Vielleicht war’s ja nicht gleich der Traum vom Paradies. Aber eine bessere Welt sollte es schon werden: Secondlife.com, die Schöpfung von Linden Lab, einer Firma in San Francisco mit nur 31 Angestellten.
Second Life: das ist zu allererst ein Computerprogramm. Es ist, wie es sich für eine bessere Welt gehört, kostenlos und lässt sich im Internet herunterladen. Es entführt uns User, wie wir Menschen heute heissen, in eine gigantische künstliche Welt, wo wir als erstes wie die Kinder staunen lernen. In Second Life können wir uns neu erfinden – das Selbst unserer Wünsche sieht aus wie eine Comicfigur, kann fliegen wie ein Vogel – und ist entweder ganz anders oder ganz genau so wie wir. In Second Life gibt es Land und Wasser, Dörfer und Städte. Und vor allem Menschen: Schon 7,5 Millionen tummeln sich mindestens gelegentlich in Second Life. Man kann gemeinsam Ausflüge unternehmen, sich vergnügen und sich per Tastatur unterhalten.
Wer diese detailverliebte Comicwelt gründlich bestaunt hat, kommt rasch dahinter: Second Life ist ein Paradies auf Erden, vor allem für die Werbung: Firmen bieten Produkte feil – wie etwa virtuelle Massanzüge fürs virtuelle Ego – oder ganz reale Dienstleistungen wie die Abendschlagzeilen. Es ist auch ein Paradies für Linden Lab: Hab und Gut – alles kostet. Bezahlt wird in Linden-Dollars, und die wiederum gibt’s gegen ganz reales Geld; in der spieleigenen Börse und zum Kurs von zur Zeit knapp 270:1. Da ist die Gier nicht weit. In Second Life gibt’s bereits die ersten Betrüger, die mit virtuellen Liegenschaften echte Menschen um echtes Geld bringen und echte Gerichte beschäftigen. Von Pornografie und anderem ganz zu schweigen.
Es ist ein Traum geblieben. Second Life ist zwar nichts weniger als eine neue Welt. Nur: Wirklich besser ist sie nicht geworden.