Barbaren sind Weltenbürger. Es gibt sie überall, und das Schimpfwort «Barbar» geht uns leicht von der Zunge, wenn es um unkultiviertes Verhalten geht.
Der Barbar hat eine lange Geschichte. Der Ursprung des seltsamen Worts ist Lautmalerei – in einer altindischen, über 2000 Jahre alten Grammatik steht barbaratâ für einen Sprachfehler, einer falschen Aussprache des «r». Ein paar Jahrhunderte später, in Homers «Ilias», sind βάρβαροι die unzivilisierten Stotterer aus Karien, einem Gebiet in der heutigen Südwesttürkei. Das zunehmend abschätzige βάρβαρος wurde im hellenozentrischen Weltbild zum Inbegriff des unkultivierten, weil des Griechischen nicht mächtigen Fremden, was entweder geografisch – Völker an den Rändern der bekannten Welt – oder aber weltanschaulich gemeint war: Juden, Christen, Römer und sonstige Heiden, die andere als die olympischen Götter verehrten. Das antike Rom übernahm den Begriff und spitzte ihn zu; einen Römer als barbarus zu bezeichnen, galt als grobe Beleidigung. Und der niederländische Geograf Gerard de Kremer, der sich vornehm Mercator nannte, gestaltete Anfang des 17. Jh. gar eine Karte von «Barbarien», die gleich ganz Nordafrika umfasste.
Die Abwertung blieb haften: Historiker des 18. und 19. Jh. teilten die Menschheitsgeschichte ein in die Phase der «Wilden» (Jäger und Sammler). Die darauffolgende Zeit war die der «Barbaren» (Nomaden und Bauern), und die wurde schliesslich abgelöst von der Ära der «Zivilisierten» (Kulturvölker).
Barbaren, so wissen wir heute, kommen von überall her, denn in welcher Phase wir uns auch befinden mögen: Rüpel sind ziemlich universell.