Scrib

Deutschland, England, USA – wie man es dreht und wendet, der Computer ist ein Ausländer. Doch einer seiner Vorfahren war ein echter Schweizer. Und das kam so:

1976 traf Jean-Daniel Nicoud, Physikprofessor an der EPFL Lausanne, auf einem Swissair-Flug nach Boston zufällig einen Vertreter der Lausanner Firma Bobst Graphic. Ein Wort gab das andere, und am Ende waren sich die beiden einig, gemeinsam einen tragbaren Computer für Journalisten zu entwickeln, der Texte speichern und verschicken konnte.

Das Ergebnis hiess «Scrib» und war eine mittlere Revolution. Das in Olivgrün und Beige gehaltene, 16 Kilo schwere Gerät sah aus wie eine elektrische Schreibmaschine und speicherte Texte auf zwei Mikrokassetten à je 8000 Zeichen. Auf der Rückseite befand sich ein 7-Zoll-Bildschirm, den man mithilfe eines ausklappbaren Spiegels sehen konnte, und mit einem Akustikkoppler liessen sich die Texte mit atemberaubenden 300 Bit pro Sekunde in die Redaktionen übermitteln. Nach dem Fussballspiel belagerten also die Reporter die wenigen Telefonkabinen des Stadions, und nach dem Senden folgte stets ein längeres Korrekturgespräch, weil der analoge Zeitimpuls des Münztelefons alle paar Zeilen die Sportprosa in Kauderwelsch verwandelt hatte.

Trotzdem war das Gerät ein Erfolg. Rund 1000 Stück wurden verkauft; 1978 erhielt der «Scrib» in San Francisco gar einen Designpreis. Die Firma Bobst Graphic ging unter, doch die «Scrib»-Maschinen zählten volle zehn Jahre lang zum Inventar von Zeitungsverlagen, die begriffen hatten, dass die Zukunft dem Computer gehört.

Ein Gedanke zu „Scrib

  1. Im Berner Museum für Kommunikation ist einer zu besichtigen. Die letzten zwei, die’s auf der „Bund“-Redaktion gab, waren wie die Hilfspolizisten im Witz: Einer konnte schreiben, der andere lesen.

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