Fälschung

Es ist der Alptraum eines jeden Museums. Das Gemälde ist angekauft, und die Wissenschaft erkennt: Der alte Meister ist keiner – die Farbe stammt aus der Dose und hat im Backofen gealtert, ein klarer Fall von Fälschung.

Doch so einfach ist es selten. Nicht weil es nicht genug Betrüger gäbe oder die Analysen unfehlbar wären, nein: ganz einfach deshalb, weil auch nicht jede Fälschung wirklich eine ist.

Die National Gallery in London ist eines der bedeutendsten Kunstmuseen der Welt. Ihr erster Holbein – «Ein Mann mit einem Schädel» – wurde nur Wochen nach dem Ankauf 1845 als Fälschung entlarvt. Tatsächlich: Eine dendrochronologische Analyse des Holzes ergab 1993, dass das Gemälde zwar erst nach Holbeins Tod gemalt wurde, aber nur um wenige Jahre, und zwar vom Belgier Michiel Coxcie. Also keine Fälschung, sondern ein simpler Fehler der Sachverständigen.

Oder das Gemälde «Il Tramonto» des italienischen Renaissancemalers Giorgione. Nur die Figur des heiligen Georg im Landschaftshintergrund wollte einfach nicht so recht passen. Doch wieder war’s keine Fälschung – Röntgenaufnahmen zeigten nämlich: Das stark beschädigte Giorgione-Original war in den 1930er Jahren restauriert worden. Ein Loch wurde mit altem Leinen gestopft – und kurzerhand mit einem dekorativen Drachentöter übermalt.

Die Wissenschaft – chemische Analysen, Elektronenmikroskop, Röntgen, Dendrochronologie und C14-Methode – macht Fälschern heute das Leben schwer. Nur ist es oft zu spät: Botticellis «Madonna mit dem Schleier», 1930 entdeckt, galt als Sensation. Heute ist klar: Die Madonna ist nicht von gestern. Der vermeintliche Holzwurmbefall ist fein säuberlich von Hand gebohrt.

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