Sie ist ein ungeliebtes Kind, die Computerschrift mit dem Namen Arial. Sie findet sich buchstäblich auf jedem Computer, auf jeder zweiten Webseite und jedem dritten Brief dieser Welt. Und das, wo sich Schriftgestalter und Grafiker einig sind: Die Arial ist keine gelungene Schrift.
Die Entwicklung eines Fonts, wie die Schriften auf Englisch heissen, ist nämlich eine Kunst. Zwei dieser Künstler waren der Grafiker Max Miedinger und Eduard Hoffmann, Chef der Haas’schen Schriftgiesserei in Münchenstein bei Basel. 1956 entwarfen sie ihre neueste Schrift und nannten sie, ganz selbstbewusst, «Helvetica». Es war eine Groteskschrift ohne Serifen, wie die charakteristischen Füsschen einer Zeitungsschrift heissen. Die zeitlose Eleganz der Helvetica fegte förmlich durch Grafik und Druck, Unternehmen in aller Welt machten sie zur Firmenschrift – und die Helvetica zur Ikone der schweizerischen Typografie.
Nur: Die Helvetica kostet Geld. Und so schuf die amerikanische Setzmaschinen- und Schriftenfirma Monotype eine Discountvariante, die Arial. Es wäre ein leichtes gewesen, die Helvetica einfach zu kopieren – solches taten viele und kamen damit ohne weiteres durch –, aber die Schriftgestalter Robin Nicholas und Patricia Saunders von Monotype hatten ganz offensichtlich Hemmungen. Selbst wenn Arial und Helvetica für das ungeübte Auge gleich aussehen: Sie unterscheiden sich in vielen kleinen Details. Das obere Ende des kleinen Helvetica-t endet rechtwinklig und nicht schräg wie bei Arial; das grosse Arial-R wiederum hat ein gestrecktes Bein, wo das der Helvetica einen eleganten Schwung besitzt.
Der Rest ist Geschichte: Apple bezahlte brav die Lizenzgebühren und gab seinem OS die Helvetica mit, Microsoft dagegen knauserte – und packte Arial in Windows. Das eroberte die Welt und mit ihr das Internet.
Böse Zungen behaupten, das Web hätte mit der Arial die Schrift bekommen, die es verdiene.