Cool

Miles Davis mit dem Titel «Rocker», 9. März 1950 in New York. Richtig cooler Sound. Cool, das war es, was Miles Davis und sein Nonett im Studio ausdrücken wollten: Relaxt, lässig, in sich gekehrt – ein Jazz, so ganz anders als der laute, hektische Bebop der 1940er-Jahre. Als «Rocker» zusammen mit elf weiteren Titeln auf Schallplatte erschien, konnte die gar nicht anders heissen als «Birth of the Cool», und die Platte ist tatsächlich ein Meilenstein des sogenannten «Cool Jazz».

Das englische Wort cool stammt vom deutschen «kühl» ab und bedeutete ums Jahr 1000 noch nichts weiter als weder zu heiss noch zu kalt. 600 Jahre später, in Shakespeares «Hamlet», ist mit cool nicht mehr nur das Wetter gemeint, sondern Gemüt oder Temperament: Kühl, das heisst überlegt, rational, ruhig.

In der Unterschicht der USA begann cool ein Eigenleben zu führen. 1884 nennt der Sprachprofessor James A. Harrison in einem begeisterten, wenngleich von Rassismus triefenden Aufsatz über das nordamerikanische «Neger-Englisch» den Ausruf Dat’s cool!, und Anfang des 20. Jahrhunderts wurde cool endgültig zu dem, was es heute ist. Die höchsten Weihen im Jazz erhielt der, von dem man sagte, er sei a cool cat. Coolness wurde zum Gestus, zur Haltung: Understatement, Souveränität, Rebellion, die es nicht nötig hatte, aggressiv zu sein, genau so wie James Dean im Filmklassiker «Rebel Without a Cause», «Denn sie wissen nicht, was sie tun».

Oder eben wie der Trompeter Miles Davis in seinem Album «Birth of the Cool».

Wir spielten uns einfach etwas sanfter in die Ohren der Leute als die anderen,

meinte er ganz cool in seiner Autobiografie.

Wir gingen einfach etwas mehr in Richtung Mainstream. Mehr war’s nicht.

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