistorradio Moderne, und Stereophonie Inbegriff der Zukunft. Klang, dessen Ursprung sich im Raum orten liess – das war eine Art achtes Weltwunder.
Heute, da Konzertsäle in jedem Handy Platz finden, ist kaum mehr vorstellbar, mit welcher Andacht die ersten Stereoaufnahmen gehört wurden. Dabei ist die Technik rasch erklärt: Eine Stereoaufnahme gibt zwei Aufnahmen wieder, Aufnahmen, die mit verschiedenen Mikrofonen an unterschiedlichen Orten gemacht wurden, jede davon auf ihrem eigenen Kanal. Die Aufnahme des einen Mikrofons bei den Geigen im linken, die des anderen zwischen Celli und Bässen im rechten Ohr: Das liess den Musikfan gleichsam zum Dirigenten werden. Anlagen, die den Stereoeffekt voll zur Geltung bringen konnten, waren nicht Unterhaltungselektronik, sondern Hausaltar.
Stereo ist Griechisch und kommt von stereos, «hart», «starr» oder «Raum». Erste Experimente gab es bereits 1940 im Walt-Disney-Zeichentrickfilm «Fantasia», dessen Stereoton allerdings nur wenige Kinos wiedergeben konnten. Instrumente links, Gesang rechts: Das war es, was die Beatles unter stereo verstanden, und andere Bands liessen den Popsound von links nach rechts und wieder zurück wandern – ein Pingpong-Effekt, der den Freundeskreis in Andacht erstarren liess.
Nicht überall aber wurde die neue Technik verehrt. Mit «Fünf Mann Menschen» produzierten 1968 Ernst Jandl und Friederike Mayröcker das erste vollständig in Stereo produzierte Hörspiel. Indes: Das mit dem renommierten Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnete Stück galt dem deutschen Hörspielpapst Heinz Schwitzke als «Kind einer Zeit des Überflusses und des Konsums».