Ein Holzstiel, am einen Ende ein hölzerner Pferdekopf mit zwei Griffen, und fertig ist das Spielzeugpferd. Schon in der Antike ritten Kinder auf Steckenpferden umher. Im Mittelalter sollte das Steckenpferd den Buben ritterliche Ideale vermitteln, und als Motiv ziert es sogar Familienwappen. Weil es auch in alten, heidnischen Bräuchen vorkam, gab es sogar Versuche der Kirche, das Steckenpferd zu verbieten.
In Osnabrück spielt das Steckenpferd eine ganz besondere Rolle. Auf der Treppe des Rathauses wurde 1648 der Westfälische Friede verkündet – ein Friede, der dem dreissigjährigen Krieg mit seinen Millionen von Toten ein Ende setzte. Jedes Jahr am 25. Oktober erinnern die Kinder der Stadt an diesen Friedensschluss, indem sie
Wir Reiter zieh’n durch Osnabrück!
singen und mit ihren Steckenpferden über die Rathaustreppe reiten. Heute ist das Dressurreiten und Springen auf Steckenpferden sogar eine regelrechte Trendsportart: In der finnischen Stadt Seinäjoki werden jedes Jahr Meisterschaften ausgetragen, die Hunderte von Reiterinnen und Tausende Besucher anziehen.
Auf Englisch heisst das Steckenpferd hobby-horse, vom Wort hobby, das im 15. Jh. «kleines Pferd» bedeutete und ebenso für das Kinderspielzeug stand. Die Begeisterung der Kinder übertrug sich auch auf das Wort, so dass hobby-horse im übertragenen Sinn auch «Liebhaberei» bedeuten konnte. To ride one’s hobby-horse im Sinne von «einer Lieblingsbeschäftigung nachgehen» wurde mit der Zeit zum modernen «Hobby», und umgekehrt steht auch heute noch das «Steckenpferd» für das, was wir am allerliebsten tun.