Spekulatius

Das Gebäck namens «Spekulatius» ist staubtrocken, flach, rechteckig, schmeckt nach Kardamom, Gewürznelken, Zimt – und, je nach Sorte, ein bisschen nach Karamell. Diese seltenen Gewürze waren es, die den Spekulatius im Zweiten Weltkrieg zum exotischen Luxusgut machten. Ursprünglich war Spekulatius ein traditionelles Adventsgebäck, doch heute ist er jederzeit und überall zu kaufen, als fertiges Gebäck oder auch als Gewürzmischung zum Selberbacken.

Bleibt die Sache mit dem seltsamen Namen. Nomen est omen – die Herkunft von «Spekulatius» bleibt bis heute Spekulation. Eine Theorie besagt, dass das niederdeutsche Spikelatsjie vom lateinischen speculum herkommt, das «Spiegel» oder «Abbild» bedeutet (und von dem auch unser heutiger «Spiegel» abstammt). Der Keks soll so heissen, weil bei seiner Herstellung mit einem Model ein Motiv in den Gewürzteig gepresst wird, so dass der Spekulatius zum Beispiel das Abbild des heiligen Nikolaus trägt. Beliebte Sujets sind auch Pferde oder Elefanten, Bauernhäuser oder Windmühlen. Andere Quellen behaupten, dass das Gebäck seinen Namen Nikolaus selbst verdankt. Der trägt nämlich den lateinischen Beinamen speculator, auf Deutsch «der Umschauende», «der Behüter». Und weil Spekulatius in Belgien und den Niederlanden vor allem am Nikolaustag gegessen wurde, soll das Gebäck den heiligen Beinamen bekommen haben.

Die fromme Herkunft und der Sinn des Gebäcks als vorweihnachtliche Leckerei sind längst in Vergessenheit geraten. Was bleibt, ist der Keks mit dem unverwechselbaren Geschmack und dem altmodischen Namen.