Lorem ipsum

Grafikerinnen und Schriftsetzer kennen diesen Text auswendig:

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Das ist, mit Verlaub, lateinischer Unsinn. Und: Es ist gute alte (und sinnvolle) typografische Tradition. Das «Lorem ipsum», wie dieser Text heisst, ist schon seit ungefähr dem Jahr 1500 für Entwürfe üblich. Lorem ipsum bedeutet nichts. Sein Un-Sinn hat den Zweck, das Auge des Betrachters allein auf den Entwurf und nicht auf sprachlichen Inhalt zu lenken. Lorem ipsum scheint lateinisch, aber ist es nicht – schon das erste Wort lorem gibt es nicht. Lorem ipsum ist Blindtext, gestalterische Textmasse.

So dachte man. Aber Richard McClintock, Lateinlehrer am Hampden-Sydney-College in Virginia, war skeptisch. Er mochte nicht so recht an die Pseudolateintheorie glauben und suchte. Und wurde fündig:

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«Da ist niemand, der den Schmerz an sich liebt, der danach sucht und ihn haben möchte, einfach weil es Schmerz ist.» Solches schrieb, im Jahr 45 vor Christus, kein anderer als der begnadete Redner und Politiker Marcus Tullius Cicero in seinem philosophischen Werk De finibus bonorum et malorum.

Wenn Cicero das gewusst hätte! Heute gibt es im Web praktische Lorem ipsum-Generatoren, wo sich Grafiker Blindtexte in jeder gewünschten Länge erzeugen lassen können, und moderne Gestaltungsprogramme enthalten sogar eine Lorem-ipsum-Warnung, die verhindern soll, dass die lateinischen Worte aus Versehen gedruckt und veröffentlicht werden.

Ein Gedanke zu „Lorem ipsum

  1. Lorem ipsum, Kolophonium oder der Begriff Post – auf blogisch wird vieles ganz wunderbar erklärt! I love it. :)

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