Latènezeit

Der Bieler Oberst Friedrich Schwab war vermögend – und ein begeisterter Sammler. In seinem Auftrag suchte der Fischer Hans Kopp 1857 am Neuenburgersee nach archäologischen Fundstücken. Schon früher waren da immer wieder Überreste prähistorischer Siedlungen entdeckt worden. Am Ausfluss der Zihl, in der heutigen Gemeinde La Tène, stiess Kopp unverhofft auf Pfähle, die aus dem flachen Seegrund ragten. Mit langen Zangen gelang es ihm, in nur einer Stunde vierzig erstaunlich gut erhaltene Eisenwaffen aus dem Wasser zu ziehen. Sie stammten aus dem 3. und 2. Jh. v. Chr., einer Zeit, in der die Kelten die Gegend besiedelt hatten.

Und das war nur der Anfang: Ende des 19. und Anfang des 20. Jh. wurden am See grossangelegte Grabungen durchgeführt. Dabei entdeckten Archäologen Tausende Fundstücke: Waffen – Schwerter und Schwertscheiden, Dolche, Lanzenspitzen und Schilde –, daneben auch Schmuck, Werkzeug und Kessel. Im feuchten Boden hatte sich nicht nur Metall erhalten, sondern sogar Holz, Textilien und Flechtwerk.

Doch was um Himmels willen hatte sich da einmal befunden? Die Spekulationen reichten vom Pfahlbauerdorf, einer Fluchtburg, einer Zollstation und einem Waffenlager bis hin zum Heiligtum. Heute dagegen glauben Forscher, dass sich in La Tène einst ein Kriegerdenkmal befunden hat, in dem die Waffen einer wichtigen Schlacht zur Schau gestellt wurden.

Was der Fischer Hans Kopp in La Tène entdeckte, war für die Wissenschaft so bedeutend, dass heute die jüngere Eisenzeit in Europa ganz einfach «Latènezeit» genannt wird.