Es hat einen unaussprechlichen Namen. Es nennt sich Mahjongg, und das ist gleich auch noch falsch. Mahjongg ist nämlich ein altes chinesisches Spiel für vier Personen, dessen würfelzuckergrosse Bambussteine unseren Spielkarten ähneln. Das Computerspiel «Mahjongg» dagegen ist ein simples Klickspiel, bei dem es darum geht, identische Paare von Spielsteinen von einem Stapel zu entfernen. Weil die chinesischen Steine einander verflixt ähnlich sehen, ist das zwar leichter gesagt als getan, aber Mahjongg Solitaire, eine Art chinesischer Patience, ist eines der einfachsten Spiele der Welt.
Allerdings ist es auch eines der erfolgreichsten Computerspiele aller Zeiten. Am Anfang war der Geistesblitz des nach einem Trampolin-Unfall vom Nacken an abwärts gelähmten Programmierers Brodie Lockard. 1981 schrieb er sein erstes Mahjongg-Spiel auf einem Grossrechner der Universität von Illinois, und weil dieser Rechner an ein ganzes System von Mainframes angeschlossen war, wie die schrankgrossen Computer damals hiessen, spielte bald die halbe Studentenschaft der USA.
1984, am Weihnachtsmorgen, zeigte Erfinder Lockard das Game dem Produzenten Brad Fregger. Der, ein Computerspielprofi der ersten Stunde, erkannte das Potenzial, und zwei Jahre später brachte das Unternehmen Activision das Spiel unter dem Namen «Shanghai» auf den Markt, aus fernost-folkloristischen Gründen und mit überwältigendem Erfolg: «Shanghai» wurde der erste Strassenfeger der Gamegeschichte: über 10 Millionen Mal verkauft, auf mehr als 30 verschiedene Computerplattformen portiert, mit Abertausenden von Klonen im Web.
Erfinder Lockard, an den Rollstuhl gefesselt, programmiert noch immer: neben Lernsoftware – nach wie vor und mit Leidenschaft – Computergames.