Cookie

Ich mag Kekse. Aber natürlich weiss ich: Allzuviel ist ungesund. Kekse sind die natürlichen Feinde einer guten Figur, und die Feinde gesunder Zähne sind sie auch.

Mit Keksen gefüttert werden auch Computer. Sie können schmecken, aber einzelne davon sind gar nicht bekömmlich, weder für uns User noch für den PC.

Die Rede ist von sogenannten cookies. Mit Keksen haben sie nur den englischen Namen gemein, und sie kommen nicht aus der Dose, sondern aus dem Internet. Cookies sind kleine Textdateien, in denen Anbieter von Websites speichern, was uns beim Surfen interessiert. Ein Beispiel: Als eifriger Besucher eines Internetforums zum Thema Schrebergarten halte ich regelmässig nach neuen Beiträgen Ausschau. Damit ich mich nicht jedes Mal neu einloggen muss, kann ich die Option anklicken: «immer eingeloggt bleiben». Damit mein Forum nun weiss, dass es ab sofort von mir keine Zugangsdaten mehr verlangen soll, speichert es ab, dass ich zu den Oberschrebergärtnern zähle, dass ich am liebsten Beiträge über das Rosenzüchten mag und pro Besuch durchschnittlich 14 Minuten brauche.

Dagegen wäre weiter nichts einzuwenden, gäbe es da nicht mindestens drei Probleme: Erstens werden diese Cookies ausgerechnet auf meinem PC gespeichert. Zweitens wird gespeichert, ohne dass ich es weiss. Und drittens sind diese Informationen für Betreiber einer Website ohne weiteres lesbar – je mehr Cookies ich also, ohne es zu wissen, gespeichert habe, desto mehr Auskünfte erhalten Fremde über mein Verhalten im Web.

Wie im richtigen Leben gilt: Allzuviel ist ungesund. Von zu vielen Keksen wird einem schlecht. Daher: Ab und zu sollten Cookies vom Speiseplan gestrichen – sprich: kurzerhand von der Festplatte gelöscht werden.

Copy & Paste

Es ist noch nicht lange her, da war, was man heute copy & paste nennt, noch ein Beruf namens «Fräulein», und das Kommando lautete «ein Durchschlag, bitte!». Heute heissen die Sekretärinnen «Bürofachkraft» oder «Backoffice-Assistentin», und der Befehl lautet CTRL-C.

Von einem Befehl zu sprechen, ist allerdings stark untertrieben: CTRL-C ist eine veritable Kulturtechnik, die Schüler- und Doktorarbeiten und halbe Romane entstehen lässt. Selbst im Journalismus wird nicht länger abgeschrieben, sondern – Sie ahnen es – CTRL-C.

Der Ahnherr dieses Klammergriffs ist allerdings älter als jeder Computer: Mit cut & paste wurden im Verlagswesen Manuskripte redigiert, will heissen: mit der Schere abschnitts- oder gar satzweise zurechtgeschnitten, auf leeren Blättern neu zusammengeklebt und anschliessend mit der Hand redigiert. Das nötige Werkzeug: Gummi arabicum, jener zuckerhaltige, wasserlösliche Saft der Akazienwurzel, und die Redigierschere, die lang genug war, um eine A4-Seite auf einmal durchzuschneiden. Obgleich man Manuskripten schon immer so zu Leibe gerückt war – oft sehr zum Leidwesen des Autors –, erlebte das cut & paste mit Schere und Leim im Zeitalter des Fotokopierers einen enormen Aufschwung.

Heute reicht ein Klick, ein Tastendruck. Die Eroberung des Schreibtischs durch den Computer ist nicht zuletzt der gewaltigen Vereinfachung der einstigen Collagetechnik zu verdanken. Auch wenn der Ruf des copy & paste nicht der allerbeste ist: Die Wissenschaft spricht gern von copy & waste, Kopieren und Müll.

Der Durchschlag mittels Kohlepapier übrigens hat das alles überlebt: Die E-Mail-Kopie heisst bis auf den heutigen Tag «Cc», als Abkürzung für carbon copy.

Cotton, Jerry

Jerry Cotton, pardon: G-man Jerry Cotton ist ein Held, der Held der erfolgreichsten deutschen Krimiserie in deutscher Sprache. Dank ihm wissen wir, dass ein knallroter Jaguar das Ende aller Träume ist, aber dass – Folge «Die letzte Fahrt im Jaguar» – auch ein roter XK 150 ein Ende haben kann. Und nur dank ihm wissen wir, dass G-man amerikanischer Slang ist und FBI-Beamter bedeutet.

Im richtigen Leben hat Jerry Cotton Jahrgang 1954. Da schrieb der damals 31-jährige Waschmittelvertreter Delfried Kaufmann den Groschenroman «Ich suchte den Gangster-Chef», als 68. Folge der Krimireihe des deutschen Bastei-Verlags. Das Heft schlug ein wie eine Kugel aus der Smith & Wesson seines Titelhelden, und zwanzig Hefte später machte Bastei aus Jerry Cotton eine eigenständige Serie. Die Person des Autors Delfried Kaufmann blieb jahrelang streng geheim – der Verlag sprach vage von einem «Waschmittelvertreter Herr K.» –, und vor allem nicht allein: Die Welt wollte Woche für Woche ein neues Jerry-Cotton-Abenteuer sehen, und bis heute haben 100 oder je nach Quelle gar bis zu 180 Autoren nach minuziösen Verlagsvorgaben Jerry Cottons geschrieben – Vorgaben deswegen, weil Jerry nicht jedesmal andere Freunde und Kollegen haben sollte. (Feinde dagegen schon, aber die – das liegt in der Natur des Groschenkrimis – überlebten in der Regel das aktuelle Heft nicht, auf jeden Fall nicht in Freiheit.)

Dem Vertreter Delfried Kaufmann war die Figur eines FBI-Ermittlers auf einem Spaziergang mit seinem Freund, dem Autor Kurt Reis, eingefallen. Ein Held sollte er nicht sein, eher eine Parodie, eine «Juxfigur Jeremias Baumwolle». Der Welt und den Kiosken aber stand der Sinn nicht nach Witz, sondern nach blutigem Ernst. Jerry Cotton Nummer 2690 heisst «Eiskalt und ohne Skrupel». Killerin Hester endet hinter Gittern, und Jerry Cotton, mittlerweile in seinen besten Jahren, bleibt unsterblich.

Counterstrike

Jugendgewalt und Gewaltspiele am Computer: Nach jeder Tat flammt die Diskussion um Verbote neu auf. Aus einsichtigen Gründen. Gewalt verherrlichende Games, so genannte Ego-shooter, bestehen aus hyperrealistischen, düsteren Szenerien, betrachtet aus einer Ich-Perspektive, und es gilt, mit detailliert dargestellten Schusswaffen möglichst viele Gegner abzuknallen.

Das Spiel Counterstrike, 1999 erstmals veröffentlicht, ist eines der bekanntesten. In Counterstrike kämpfen Terroristen gegen Antiterroreinheiten, die Guten gegen die Bösen, und über Internet können sich die Spieler zu guten oder bösen Gruppen zusammenschliessen. Geschossen wird auf alles, was sich bewegt, auf täuschend echte menschliche Figuren, gesteuert von anderen Spielern.

Wohlgemerkt: Wer in einem Pornoheft blättert, wird deswegen nicht zum Sexualstraftäter. Ein Computerspiel trägt nicht Schuld. Jede Tat hat ihre eigene, lange Geschichte, ihren eigenen biografischen Hintergrund.

Womit wir dann eben doch bei Computerspielen sind. Ego-shooter mit ihren mörderischen Namen wie Counterstrike, Battlefield und dergleichen mehr nutzen die gesamte Leistung vernetzter Computer und sind schwindelerregend realistisch. Spielt ein Jugendlicher exzessiv, dann können sich die Konturen seiner Realität verwischen. Dann beginnt Sucht, Krankheit, und am Ende vielleicht der Wahn.

Bleibt noch anzumerken, dass solche Spiele keine Randerscheinung sind: Counterstrike wurde über 11 Millionen Mal verkauft, Onlineverkäufe noch nicht eingerechnet. Und: Ego-Shooter sind keine Angelegenheit krimineller Anbieter. Das womöglich Bekannteste dieser Gewaltspiele, das gar kostenlos im Internet heruntergeladen werden kann, heisst – America’s Army. Es dient der Rekrutierung künftiger Soldaten und stammt, ganz offiziell, von der U.S. Army und dem Pentagon.

DAB

Wenn ich Radio hören will, dann schalte ich mein altes Transistorradio ein. Je nach Wetterlage knackt es manchmal ein bisschen, rauscht ab und zu – und ich erinnere mich an die Zeit von Radio Beromünster, als nachts immer wieder ein algerischer Sender dazwischenfunkte. Das Rauschen und Knacken – es gehört zum Radio seit 1912, als die Physikabteilung der Uni Basel die erste Radioantenne aufspannte: zwischen einem Uhrmacheratelier am Nadelberg und dem Turm der Peterskirche.

Das Rauschen war den Radiotechnikern seit jeher ein Dorn um Ohr: Alle neuen Radiotechniken versuchten, ihm zu Leibe zu rücken – mithilfe der Mittel-, der Kurz-, der Ultrakurzwelle. Und heute nun machen ihm drei Buchstaben endgültig den Garaus: DABDigital Audio Broadcasting, zu deutsch: digitales Radio. Zugegegeben: In einer Zeit, da alles Alte analog und schlecht ist und alles Neue digital und gut, klingt das wenig spektakulär.

Und das ist falsch. Denn DAB ist eine kleine Radiorevolution. DAB ist Radio in HiFi-Qualität, egal, ob zuhause oder im Auto. Ihr Programm hat dabei immer dieselbe Frequenz – vorbei ist das lästige Herumfingern am Autoradio, wenn das Echo der Zeit mal wieder im Rauschen verhallt ist. DAB funkt nicht mehr wie UKW, sondern bündelt die Töne von bis zu einem Dutzend Stationen in einem einzigen Datenstrom. Das Hantieren mit Frequenzen ist passé: Ein DAB-Radio zerlegt die empfangenen Daten und präsentiert Ihnen Ihr Lieblingsprogramm mit seinem vollen Namen, mit der gespielten Musik und vielem mehr. DAB-Programme gibt’s in der Schweiz immer mehr – seit 1999 alle SRG-Programme, seit 2008 dazu über ein Dutzend privater Radios jeder Couleur.

Doch selbst wenn digitale Technik angeblich die Welt zum Dorf macht – der algerische Sender von einst jedenfalls ist mit DAB in unerreichbare Ferne gerückt.