Bermuda-Dreieck

Am Nachmittag des 5. Dezember 1945 bricht «Flug 19», eine Staffel aus fünf Bombern der US-Navy, von Fort Lauderdale zu einem Trainingsflug auf. Doch dann verlieren die Piloten jede Orientierung, der Treibstoff wird knapp. Um 18.20 Uhr funkt Staffelführer Charles C. Taylor:

Alle bleiben eng zusammen. Wenn wir kein Land erreichen, müssen wir notwassern. Sobald der erste unter 10 Gallonen fällt, gehen wir alle gemeinsam runter.

Es ist das letzte Lebenszeichen. Flugboote, Rettungsflugzeuge, ein Flugzeugträger suchen tagelang das Meer ab, ohne Erfolg. Keine Trümmerteile, keine Ölspur, nichts. «Flug 19» bleibt verschollen. Schlimmer noch: Auch eines der Suchflugzeuge verschwindet spurlos.

Seither gilt die Region vor der Ostküste Floridas als gefährlichste der Welt: Hier sollen mehr Schiffe und Flugzeuge verschwunden sein als irgendwo sonst. Monsterwellen? Magnetfelder? Methangasblasen? Seeungeheuer? Die Fantasie der Sensationsblätter kennt keine Grenzen. Noch dreissig Jahre nach dem ersten Unglück sammelt Buchautor Charles Berlitz Dutzende solcher Unglücke und fabuliert über Menschen sammelnde Aliens. Sein Buch verkauft sich bis heute prächtig.

Plausible Erklärungen für das Verschwinden der Schiffe und Flugzeuge liegen seit langem auf dem Tisch. Erwiesen ist zudem, dass es im Bermuda-Dreieck gar keine Häufung gibt – das Ganze, schreibt etwa der Sachbuchautor und Pilot Lawrence David Kusche, sei in etwa so logisch, wie wenn man sämtliche Autounfälle in Arizona auf ein und dieselbe Ursache zurückführen würde. Nur sind Statistiken nicht ganz so spannend wie saftige Storys. Und so ist dem Mythos vom Bermuda-Dreieck vermutlich noch ein langes Leben beschieden.