Palaver

Wenn die Roten sich einmal bei einem solchen Palaver befinden, pflegt dieses fast kein Ende zu nehmen,

schreibt Karl May in seinem Klassiker «Winnetou». Und so wissen wir seit unserer Kindheit, dass ein Palaver nichts als ein langatmiges, fruchtloses Gerede ist.

Im alten Griechenland war παραβολή, parabolē, noch ein literarisches Gleichnis, und als solches ist es verwandt mit der deutschen Parabel und der Parole. Als dieses Wort als palavra bei den Seeleuten Portugals ankam, wurde es zum Begriff für langwierige, oft ergebnislose Verhandlungen mit den Händlern an den Küsten Westafrikas.

Tatsächlich hat das Palaver auf dem afrikanischen Kontinent eine lange Tradition. Und hier ist es alles andere als leeres Geschwätz. Ein afrikanisches Palaver ist ein Dialog auf Augenhöhe, freundlich im Ton und friedvoll in der Absicht, und sein Ziel ist es, im weitesten Sinn ein Problem zu lösen. Keiner der Teilnehmer hat den Ausweg parat, keiner will ein Ergebnis durchsetzen. Lösungen werden gesucht und, von gleich zu gleich, entwickelt. Dabei geht es nie nur um die Sache, sondern immer auch um die Gemeinschaft, den Konsens. Mehrheit gegen Minderheit, eine Kontroverse, ein Streit, all das wird konsequent vermieden. Kurzum: Das Ziel des Palavers ist, was wir heute eine Win-win-Situation nennen.

Und weil ein Palaver viel mehr sucht als bloss den schnellen Ausweg, kann es viel Zeit in Anspruch nehmen. Aber: Am Ende steht die belastbare Übereinkunft, die für alle bindend ist, weil alle sie gemeinsam erarbeitet und ihr am Ende zugestimmt haben. So gesehen, wäre der Welt durchaus mehr Palaver zu wünschen.