Es gibt Archäologen, die in den Boden eingedrückte Steine und Knochen für das erste Mosaik der Geschichte halten: Im thüringischen Bilzingsleben entdeckten sie einen kreisrunden Platz, den Vorfahren des modernen Menschen vor sage und schreibe 400 000 Jahren dekoriert hatten. Mosaiken, wie wir sie heute kennen, ornamentale oder bildliche Darstellungen aus Stein– oder Glasplättchen, fertigten nachweislich schon die Sumerer und Ägypter im 3. Jahrtausend v. Chr., und in der Antike, bei Griechen und Römern, waren Mosaiken ganz besonders beliebt. Ihr Name kommt denn auch vom spätlateinischen opus musaicum, auf Deutsch «ein Werk für die Musen».
Mosaiken waren ein Statussymbol. Prachtvolle Fussböden finden sich in den Ruinen von Pompeji und Herculaneum; in Piazza Armerina auf Sizilien stehen noch heute die Mauern einer römischen Villa, deren Böden von riesigen, atemberaubend detaillierten Mosaiken bedeckt sind. In der Schweiz schliesslich, nahe dem Waadtländer Dorf Orbe, liess ein namentlich nicht bekannter Römer einen mehr als 100 Räume umfassenden Gutshof bauen, einen Palast mit Blick auf die Alpen, dessen Säle er mit Szenen aus der griechischen Mythologie schmücken liess – mit Theseus und dem Minotaurus etwa, oder Odysseus, der Achilles entdeckt, wie der sich bei den Töchtern des Lykomedes versteckt.
Mit dem Untergang des römischen Reiches verschwand auch das Mosaik aus der Schweiz – um erst im Intérieur des 19. Jahrhunderts wieder aufzutauchen: in öffentlichen Gebäuden der modernen Städte und, wie einst bei den Römern, in den Villen der Reichen.